Marianne Rosenberg kommt nach München – mit Jazz

München - „Ich singe, also bin ich“

Zum ersten Mal mit ihrem Jazz-Programm live in München: Marianne Rosenberg.Foto: em

Zum ersten Mal mit ihrem Jazz-Programm live in München: Marianne Rosenberg.Foto: em

München - Was hat sie nicht schon alles gemacht. Mit „Mr. Paul Mc Cartney“ hatte die 15-jährige Marianne Rosenberg 1970 ihren ersten Hit. Dann wurde aus ihr das bezaubernde Schlager-Goldkehlchen gemacht, das sie innerlich eigentlich nie war – aber ein paar Jahre lang glaubte sie fast selbst daran. In den achtziger Jahren dann emanzipierte sie sich von dieser „Haifischbranche“, wie sie das Musikgeschäft selbst heute noch nennt.

Stattdessen probierte sie musikalisch vieles aus – unter anderem mit Rio Reiser und Inga Humpe. Es folgten Ausflüge in verschiedenste Genres – Mystisches war ebenso dabei wie Elektrobeats. Die optische Selbstinszenierung änderte sich dabei jedesmal so radikal, dass man Marianne Rosenberg kaumt wiedererkannte.

Und genau an dem Punkt, an dem man fragen wollte, was da überhaupt noch kommen könnte, kam vor vier Jahren – der Jazz. Zunächst nur in ihrer Heimatstadt Berlin, dann per CD immer weiter darüber hinaus, und nun, am 29. April, schließlich auch in München, im Circus Krone. Wir trafen uns vorab zum Gespräch im Hotel Maritim mit ihr.

Wie kam Marianne Rosenberg eigentlich zum Jazz?

Das sind zum Teil Lieder, die ich schon in meiner Kindheit kannte. Vom Plattenteller meines Vaters, oder auch aus amerikanischen Schwarzweißfilmen, die ich mir sehr, sehr gern angesehen habe – und in denen ich auch immer die Kostüme der Schauspielerinnen bewunderte. Kleider, wie sie Catherine Hepburn trug, die ich mir dann später zur Belustigung der Promotion-Damen in der ZDF-Hitparade schneidern ließ – und sehr deplaziert damit auftrat und „Marlene“ sang.

Aber mit 20 Jahren hätten Sie das nicht singen können, was sie jetzt singen?

Da haben Sie recht, das hätte ich nicht singen können, nein. Jedenfalls nicht glaubhaft.

Aber von Ihrer inneren Einstellung her schon?

Von meiner Musikalität her, die ich familienbedingt auch mitbrachte, hätte ich das unbedingt singen können. Aber man hätte es mir nicht geglaubt.

Kann es den Menschen Marianne Rosenberg überhaupt ohne Musik geben? Ohne zu singen?

Ich sitze oft am Klavier und spiele irgendwelche Melodien nur für mich – wo ich mir manchmal denke, ach wie schön war das jetzt, da hättest du man ‘nen Band mitlaufen lassen sollen. Und insofern denke ich, wird es Musik für mich immer geben - ich singe, also bin ich.

Und was werden Sie nun in Ihrem Jazzkonzert singen?

Auf jeden Fall die Songs meines Jazz-Albums „I’m a woman“ – aber noch mehr. Und noch sechs Songs, die die Leute noch nie von mir gehört haben. Einerseits gibt es Songs, die ich ins Deutsche übertragen habe – beziehungsweise ins Berlinerische. Andererseits gibt es aber auch Eigenkompositionen wie das „Schwarze Cafe“ oder „Wenn ick jeh“.

Haben Sie die Eigenkompositionen gleich auf Berlinerisch geschrieben?

Ja.

Würde das auf Bayerisch genauso funktionieren?

Das haben doch schon Leute gemacht, oder?

Aber mit Jazz?

Mit Jazz noch nicht. Aber ich glaube, dass es auch gehen würde.

Worauf kommt es dabei an?

Dass es eine Sprache ist, die sich authentisch anfühlt, mit der man eben so Dinge wie den Tod behandeln kann – wie „Im Schwarzen Cafe“ den Tod von Rio Reiser und in „Wenn ick jeh“ die kleine Regieanweisung, was zu tun ist, wenn ich das Zeitliche gesegnet habe. Im Hochdeutschen hätte das ein Pathos und eine Gewichtung gehabt, die ich auf keinen Fall wollte. Das Berlinerische aber reduziert es auf das eigentliche, nüchterne. Dass man darüber auch ‘nen Witz machen können muss wie zum Beispiel „weiß und klein, denn da pass’ ich prima rein“. Und dann kommt noch hinzu, dass es so wunderbar melodisch klingt, das Berlinerische …

Also doch: „Jazzsprache Berlinerisch“?

Ich würde sagen, ja – aber ich wollte es nicht sagen … (lacht)

Und München? Haben Sie eine besondere Beziehung zu dieser Stadt?

Meine Freundin Marianne Enzensberger hat hier gelebt. Aus diesem Grunde gibt es hier auch noch Freunde von ihr, die dann auch zum Teil Freunde von mir wurden und die wir öfter besucht haben. Dadurch ist München für mich etwas privater geworden. Ich dachte immer, München ist nur so eine Schicki-Micki-P1-Metropole, und entdeckte dann so ein ganz anderes, szeniges, ein bißchen abgefahrenes, durchaus politisch auch sehr bewusstes München, was mir sehr gefallen hat.

Und der Circus Krone?

Ich war das letzte Mal da mit meiner Pop-Show „Für immer wie heute“ – das fand ich wundervoll, weil ich aber auch diesen Ort wundervoll finde. Und ich kann mich erinnern, wir kamen sehr früh an. Ich hatte noch Zeit und bin auf diesem Gelände herumgegangen, auch so in diese Bereiche, wo man noch deutlich roch und auch sah, dass da vorher Tiere untergebracht waren. Es war einfach ein unvergleichlich schönes Gefühl. Also, ich freue mich sehr, dort zu spielen.

Gehört denn diese Musik nicht eher ins „Schwarze Cafe“? Ist der Circus Krone nicht etwas zu groß für dieses sehr intime Gefühl der Songs?

Das habe ich ja bei der Alten Oper in Frankfurt gedacht - und es hat so gut funktioniert. Ich war total überrascht.

Unterscheiden Sie zwischen dem Jazz-Publikum und dem Pop-Publikum? Nein – viele wandern hin und her, um zu gucken: Was passiert da? Das interessiert die Leute.

Was passiert, wenn beim Konzert am 29. April im Circus Krone im Publikum auf einmal ganz viele nach „Marlene“ schreien?

Dann werden wir es spielen.

In einer Jazz-Version?

Ja, in einer Jazz-Fassung.

Das ist ein Versprechen?

Das ist ein Versprechen.

Also auch eine Aufforderung …

(Lacht) Oder so – ja!

Marianne Rosenberg, vielen Dank für das Gespräch!

Karten für das Jazz-Konzert gibt es an allen bekannten Vorverkaufsstellen.

Von Eva Mäkler

Artikel vom 27.03.2008
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