Architekt und Direktor für NS-Doku-Zentrum gesucht

München - Das Erinnern beginnt

Auf den Überresten des „Braunen Hauses“ will Kulturchef Küppers das NS-Doku-Zentrum bauen lassen.	Foto: Ar./LHM

Auf den Überresten des „Braunen Hauses“ will Kulturchef Küppers das NS-Doku-Zentrum bauen lassen. Foto: Ar./LHM

Eigentlich ist es seit Jahren beschlossene Sache: Zwischen Karolinen- und Königsplatz, dem ehemaligen „Parteiviertel“ der NSDAP, soll ein NS-Dokumentationszentrum entstehen. Trotz gesicherter Finanzierung allerdings lässt der erste Spatenstich auf sich warten – die Architektensuche und die ungeklärte Personalfrage werden das 30 Millionen Euro schwere Projekt um ein weiteres Jahr verzögern.

Die Vorgeschichte des Zentrums, das über die nationalsozialistische Vergangenheit Münchens informieren soll, ist lang: Angeregt hatte der Stadtrat den Bau einer solchen Einrichtung bereits 1989 – erst 2005 aber stellte der Freistaat das Gelände des „Braunen Hauses“, der ehemaligen Zentrale der NSDAP, zur Verfügung. Als im vergangenen Jahr mit der mündlichen Zusage des Bundes, ein Drittel der Kosten zu schultern, die Finanzierung geregelt war, schien das Projekt in trockenen Tüchern. „Das NS-Dokumentationszentrum in München hat endlich eine Zukunft“, jubelte Münchens Kulturreferent Hans-Georg Küppers.

Noch dieses Jahr, zum 850. Gründungsjubiläum der Stadt, sollte der Grundstein gelegt werden. „Das klappt leider nicht“, verriet allerdings eine Sprecherin des Kulturreferats auf Anfrage des SamstagsBlatts. Der Grund: Die Klärung der Orts- und Finanzfrage hatte zu viel Zeit verschlungen. Zudem wird ein weiteres Jahr ins Land ziehen, bis ein Architekt und ein Direktor für das Dokumentationszentrum gefunden sind. Für beides wird es in Kürze eine öffentliche Ausschreibung geben. Aktuell wird noch darüber gestritten, wer in der sogenannten Findungskommission zur Auswahl der Bewerber sitzen darf. Was wiederum bedeutet: Bis die entsprechende Stellenanzeige veröffentlicht ist, fließt noch viel Wasser die Isar hinab.

Klaus Bäumler (CSU), Chef des Bezirksausschusses Maxvorstadt (BA 3), ist Mitglied des politischen Beirats des Dokumentationszentrums. Wichtig ist ihm vor allem, dass der künftige Direktor einen Bezug zu München hat: „Es muss kein Münchner sein – aus seiner Vita aber sollte schon hervorgehen, dass er sich intensiv mit Münchner Zeitgeschichte beschäftigt hat“, fordert er. Auch für die Findungskommission wünscht er sich Fachleute, die mit der Stadt vertraut sind – letztlich aber werde der Stadtrat über die Personalie entscheiden. Worauf Bäumler außerdem Wert legt: „Wichtig wären Fußwege zwischen dem Dokumentationszentrum und der künftigen Hochschule für Film und Fernsehen sowie dem Ägyptischen Museum.“

Für den Architektur-Wettbewerb steht inzwischen fest: Die heute noch sichtbaren Grundmauern des „Braunen Hauses“ müssen nicht erhalten werden. „Die Ruinen erfüllen die gesetzlichen Ansprüche an ein Denkmal nicht“, wie das Landesamt für Denkmalpflege urteilte.

Übrigens zeugen heute nur wenige Orte von der NS-Herrschaft in München: Die amerikanische Militärregierung ließ nach Kriegsende nationalsozialistische Symbole wie Hakenkreuze beseitigen und Bauten wie den „Ehrentempel“ am Königsplatz sprengen. Bereits damals hatte man erstmals über eine Bildungsstätte für die Auseinandersetzung mit der NS-Zeit nachgedacht. Von Nadine Nöhmaier

Artikel vom 07.02.2008
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