Naturkindergarten Haidhausen e.V. erkundet den Stadtteil und den Frühling

Haidhausen · Holz und Steine statt Lego

Beim Vorlesen in der Tram versucht Erzieherin Kerstin Götz die Kinder aktiv miteinzubeziehen. Im Freien erklärt Waschbär Willi die Natur. Foto: ks

Beim Vorlesen in der Tram versucht Erzieherin Kerstin Götz die Kinder aktiv miteinzubeziehen. Im Freien erklärt Waschbär Willi die Natur. Foto: ks

Haidhausen · Vincent kann Paul heute nicht leiden. Überhaupt ist der Platz an der Trambahnhaltestelle Max-Weber-Platz für den Kindergartenspross reserviert, neben ihm sitzen darf auch keiner und Laura ist eine Heulsuse. Was sich nach Kindergarten anhört, ist auch einer. Der Naturkindergarten Haidhausen entdeckt den Frühling.

Mit der Tram macht er sich auf den Weg durch den Stadtteil und die Kinder lassen es in der Straßenbahn ordentlich krachen. Zu sehen gibt es auf der Fahrt einiges, doch die Kinder interessieren sich grad wenig für die Stadtteilkultur. Die Pädagogische Leiterin des Kindergartens, Kerstin Götz, soll unbedingt etwas vorlesen.

»Wir arbeiten situationsorientiert und gehen ganz auf die Bedürfnisse der Kinder ein. Diese geben die Themen vor«, erklärt Götz. Der Kindergarten hat keine festen Räumlichkeiten, Lediglich ein Bauwagen am Michael-Huber-Weg dient den Kindern als Treffpunkt. Von dort aus geht es jeden Tag auf große Erkundungstour durch Haidhausen und die Umgebung.

»Jeden Donnerstag besuchen wir einen Rhythmik-Kurs am Freien Musikzentrum in der Ismaninger Straße, von dort aus gehen wir immer über den Wiener Platz spazieren«, erläutert Götz. So lernen die Kinder ihren Stadtteil kennen, mit nur 16 Kindern in der Gruppe ist das auch kein Problem. »Das ist der Vorteil an dieser Elterninitiative, die sich vor drei Jahren gegründet hat. Die Gruppe ist überschaubar und hat keinen vorgeschriebenen Tagesplan.«

Dieses Angebot hat auch Silke Eberspächer gefallen. Mit ihrem fast dreijährigen Sohn Flavio fährt sie mit in der Trambahn, um das Konzept des Naturkindergartens kennenzulernen. »Ein Kindergarten mit Computerkursen wäre sicherlich nichts für meinen Sohn«, meint Eberspächer. »Vielmehr sollten diese Erfahrungen, ebenso wie beispielsweise Lego-Spielen noch einige Jahre auf sich warten lassen. Die Kinder sind doch auch mit den Dingen, die sie in der Natur finden voll zufrieden.«

Flavios Backen färben sich indessen zartrosa und er ist von den Spielmöglichkeiten in der Natur fasziniert. »Guck mal Mama, eine Blume«, freut sich der Sohnemann. Doch ob der Spross auch einen Platz im Naturkindergarten bekommt, steht noch in den Sternen. Denn auch hier sind die Wartelisten lang. »Es ist nicht der erste Kindergarten, den wir besuchen. Es geht zwar erst im Herbst los, aber man muss sich frühzeitig umschauen«, sagt Eberspächer.

Erzieherin Götz kann Flavios Mama beruhigen, denn wenn er in die Gruppe passt und sich wohlfühlt, kann ihn seine Mama in ein paar Wochen anmelden. Dann warten wieder neue Angebote auf die Kinder: Wäre Flavio schon vollwertiges Kindergartenkind im Vorschulalter könnte er sich mit einer Sondergruppe auf die Schule vorbereiten. »Wir erkunden die Schulwege durch Haidhausen und laufen sie ab. Dann ist ein Picknick auf der Praterinsel geplant«, erklärt Götz. Und wie man richtig Obst einkaufen geht, erklärt sie den Kindern auf dem Wiener Platz.

Wer sein Glück auf einen Kindergartenplatz versuchen möchte, kann sich unter www.naturkindergarten-haidhausen.de informieren.

ks

Artikel vom 01.04.2008
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