Im Sozialbürgerhaus an der Knorrstraße riecht es jetzt richtig lecker

Milbertshofen · Auf einen Kaffee aufs Amt

Der 16-jährigen Jasmin (links) gefällt ihr Job hinter dem Tresen im Foyer des Sozialbürgerhauses sehr.	F.: em

Der 16-jährigen Jasmin (links) gefällt ihr Job hinter dem Tresen im Foyer des Sozialbürgerhauses sehr. F.: em

Milbertshofen · Knorrstraße 101 – 103: die Adresse der Sozialbürgerhäuser (SBH) Feldmoching-Hasenbergl und Milbertshofen-Am Hart – und von »Aromaduft«, einer Café-Bar. Denn in diese SBH kann man neuerdings auch einfach mal zwischendurch auf einen Cappuccino gehen. Und das liegt an einem besonderen Projekt für »schwer vermittelbare Jugendliche«.

Sie haben hier Arbeit gefunden.

Die 16-jährige Jasmin, zum Beispiel. Sie hatte schon zu vielen Pädagogen Kontakt. Doch sie fühlte sich von ihnen unter Druck gesetzt. Regeln, die ihr Betreuer setzten, erlebte sie als Überforderung und Bedrohung. Sie wehrte sich, indem sie nichts mitmachte, sich vor allem verweigerte. Doch die vorgegebene »Null Bock«-Haltung war vor allem eins: Selbstschutz.

Jetzt ist sie bei »Neue Wege«, einer privaten Jugendhilfe-Organisation, die im Auftrag der Stadt München arbeitet. Ihre Mitarbeiter betreuen unter anderem Jugendliche wie Jasmin – Jugendliche, die den Behörden besonders auffällig geworden sind und die an einen geregelten Tagesablauf erst langsam wieder gewöhnt werden müssen. Zunächst nur montags und donnerstags, jeweils von 9 bis 15.30 Uhr, stehen einige von ihnen jetzt im Foyer der SBH hinter einem Bartresen. Stundenweise arbeiten sie dort unter Anleitung ihrer Betreuer, kommen in Kontakt mit verschiedensten Menschen – haben aber auch einen Raum, in den sie sich bei Bedarf kurzfristig zurückziehen können. Dort können eventuelle Konflikte schnell geklärt werden, und es gibt ein wenig Ruhe, wenn mal alles zuviel werden sollte.

Jasmin ist von ihrem ersten Arbeitstag begeistert: »Die Kunden sind nett und mit meiner Kollegin, der Jenny, macht’s mir viel Spaß!« Langsam baut Jasmin Selbstvertrauen, Durchhaltevermögen und soziale Fähigkeiten auf. Voraussetzungen für ihr großes Ziel. »Ich werde den Hauptschulabschluss nachmachen. Bestimmt kann ich schon in ein paar Monaten damit anfangen!« sagt sie bestimmt. Schulabbrüche sind in diesen jungen Lebensläufen zum Beispiel die Regel. Doch mit intensiver Einzelbetreuung wachsen jeden Tag die Chancen, auch in dieser Beziehung alles nachzuholen. Die Arbeit in der Café-Bar ist für einige der Betreuten ein wichtiger Schritt auf dem Weg dahin.

Den Aromaduft kann jeder genießen, der beim Sozialbürgerhaus in der Knorrstraße vorbeischaut – auf einen Cappuccino, zum Beispiel. Die Preise sind so, dass man sich den hier auf jeden Fall leisten kann. Eva Mäkler

Artikel vom 05.02.2008
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