Abriss und Modernisierung in der Kirchenstraße

Haidhausen · Mieterversammlung schafft Klarheit

Haidhausen · Es ist eine Geschichte, wie sie überall in ganz München passieren könnte. Ein Mietshaus wird verkauft, der neue Eigentümer will modernisieren und die Wohnungen dann verkaufen. Aber gerade in Haidhausen grassiert seit Jahren eine Modernisierungswelle. In vielen alten Häusern leben die Mieter schon seit Jahrzehnten. So auch im Mietshaus in der Kirchenstraße 87 und 89.

Im Sommer wurde den Bewohnern mitgeteilt, dass der neue Eigentümer Wüstenrot plant, das Hinterhaus abzureißen und das Vorderhaus zu modernisieren.

Da sich die Gebäude jedoch nicht im Gebiet der Erhaltungssatzung befinden, hat die Stadt kein Vorkaufsrecht und wird bei Veräußerung gar nicht erst eingeschalten. Der angestammten Mieterschaft liegen nun Aufhebungsverträge vor, die ihnen einen finanziellen Ausgleich versprechen, wenn sie ihre Wohnungen räumen.

Doch das kommt für die meisten Mieter nicht in Fragen. »Wir leben schon seit 45 Jahren in diesem Haus und sind über 80 Jahre alt, da kann man uns nicht mehr verpflanzen«, empört sich ein Bewohner des Rückgebäudes bei der Mieterversammlung am vergangenen Donnerstag. Die Vorsitzende des Bezirksausschusses Au-Haidhausen (BA 5), Adelheid Dietz-Will, hatte zu der Veranstaltung geladen, um die Mieter über ihre Rechte aufzuklären. »Ich wurde an einem Informationsstand zur Kommunalwahl angesprochen, ob ich schon von dem geplanten Abriss des Gebäudes in der Kirchenstraße wüsste«, erzählt Dietz-Will.

Kurzerhand organisierte die BA-Chefin eine Versammlung, lud dazu Vertreter des Mietervereins, von Mieter helfen Mieter und der Mietberatungsstelle im Sozialreferat ein, um die verunsicherten Haidhauser zu unterstützen.

Bereits nach kurzer Zeit war klar, dass die Lage weniger bedrohlich ist, als es anfänglich den Anschein hatte. Zwar liegen den Mietern Aufhebungsverträge vor, doch eine konkrete Kündigung wurde noch nicht ausgesprochen. »So dass der erste Schritt so aussehen sollte, dass sich die Mieter erst einmal solidarisieren – denn gemeinsam ist man einfach stärker«, weiß Beatrix Zurek, Vorsitzende des Mietervereins. Als Zusammenschluss hätten die Mieter auch bessere Verhandlungsmöglichkeiten mit dem Eigentümer.

Konkret steht in der Kirchenstraße nämlich im Raum, dass die Mieter des Rückgebäudes ins Vordergebäude ziehen sollen. »Aber lassen Sie sich bloß keinen neuen Mietvertrag andrehen«, warnt Zurek. »Sonst verlieren Sie ihren zehnjährigen Schutz vor einer Eigenbedarfsanmeldung.« Denn auch das Vorderhaus wird wohl nach der Sanierung Zug um Zug in Eigentumswohnungen umgewandelt werden. »Und bei diesen Preisen nutzt uns das Vorkaufsrecht auch nichts«, empört sich ein Mieter. Doch die Vorsitzende des Mietervereins rät zunächst einmal, genau auszuhandeln, wie sich die Miete im Vorderhaus entwickeln wird oder ob es möglich ist die Miete während der Modernisierungsmaßnahmen zu kürzen.

Dass der Abriss wohl nicht mehr abgewendet werden kann, haben die Mieter mittlerweile akzeptiert. Denn auch von Seiten der Stadt kann der Abriss nicht verhindert werden, solange die gleiche Fläche an Wohnraum wieder ersteht. Und im vorliegenden Fall würden sogar mehr Wohnungen gebaut, als aktuell vorhanden sind. Grundsätzlich gibt Zurek den Tipp: Bloß nicht die Flinte ins Korn werfen. A. Koller

Artikel vom 05.03.2008
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