Albrecht Ackerland über Aprilscherze

München - „Da schau her“

Sie wissen es ja: Er macht, was er will, der April. Sagt der Volksmund. Seinen Sprichwörtern ist aber herzlich egal, dass etwa der März, der soeben zu Ende geht, ungefähr so folgsam und diszipliniert ist wie ein Esel. Die armen Rösslein, die der Bauer beim österlichen Schneesturm einspannen musste, tun mir wirklich leid. Ebenso der Bauer selbst.

Aber er und seine Arbeitstiere dürfen eben in diesem Monat nicht bockig sein wie die Esel. Denn: Er setzt seine Felder und Wiesen in Stand. Er pflüget den Boden, er egget und sät – und rührt seine Hände frühmorgens und spät. So steht es geschrieben, so hat es zu sein.

Nun kommt der April, und von ihm hoffen wir wirklich inständig, dass er einen schnellen Frühling will. Das kann man wirklich getrost von ihm erwarten, vielleicht hat er ja sowieso einen Pakt mit dem März, und die beiden haben ihre Rollen getauscht.

Freilich dürfen Sie, werte Leser, trotzdem Ihre Lieben und Gehassten in den April schicken. Schließlich verlangt das die Tradition. Ein erfolgreicher Aprilscherz braucht Muße und Hirnschmalz. Und: das listige Talent, über drei Ecken hinweg denken zu können. Ich wünschte, ich hätte diese Fähigkeiten. Gerne würde ich mich an dieser Stelle mit ausgefallenen Scherzen brüsten, mit denen ich in allen vergangenen Aprillen mein nahes Umfeld geplagt habe. Ich muss Sie enttäuschen.

Freilich: Selbst wenn ich der oberste aller Aprilscherzkekse wäre, ich würde meine Tasten ruhen lassen und schweigen. So wie es auch gute Zauberer machen: „Wenn ich Ihnen den Trick verriete, müsste ich Sie anschließend töten.“

Für Freunde des gepflegten Schalks bleibt die größte Unterhaltung manches Geschehen in unserer Stadt. Es muss nicht April sein, wenn Sie von einer Isarbrücke hören, die 100 Meter neben der Reichenbachbrücke gebaut werden soll. Und schon seit Januar habe ich – Sie konnten es an dieser Stelle bereits lesen – meine schummrige Freude am erfolgreichen Rauchverbot in den Kneipen. Den größten Spaß aber gibt es seit wenigen Tagen mit einem gewissen „Bruno“: Den Problembären selig gibt es nun ausgestopft im Museum „Mensch und Natur“.

Nun warte ich freudig auf die Juxerei Gunther von Hagens, der einen seiner ausgestopften Körperwelten-Menschen in Jägerart neben das Raubtier stellt. Mensch und Natur eben, der Aprilscherz schlechthin in wirklich museumsgerechter Form. Und jeder macht, was er will. Dazu passend jetzt ein Ausblick auf einen Text, der an dieser Stelle in vier Wochen stehen könnte. Sein Titel: „Schneeflöckchen, Maiglöckchen“.

Artikel vom 27.03.2008
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