Albrecht Ackerland über Fasching

München - „Da schau her“

Schön, so schön war die Zeit! Das werde ich mir die nächsten Jahre immer wieder vorsummen, wenn ich an den Fasching 2008 zurückdenke. Denn: So schön kurz war sie, die narrische Zeit in diesem Jahr. Nicht, dass ich ein Gegner bin vom Feiern, von Gaudi, vom Damischen und vom Blödeln.

Das alles gehört zum Leben dazu wie ein schönes Weißbier in der Abendsonne: Braucht man nicht, aber ist doch fast wichtiger als alles andere. Nur habe ich meine Probleme mit allem Gezwungenen – und das ist der Fasching leider schnell mal.

Zum Glück haben wir in München keine wochenlangen närrischen Prunksitzungen, eigentlich besteht der Münchner Fasching vor allem aus dem Faschingsdienstag. So wäre es auch egal, wie lang die Faschingszeit ist. Trotzdem ist es mir lieber, der Zirkus ist schnell vorbei. Wie eben in diesem Jahr.

Auch als Faschingsmuffel treibt’s mich freilich doch jedes Jahr in die Nähe der Innenstadt am Faschingsdienstag. Unter uns: Nicht zuletzt, weil es auch was für sich hat, schon in aller Herrgottsfrüh fast minütlich die Stamperl zu kippen. Außerdem ist es auch eine Freude, so viel geballte Freude bei den Menschen zu erleben. Nur der Lärm, der in den letzten Jahren auf dem Markt Einzug gehalten hat, der ging mir wahnsinnig auf die Nerven. Braucht kein Mensch, die Musik von Abba und DJ Ötzi in Düsenjetlautstärke.

So trinke ich diesmal mindestens ein Stamperl extra auf das Verbot, dass das Radio für seine Bühne zwischen den Marktständen bekommen hat. Eine Freude für sich, kann ich doch endlich auch einmal ein Verbot gut finden, was zum Glück selten genug vorkommt.

Nun gibt es ja neuerdings das Bestreben, die Leopoldstraße zur Faschingsmeile zu machen. „Corso Leopold“ will das, eine Combo, die eine „Rückeroberung des öffentlichen Raums“ durch die Bürger will und deren Untergruppierung „Urbanauten“ mit dieser Kitschtheorie auch den Stadtrat von ihren Strandbars auf Isarbrücken und anderen Plätzen überzeugen konnte. Dass dabei jedes Mal nichts anderes als kulturell verkleideter Kommerz rauskommt, scheint egal zu sein.

So passt es dann auch, dass die „Urbanauten“ ins Faschingsgeschäft drängen. Bei Verkleidungen kennen sie sich schließlich aus. Sollen sie auch gerne machen – solange der Markt davon verschont bleibt. Der ist schon erobert.

Artikel vom 01.02.2008
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