Chinesisch boomt an Münchens Schulen

München - Exotische Zeichen

Chinesisch für Anfänger: Immer mehr Münchner Schüler lernen die fernöstliche Sprache. Foto: Archiv

Chinesisch für Anfänger: Immer mehr Münchner Schüler lernen die fernöstliche Sprache. Foto: Archiv

China boomt – auch an Münchner Schulen! Nicht nur am St.-Anna-Gymnasium im Lehel, wo die fernöstliche Sprache bereits seit 1962 auf dem Stundenplan steht, beschäftigen sich die Schüler mit exotischen Schriftzeichen: Insgesamt lernen derzeit 270 Münchner Schüler Chinesisch, bayernweit haben allein im vergangenen Jahr zusätzliche sieben Schulen das Fach in ihr Angebot aufgenommen.

„Es ist gut möglich, dass sich Chinesisch in Kürze an manchen Schulen als zweite oder dritte Fremdsprache etabliert“, glaubt die promovierte Sinologin Barbara Guber-Dorsch. Seit 1989 unterrichtet sie am St.-Anna-Gymnasium. Anfangs hatte sie nur eine Handvoll Schüler – bald aber schnellte das Interesse an der fremden Sprache in die Höhe, inzwischen zählen Guber-Dorschs Kurse oft bis zu 20 Teilnehmer.

Insgesamt nimmt sie allein am Anna-Gymnasium 60 Chinesisch-Schüler unter ihre Fittiche. „Manche von ihnen fahren zwei Stunden mit Zug zum Unterricht, weil an ihrem Ort kein Chinesisch angeboten wird“, sagt sie. Die meisten seien hochmotiviert, lobt sie: „Wer sich für Chinesisch entscheidet, will das offenbar wirklich lernen.“

Bis zu vier Jahre lang können sich die Schüler am St.-Anna-Gymnasium dem Land der Mitte annähern – und seit kurzem sogar ihr mündliches Abitur in Chinesisch ablegen. „Nach den vier Jahren hat man in der Regel die Fähigkeit, sich über den Alltag zu unterhalten und kann mit Hilfe des Lexikons die Zeitung lesen.“ Sprechen sei nämlich wesentlich einfacher als schreiben, sagt Guber-Dorsch.

Seit einigen Jahren wird die exotische Sprache allerdings auch an anderen Schulen der Stadt gelehrt – Tendenz steigend. Eine davon ist das Michaeli-Gymnasium in Berg am Laim. „Junge Leute wollen sich für die Welt von morgen rüsten, Chinesischkenntnisse sind da kein Nachteil“, erklärt die Direktorin Angelika Loders. Viele locke zudem die Herausforderung, etwas wirklich Schweres zu lernen.

„An den meisten der 30 bayerischen Schulen mit Chinesisch-Unterricht kann die Sprache aber nur als Wahlfach belegt werden“, räumt Günther Schuster vom Bayerischen Kultusministerium ein. Dazu gehören das Moosacher Gymnasium, das Karls- und das Klenze-Gymnasium.

Einen Lehrplan für Chinesisch gibt es in Bayern übrigens bereits seit 1995. Unterrichtsmaterialien hingegen sind praktisch nicht vorhanden: „Ich mache mir ebenso wie viele andere Chinesisch-Lehrer das Material selbst“, gesteht Guber-Dorsch. Es gebe zwar ein Lehrbuch, „das ist aber über 20 Jahre alt und enthält nur Stoff für ein Jahr.“

Dennoch schätzt das Kultusministerium die Bedeutung des Faches Chinesisch „sehr hoch ein“, wie Sprecher Schuster sagt. Aber auch andere exotische Sprachen gewinnen an Bedeutung – etwa Japanisch und Arabisch. „Wichtig fände ich zudem, dass osteuropäische Sprachen mehr gefördert würden“, ergänzt Loders vom Michaeli-Gymnasium, „die werden ebenfalls eine immer größere Rolle spielen.“

Artikel vom 24.01.2008
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