Ein nervöser Schiedsrichter verhilft dem EHC zu drei Punkten

Die Hoffnung stirbt zuletzt

Nach dem Erfolg gegen die Lausitzer haben die Fans dem Schiri einige Patzer verziehen. Foto: hh-muc

Nach dem Erfolg gegen die Lausitzer haben die Fans dem Schiri einige Patzer verziehen. Foto: hh-muc

Der Sonntag war der Tag der Gäste beim EHC München. Doch die zeigten diesmal Manieren – so hielten sich die Fans der Lausitzer Füchse beim Verlesen des EHC-Kaders zurück und übertönten nicht jeden Namen mit Fäkalausdrücken. Auch während der Partie beschränkte sich der angereiste Anhang ausschließlich auf das Anfeuern der eigenen Mannschaft. Positiver Nebeneffekt: es machte den Anschein, als habe das Verhalten der gegnerischen Fans einen guten Einfluss auf die Nordkurve der Münchner Eishockeyfreunde.

Denn was der Anhängerschaft des EHC gewöhnlich fehlt, ist das richtige Feingefühl bei der „Behandlung“ der Schiedsrichter. Bislang waren Unparteiische oft ab der ersten Fehlentscheidung gnadenlos ausgepfiffen worden. Die Schimpftiraden reichten von Tiernamen bis zu Morddrohungen. Am letzten Sonntag beschränkten sich die Münchner Fans auf die Gesangszeile: „Der Schiri ist nervös…“ Dabei hätte es gerade im Spiel gegen die Füchse aus der Lausitz genügend Gründe gegeben, gegen den Regelobmann zu wettern. Nach der Partie waren sich die Coachs Pat Cortina und Thomas Popiesch einig, dass der Schiedsrichter gehörigen Einfluss auf den Ausgang des Matches genommen hatte. Wie die Fans stellte Popiesch fest: „Der Schiedsrichter ist immer nervöser geworden.“ Cortina, der nicht gerne über die Leistungen der Herren in Schwarz-Weiß redet, gab zu: „Es ist sehr schwer, nichts darüber zu sagen. Deshalb höre ich besser gleich auf zu reden.“ Woran es lag, dass die Fans sich doch nicht derart wie in den vorigen Wochen über die Leistung des Unparteiischen erzürnten, liegt auf der Hand: Die Leitung der Partie unterstand einem Gastschiedsrichter aus der Schweiz, dessen Einsatz sich tatsächlich schwierig gestaltete. So gab es zwei Situationen, in denen dem Referee unter die Arme gegriffen werden musste. Beim Stande von 2:1 für München gab der Schweizer ein Tor für die Füchse, das keines war. Immerhin erkannte er es umgehend wieder ab. Wenig später musste ihm gar erklärt werden, dass es in Deutschland keine Strafe gibt, wenn ein Spieler den Puck auf Höhe der gegnerischen Bank über die Bande hebt. Sicher erklärt sich die gute Laune der EHC-Fans auch aus dem 5:2-Erfolg gegen die Lausitzer Füchse, das sie für die 1:4-Pleite am Freitag in Bremerhaven entschädigte. In ihrer Euphorie wollte die Nordkurve gar nicht mehr aufhören zu singen: „Das ganze Stadion hüpft, olé olé.“ Weit weniger euphorisch zeigte sich Trainer Pat Cortina. „Wir waren heute wieder nicht kompakt genug“, monierte der Coach, „aber über den Erfolg bin ich natürlich glücklich. Das bringt Selbstvertrauen“. Was seinen Schützlingen in den kommenden Tagen blüht, kündigte der Italo-Kanadier auch an: „Videoanalyse.“ Denn wenn die Spieler ihre Fehler sehen könnten, sei es einfacher sie abzustellen. Auf die Tabelle sollten die Akteure dagegen lieber nicht schauen. Da der Tabellenachte aus Crimmitschau ebenfalls siegte, bleibt der Rückstand auf den letzten Playoff-Rang bei drei Punkten. Jetzt stellt sich die Frage: Sind die Playoffs nach den jüngsten Leistungen überhaupt noch das Ziel? „Ja“, betont Cortina, „solange es möglich ist. Wir haben drei Punkte Rückstand, es sind noch zwölf Punkte zu vergeben.“ Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Jan Lüdeke

Artikel vom 05.03.2008
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