Aktien gehen vor Akazien – Bäume sollen Bauarbeiten geopfert werden

Maxvorstadt · Börse oder Bäume?

Die Aktien stehen schlecht für die Akazien am Haus der Münchner Börse: Möglicherweise fallen sie Bau-Arbeiten zum Opfer. Vielleicht aber schafft es der Bezirksausschuss Maxvorstadt, die Bäume zu retten.		          	Foto: js

Die Aktien stehen schlecht für die Akazien am Haus der Münchner Börse: Möglicherweise fallen sie Bau-Arbeiten zum Opfer. Vielleicht aber schafft es der Bezirksausschuss Maxvorstadt, die Bäume zu retten. Foto: js

Maxvorstadt · Im Haus der Münchner Börse werden die Kisten gepackt. Alle Mieter müssen raus, denn das noble Gebäude am Lenbachplatz wird von Grund auf saniert. Doch die Bauarbeiten fordern Opfer: Um den schweren Tresor aus dem Haus zu heben, will der Bauträger einen Kran aufstellen – und hat dafür die Fällung einiger Bäume beantragt.

Der Bezirksausschuss Maxvorstadt (BA 3) jedoch lehnt dies strikt ab. Eine Plane verhüllt die Fassade, das Baugerüst steht schon – der Startschuss für die Sanierung des Hauses der Münchner Börse ist gefallen. »Für die Arbeiten muss das Gebäude letztlich komplett leer sein«, erklärt Robert Felsch, Leiter des Bauprojekts. Während die Mitarbeiter der Börse ihren endgültigen Umzug starten, plagt das Stadtteilparlament der Maxvorstadt allerdings ein anderes Problem: Im Verlauf der Bauarbeiten sollen die städtischen Akazien auf dem Vorplatz des Gebäudes einem Kran weichen.

»Es gibt keinen anderen Standort für den Kran, wir haben alle Möglichkeiten geprüft«, argumentiert Landschaftsarchitekt Otto Bertram von der Berliner Bauträgergesellschaft Kondor Wessels, die das Gebäude Mitte 2007 erworben hat. BA-Chef Klaus Bäumler (CSU) hingegen ist anderer Meinung: »Ich bin entsetzt, wie mit städtischen Grünanlagen umgegangen wird«, klagt er. Zudem sei die Fällung eine Respektlosigkeit gegenüber dem Stifter der Bäume. Michael Endres, Vorstandsmitglied der Deutschen Bank, habe vor vielen Jahren die Akazien pflanzen lassen, »weil es ihm dort zu kahl war.«

Auch würde die Denkmalschutzbehörde keine Ersatzpflanzungen befürworten. Der Grund: Hohe Bäume würden den Blick auf das historische Haus versperren. »Bei dieser Regelung schießt das Amt weit übers Ziel hinaus«, mahnt allerdings Sigrid Mathies, SPD-Mitglied im BA 3. »Wenn wir bei allen alten Gebäuden den Grünwuchs fällen würden, blieben in der Innenstadt nicht viele Bäume übrig.« Thomas Graf (Grüne) schlägt vor, den Kran auf die Straße zu stellen. »Dann fällt eben für ein Jahr eine Fahrspur weg, in der Türkenstraße geht das doch auch«, findet er. Andreas Herrmann von der Abteilung Gartenbau des Baureferats räumt jedoch ein, dass möglicherweise eine Fällung aus Gründen der Verkehrssicherheit ohnehin nötig sei: Bei einem der Bäume bestehe der Verdacht auf Fäulnis, »er stand bereits unter Beobachtung, bevor der Bauträger den Antrag gestellt hat.«

Endgültig abgeschlossen soll die Sanierung Felsch zufolge übrigens im April 2009 sein. Wer anschließend einziehen soll, ist bislang noch unklar. »Wir führen bereits Gespräche mit möglichen Mietern«, so der Projektleiter. Verträge seien jedoch noch nicht unterschrieben. Geplant sei, das Erdgeschoss an Geschäftsleute und Gastronomen zu vergeben, die Obergeschosse sollen als Büros genutzt werden. Die Münchner Börse allerdings wird nicht mehr zurückkehren in ihr Stammhaus, in dem sie nahezu ein halbes Jahrhundert lang ihre Heimat hatte. Übergangsweise residiert das Unternehmen derzeit in der Hopfenstraße, 2009 wird es schließlich das ehemalige Gebäude der Bayerischen Landesbank am Karolinenplatz beziehen. Julia Stark

Artikel vom 22.01.2008
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...