Münchener Nord-Rundschau-Leserkrimi

Es geschah in Feldmoching…

Münchener Nord-Rundschau-Leserkrimi für Feldmochinger

Münchener Nord-Rundschau-Leserkrimi für Feldmochinger

Maria strauchelte. Doch ein unausgesprochener Befehl ließ ihre Beine mit der Bewegung fortfahren. Weiter, immer weiter. Auch, wenn der Atem in der Lunge stach und in den Ohren schrecklich rasselte. Nur nicht stehen bleiben. Und nicht umdrehen. Immer weiter weg laufen, bis nichts mehr wahr ist von dem, was passiert ist. Sich bis in alle Adern reinwaschen lassen von dem Sauerstoff.

Von der Feldmochinger Landluft, mitten in der Stadt. Die ihr bis gestern so langweilig erschien, weil nie etwas passierte zwischen dem See und ihrer kleinen Wohnung am Feldmochinger Anger. Gestern, das bedeutet, bevor sie mit dem Rad zum Baden gefahren war, schon im ersten Abendrot, die Musik aus dem MP3-Player laut auf den Ohren. So laut, dass sie den Mann nicht bemerkt hatte. Den, der sich später lachend als ihr ständiger Schatten vorstellte. Ihr »Lebensschatten« wollte er werden. Jetzt war kein Leben mehr in ihm.

  • Die Fortsetzung (Teil 2) kam von Silvana Kittl:

Ja, gestern war noch alles in Ordnung gewesen. Maria erinnerte sich daran, wie sie nach ihrem anstrengenden Schultag, der verpatzten Prüfung und dem Stress mit ihren Eltern die Ruhe am Feldmochinger See genossen hatte. Die letzten warmen Sonnenstrahlen hatten ihr ins Gesicht geschienen, während sie am Ufer lag. Dann war sie ins kühle Nass gestiegen und quer durch den See geschwommen. Sie konnte noch immer das Wasser um sich herum spüren.

In diesem Moment hatte sie sich so leicht und frei gefühlt, fast schwerelos. Endlich konnte sie sich einfach treiben lassen. Ihre Probleme schienen plötzlich ganz weit weg zu sein. Doch nun waren sie wieder allgegenwärtig. Maria spürte, wie das Stechen in ihrer rechten Körperseite immer stärker wurde und sie kaum noch Luft bekam. Aber dennoch gönnte sie sich keine Pause. Sie musste einfach weiter laufen, durfte unter keinen Umständen stehen bleiben. Zu schrecklich waren die Gedanken an diesen Mann, der mit einem Mal hinter ihr gestanden hatte, als sie gerade dabei gewesen war, sich abzutrocknen. Noch immer spürte sie seinen Atem in ihrem Nacken und den kalten Schauder, der ihr den Rücken hinunter gelaufen war, bevor sie die Kraft gefunden hatte, sich umzudrehen. Sie hatte ihn noch nie zuvor gesehen, aber diese stahlblauen Augen und das merkwürdige Lächeln auf seinen Lippen würde sie niemals vergessen.

  • Die Fortsetzung (Teil 3) hat Patrick Charell geschrieben:

Als der Mann jedoch gemerkt hatte, dass er ihr zu nahe gekommen war, war er etwas zurückgewichen. Er hatte den Zeigefinger auf die Lippen gelegt, so ihre Fragen und Proteste im Vornherein abgewürgt und in seine Tasche gegriffen. Jetzt erst war Maria aufgefallen, dass der Mann eigentlich viel zu warm angezogen gewesen war – für diesen warmen Tag.

Außerdem waren seine Sachen irgendwie zu altmodisch oder einfach zu konservativ gewesen, je nachdem: Über einem unauffällig karierten Hemd hatte er einen Binder getragen, eine Weste und ein Jackett, ganz zugeknöpft – seinen etwas verwahrlosten, zerbeulten Trenchcoat jedoch hatte er offen getragen.

Den Finger immer noch auf den Lippen, hatte er wieder verschwörerisch gegrinst und dann umständlich einen Zettel hervor gekramt. Wortlos hatte er ihn Maria gereicht. Sie hatte einen skeptischen Blick darauf geworfen, ihn aber nach kurzem Zögern genommen und aufgefaltet. In klarer Blockschrift war zu lesen gewesen: »Der kleine Kiosk, heute um sechs. Wichtige Enthüllungen. Ein Freund.« Verwirrt hatte sie aufgeblickt … der Mann war verschwunden gewesen. Dann hatte sie ihn weiter hinten am Kiesweg um die Ecke biegen gesehen.

Geistesabwesend hatte Maria auf ihre Uhr geblickt: Schon halb fünf, das ungewöhnlich warme Wetter hatte ihr Zeitgefühl durcheinander gebracht gehabt. Sollte sie aber überhaupt zu diesem Treffen kommen? Perverse und Irre gab’s so viele…auf der anderen Seite: Wer würde es wagen, sie an einem so gut besuchten Ort wie dem Kiosk am See zu belästigen? Außerdem… Nach Hause zu gehen, dass lohnt sich nicht mehr, hatte sie gedacht. Sie hatte nach dem Krach mit ihren Eltern auch nicht das Bedürfnis gespürt, pünktlich zum Essen zu kommen. So war sie etwa zweimal um den Feldmochinger See geschlendert. Schließlich hatte sich nichts mehr zum Zeitvertreib gefunden, was noch im Rahmen gelegen hätte, und Maria hatte sich aufgemacht zum geheimnisvollen Treffen.

  • Die Fortsetzung (Teil 4) kommt von Uschi Obergröbner

Sie stellte sich immer und immer wieder dieselben Fragen: Was hatte dieser Mann ihr zu enthüllen? Um wen oder was ging es? Um ihren Vater, der immer sehr lange im Geschäft blieb und arbeitete? Um ihre Mutter, die nun schon zweimal allein mit ihrer Freundin im Urlaub war? Oder …? Fragen über Fragen; sie wirbelten wie ein Sturm im Wasserglas in ihrem Gehirn umher. Maria wollte anhalten, um tief Luft zu holen. Sie wollte zur Ruhe kommen und ihre Gedanken ordnen; ihre Gedanken überschlugen sich und verwirrten sie immer mehr. Doch ihre Füße gehorchten ihr nicht. Sie bewegten sich stetig weiter, immer weiter Richtung Kiosk, dem Treffpunkt. Und dann war sie dort angekommen. Viel zu früh, wie ihr schien.

Sie wusste noch nicht, was sie sagen oder tun sollte. Sie verlangsamte ihren Schritt; jetzt gehorchten ihre Beine. Maria sah sich vorsichtig um. Ein Stück vor dem Kiosk blieb sie stehen. Sie drehte vorsichtig den Kopf, blickte fremden Menschen ins Gesicht, und dann blieb ihr Blick am Kiosk hängen. Da stand er. Maria sah ihn nur von hinten. Aber das musste er sein. Derselbe Trenchcoat, dieselben Schuhe; die Körpergröße stimmte auch – das glaubte sie zumindest. Der Trenchcoat bewegte sich, drehte sich zu ihr herum. Marias Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Sie blickte in zwei Augen – sanft, freundlich, grün-braun. Noch jemand, der für die Jahreszeit und die Temperaturen viel zu warm gekleidet war. Aber: wo war ER? Erst jetzt merkte Maria, dass sie zitterte, trotz der angenehmen Temperatur. Es war die Anspannung, die Aufregung, auch die Erregung. Ja, Erregung, ob dieser außergewöhnlichen Situation. Sicher, sie war noch sehr jung, und es gab genügend Dinge, die sie in ihrem Leben noch nicht erlebt hatte, und genügend Dinge, die sie in ihrem Leben noch erleben würde – aber das hier … Während ihr diese Gedanken durch den Kopf gingen, spähte Maria weiter nach dem Trenchcoat. Und, obwohl sie es erwartet hatte, traf er sie wie ein Blitz – mit einem Blick aus seinen stahlblauen Augen.

Teil 5 wird zum 7. Mai erwartet

Artikel vom 24.01.2008
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