Lehrer und Schüler entsetzt über dreisten Diebstahl an ihrer Boulderwand

Neufahrn · »Eine Unverfrorenheit!«

Sie sind »stinksauer«: Schülerinnen und Schüler der Grundschule 2 in Neufahrn zeigen die paar Griffe der Boulderwand, die ihnen noch geblieben sind. Foto: em

Sie sind »stinksauer«: Schülerinnen und Schüler der Grundschule 2 in Neufahrn zeigen die paar Griffe der Boulderwand, die ihnen noch geblieben sind. Foto: em

Neufahrn · »Ein Telefon und ein Ghettoblaster!« »Ein Schmetterling, eine Brille, ein Elefant …« Auch wenn es nicht so klingt: Es geht um Griffe einer Kletterwand. Um gestohlene Griffe. Weshalb die Schülerinnen und Schüler der Grundschule 2 so traurig und wütend sind, dass es ihrem Rektor Josef Eschlwech keine Ruhe lässt und er sich jetzt an die Öffentlichkeit wendet.

»Vielleicht packt den Täter ja doch die Reue, und er bringt die Griffe zurück«, hofft er. Und ist immer noch fassungslos: »Wie kann man sechs- bis zehnjährigen Kindern nur so etwas antun?!«

Die Griffe und Tritte in Form von Tieren, Spielzeug oder anderen Gegenständen aus dem Alltag der Kinder sind nicht nur mindestens 500 Euro wert – für die Schüler sind sie Teil eines Projekts, auf das sie monatelang hingefiebert haben. Außerdem sind Kletterwand und Zubehör ein Geschenk ihrer Eltern an die Schule, anlässlich des 30-jährigen Jubiläums im Juni des vergangenen Jahres.

Mit den Vorbereitungen waren die Kinder jedoch schon seit April beschäftigt: Zuerst kündigten nur die »Baumaßnahmen« auf dem Schulhof das Ereignis an, dann galt es, sich auf die Gestaltung der Wand zu einigen. Entwürfe wurden zu Papier gebracht, und schließlich durften die Kinder der dritten und vierten Klassen die Wand danach besprühen. »Bis zur Eröffnung am 22. Juni haben die Kinder dann ständig nachgefragt, wann sie denn nun endlich fertig sein würde, die Wand. Die Identifikation mit dem Projekt ist für unsere Schüler also sehr hoch – es ist einfach ›ihre‹ Wand, die sie jetzt nicht mehr benutzen können«, sagt dazu Kerstin Rehm, die Konrektorin. Ein paar Griffe und Tritte sind zwar noch da – doch die hat der Hausmeister abgeschraubt, da das Klettern damit zu gefährlich wäre, besonders für die kleineren Kinder. Denn durch die entstandenen Lücken gibt es nun keine »Straßen« in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden mehr, die die Schüler sicher nachklettern könnten.

»Es ist ja nicht nur die Bewegung, die ihnen jetzt fehlt«, erklärt Josef Eschlwech. »Mit der Kletterwand schulen die Kinder ihre Koordination und das Miteinander – beim Klettern müssen sie gegenseitig Rücksicht nehmen und sich aufeinander verlassen können.«

Jetzt fehlt nicht nur die Möglichkeit, in den Pausen das Stillsitzen während des Unterrichts auszugleichen, sondern auch ein wichtiger Bestandteil der Sport-AG. »Es muss in den Weihnachtsferien gewesen sein, dass jemand auf den abgeschlossenen Schulhof gekommen ist und die Griffe abmontiert hat. Da die Wand wegen der Witterung sowieso gesperrt war, haben wir es gar nicht sofort bemerkt«, berichtet der Rektor. »Man kann leicht über den Zaun klettern«, ergänzen sofort einige Schüler. Seitdem fehlen über 30 der ursprünglich 100 Griffe. Sebastian und Paul, beide aus der vierten Klassse, überlegen schon, ob man einen Spendenkasten aufstellen sollte, um für Ersatz zu sorgen. »Vielleicht sollten wir die Griffe kennzeichnen«, überlegt ihre Mitschülerin Veronika.

Doch Kerstin Rehm hofft immer noch auf die beste Lösung: «Wenn es dem Dieb doch noch leid tut, kann er die Griffe immer noch einfach nachts vor die Tür legen!« Eva Mäkler

Artikel vom 30.01.2008
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...