Glück und gute Arbeit - so klappt’s beim EHC auch mit dem Siegen

„Das ist modernes Eishockey“

Ein Eishockeykrimi wurde am Sonntag gegen die Heilbronner Falken geschrieben. Foto: hh-muc

Ein Eishockeykrimi wurde am Sonntag gegen die Heilbronner Falken geschrieben. Foto: hh-muc

Entspannt verlässt Pat Cortina das Eis. Die linke Hand in der Hosentasche, in der rechten seine Taktiktafel – so schlendert der EHC-Coach von seinem Platz an der Bande in Richtung Kabine. Währenddessen lassen sich seine Schützlinge vom Fan-Anhang feiern. Die Olympia-Eishalle kocht, wie sie lange nicht mehr gekocht hat. Doch so lässig, wie sich Cortina am Sonntagabend gab, sah es im Inneren des Trainers mit Sicherheit nicht aus.

In einem verrückten, hart umkämpften Spiel hatte der EHC gegen den Tabellenvierten Heilbronner Falken mit 6:4 gesiegt. Dabei war Cortinas Team vor dem letzten Drittel mit 2:3 (EHC-Tore: Robert Pell, Andi Kruck) im Rückstand. Nur 64 Sekunden war der letzte Spielabschnitt alt, bis Kruck mit seinem zweiten Treffer für den Ausgleich sorgte. Beim Stand von 3:3 blieb es dann auch – bis drei Minuten und 41 Sekunden vor Spielende. Jetzt traf Tobias Artmeier nach feiner, maßgenauer Vorarbeit von Jade Galbraith zum 4:3 für den EHC. Diese Führung jedoch sollte nur 38 Sekunden halten: In ihrer Euphorie hatten die Münchner das Verteidigen vergessen – sie kassierten den Ausgleich (56:57). Wer aber dachte, Team und Zuschauer seien nun am Boden, der sah sich getäuscht: Unter ständigen Anfeuerungsrufen aus der Nordkurve bäumte sich der EHC nochmals auf. Das Vorspiel zum entscheidenden Treffer passte voll und ganz zu dieser verrückten Endphase. Immer wieder kam es zu Handgemengen, so dass irgendwann auch Brent Robinson auf der Strafbank landete. Diese Unterzahl kurz vor Schluss hätte dem EHC das Genick brechen können. Doch exakt in der Sekunde, in der Robinson auf das Eis zurückkehrte, traf Neville Rautert mit dem Mut der Verzweiflung zum 5:4 (59:15). Sein erster Schussversuch war noch abgeblockt worden, den zweiten hämmerte der Angreifer ins gegnerische Gehäuse. Wenige Sekunden vor Abpfiff schließlich sorgte Topscorer Mike Kompon für den 6:4-Endstand (59:38). Die Nordkurve stand Kopf. Endlich ist das Glück zurück in München. In vier Spielen unter Pat Cortina holte der EHC acht Punkte. Die einzige Niederlage kassierte man am Freitag in Garmisch beim SC Riessersee. Auch in dieser Partie hatte das Team gut gespielt, war aber am gegnerischen Torhüter verzweifelt. „Gute Arbeit zahlt sich eben aus“, frohlockte Cortina nach dem Sieg über Heilbronn. Der Trainer sieht aber noch viel Arbeit auf sich und sein Team zukommen. Zwar habe man es geschafft, cleverer zu spielen als zuletzt, die fehlende Disziplin in der Defensive bereitet dem Coach jedoch einige Bauchschmerzen: „Wir müssen daran arbeiten. Denn eins ist klar: Es ist schwer, Spiele zu gewinnen, wenn man hinten jedes Mal drei Tore kassiert.“ Das sieht auch Elvis Beslagic so: „Wir waren das ganze Spiel sehr gut, haben aber leichtsinnige Tore bekommen.“ Ebenso wie der Coach hofft auch der Verteidiger, im Kampf um die Playoffs ein Wörtchen mitreden zu können. Man spiele unter Cortina aggressiver, übe mehr Druck auf den Gegner aus. „Das ist modernes Eishockey.“ Eishockey, das der EHC erst in zwei Wochen wieder zeigen kann: Denn am kommenden Wochenende ist spielfrei. „Klar wäre uns lieber, wir könnten sofort weitermachen. Es läuft zurzeit ganz gut“, gibt Cortina zu. Jetzt aber hat die Mannschaft erst einmal drei Tage frei. Die Spieler sollen frische Kräfte sammeln, damit der Trainer auch nach der nächsten Partie wieder entspannt übers Eis schlendern kann. Die rechte Hand in der Hosentasche, in der linken seine Taktiktafel – und den nächsten Sieg im Gepäck. Jan Lüdeke

Artikel vom 04.02.2008
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