BA 3 erinnert an Wilhelm Freiherr von Pechmann

Maxvorstadt · Widerstand gegen NS-Regime

Maxvorstadt · Zum 60. Todestag am 10. Februar erinnert der BA Maxvorstadt an Wilhelm Freiherr von Pechmann und zeigt in der Ausstellungsvitrine Kaulbachstraße 1 a ein großformatiges Bild von Pechmanns und Publikationen zur Würdigung seiner Persönlichkeit. Auf Initiative des Bezirksausschuss Maxvorstadt wurde der Fußweg am Westrand des Englischen Gartens (zwischen Von-der-Tann-Straße und Veterinärstraße) zum Gedenktag der Opfer des Nationalsozialismus 2000 nach Wilhelm Freiherr von Pechmann benannt.

Rechtzeitig zum 60. Todestag hat die Verwaltung Englischer Garten die Namensschilder erneuert. Das Wohnhaus Pechmanns in Bogenhausen (Rauchstraße 9 beziehungsweise Friedrich-Herschel-Straße 16), errichtet 1900 von Friedrich Thiersch, war aktuell vom Abbruch bedroht. Gerade in den letzten Wochen hatte bürgerschaftliches Engagement, unterstützt unter anderem vom Landesamt für Denkmalpflege, einen Erfolg.

Die baugeschichtlich und vor allem kulturhistorisch wertvolle Villa bleibt erhalten. Klaus Bäumler, Vorsitzender BA Maxvorstadt: »Am Sonntag, 10. Februar, jährte sich der Todestag Wilhelm Freiherr von Pechmanns zum 60. Mal. Wilhelm Freiherr von Pechmann (10. Juni 1859 bis 10. Februar 1948) gehört zu den wenigen Persönlichkeiten, die im ›Dritten Reich‹ aufrecht widerstanden. Pechmann setzte sich innerhalb und außerhalb der Evangelischen Kirche ab 1933 mit großer Beharrlichkeit und unermüdlich gegen das NS-Regime ein.

Pechmanns innerkirchliches Bemühen gegenüber Landesbischof Hans Meiser, sein Eintreten für Juden, Katholiken und Protestanten (wie Pater Rupert Maier und Pastor Martin Miemöller) sowie sein Ringen um gemeinsame Positionen der Christen gegenüber dem Unrechtsstaat ist erst in den letzten Jahren öffentlich gewürdigt worden. Pechmann hatte in der NS-Zeit den Mut, gegen die Verfolgung jüdischer Mitbürger zu protestieren.

Pechmann hatte 1933 als mutiger und engagierter Christ sehr rasch die Unmenschlichkeit des NS-Regimes erkannt und hielt mit seiner Meinung nicht zurück. Ab 1933 versuchte er durch seinen Briefwechsel, das Unrecht ›öffentlich zu machen‹.

Pechmanns Brief vom 8. November 1941 an Landesbischof Meiser ist ein bewegendes Zeitdokument: Es ist geradezu himmelschreiend, wenn man hört und sieht, dass neuerdings sämtlichen Juden ohne Ausnahmen die Benutzung der Straßenbahn verboten ist, dass aber die in Arbeit stehenden Juden trotzdem angehalten werden, ihre Arbeitszeiten genau einzuhalten. Auch die Sperrung öffentlicher Anlagen sogar des Hofgartens und der Maximiliansanlagen usw. für Juden gehört zu den Dingen, die von christlichem Standpunkt gar nicht zu reden, schon aus Gründen der Menschlichkeit geeignet sind, nicht weniger den deutschen Namen zu belasten, als die Opfer eines derartigen Sadismus zur Verzweiflung zu treiben …«

Artikel vom 13.02.2008
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