Die Ausstellung »Wait for Walk« im Stadtmuseum

Münchner Zentrum · Wann ist es Zeit zu gehen?

Das Warten an der Kreuzung als Kunstobjekt. Florian Böhm hat es im Bild festgehalten. 	Foto: VA

Das Warten an der Kreuzung als Kunstobjekt. Florian Böhm hat es im Bild festgehalten. Foto: VA

Münchner Zentrum · Die Galerie f5,6 München zeigt Arbeiten des in München und New York lebenden Künstlers Florian Böhm, anlässlich des Erscheinens von Wait for Walk, (Hrsg.: Hatje Cantz Verlag) und der gleichnamigen Ausstellung im Fotomuseum München. Die Galerie f5,6 präsentiert dabei Motive aus dem Projekt Wait for Walk sowie einen ausgesuchten Querschnitt Böhms früher Arbeiten (seit 1997).

Mit dem gemeinschaftlichen Archiv-Projekt Endcommercial®, Reading the City (zusammen mit Wolfgang Scheppe und Luca Pizzaroni) erlangte Florian Böhm erste internationale Anerkennung. Das Projekt wurde 2002 vielfach erfolgreich International in renommierten Museen und Institutionen ausgestellt und als Buch im Hatje Cantz Verlag publiziert. Am Beispiel New Yorks dokumentiert die bildlexikalische Arbeit der drei Künstler Strukturen der urbanen Improvisation und zeigt Strategien des Zurechtkommens in der Ökonomie der Straße. Sie macht sichtbar, wie der Mensch seine Umgebung – Laternen, Abfalleimer, Getränkekisten, Einkaufswagen, Ladenschilder oder Plastiktüten – nutzt, formt und zweckentfremdet. Durch die Selektion und die Ordnung in einem typologischen System werden subkulturelle Konventionen und vergegenständlichte soziale Widersprüche der Stadt erkennbar.

Überrascht gewinnt der Betrachter plötzlich Einsicht in die Differenz vom oft Gesehenen und niemals Registrierten. In der neuen Werkgruppe Wait for Walk erweitert Böhm die Typologie des urbanen Raums um eine Anthropologie der Großstadtmenschen: Studien wartender Passanten an Ampeln in New York in wechselnden und flüchtigen Konstellationen, erzeugt und arretiert durch den Rhythmus der Metropole, unbemerkt von Florian Böhm festgehalten. Die Serie ist unter klar definierten Rahmenbedingungen entstanden und erinnert an das »Dérive-Konzept« der Situationisten, bei dem durch Aufnahmetechnik subjektive, bildgestalterische Einflüsse des Fotografen vermieden werden sollen um somit ein möglichst objektives Abbild urbaner Wirklichkeit zu erreichen. In der Serie Wait for Walk gibt der Rhythmus des Verkehrsflusses den Takt vor und es entstehen so kurzzeitige Konstellationen, flüchtige Gruppenbilder, die sich selbst formieren.

Florian Böhm fotografierte meist unbeobachtet und im Zeitfenster vorbeifahrender Autos, so wird der Verkehrsfluss zum Verschlussvorhang und es entstehen Momente großer Authentizität. In ihrer präzisen Aufzeichnung des Geschehens offenbaren die Bilder bei aller Anonymität der Protagonisten ein fesselndes Panoptikum menschlicher Individualität und nonverbaler Kommunikation. Die Ausstellung wird am Donnerstag, 31. Januar, im Fotomuseum, St. Jakobs-Platz 1, eröffnet.

Artikel vom 22.01.2008
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