Senioren schlagen Alarm: In Münchens Mitte fehlen 100 Pflegeplätze

Maxvorstadt · »Die Lage ist ernst«

Heimplätze sind in der Maxvorstadt Mangelware. Allerdings wird versucht, pflegebedürftige Münchner so lange wie möglich zuhause zu versorgen.	 Foto: Archiv

Heimplätze sind in der Maxvorstadt Mangelware. Allerdings wird versucht, pflegebedürftige Münchner so lange wie möglich zuhause zu versorgen. Foto: Archiv

Maxvorstadt · Wer im Alter auf Pflege angewiesen ist, hat in der Maxvorstadt schlechte Karten: Heimplätze sind im Viertel Mangelware. Die Bürgerin Ingeborg Holzhey-Otto fordert die Stadt daher auf, eine weitere stationäre Einrichtung für Senioren zu bauen. Der örtliche Bezirksausschuss (BA 3) plädiert dafür, ein Pflegeheim auf dem Gelände des ehemaligen Gesundheitsamts an der Dachauer-/Ecke Sandstraße zu errichten.

»Jetzt bin ich noch rüstig«, sagt Holzhey-Otto. »Aber ich bin ein Mensch, der an die Zukunft denkt.« Deshalb habe sie sich vor einigen Monaten über die Möglichkeiten einer Heimunterbringung im Pflegefall informiert. »Am liebsten würde ich dann natürlich in meinem Stadtteil bleiben.« Auf der Bürgerversammlung im Oktober beantragte die 76-Jährige, in der Maxvorstadt für Senioren aus den unteren und mittleren Einkommensschichten ein Altenheim mit 250 Pflegeplätzen zu schaffen.

Dabei habe sie nicht nur an sich selbst, sondern auch an die anderen alten Menschen gedacht, betont sie: »Die Lage ist nämlich ernst.«

Zustimmung erntete ihre Forderung nicht nur bei den Teilnehmern der Versammlung, die ihren Antrag einstimmig angenommen hatten. Auch der BA unterstützt das Anliegen: »Schon vor rund einem Dreivierteljahr haben wir der Stadt vorgeschlagen, solch eine Einrichtung im Arnulfpark zu bauen«, berichtet der Vorsitzende Klaus Bäumler (CSU). Allerdings seien dort keine ausreichenden Flächen mehr vorhanden, räumt Dietrich Kaldewei (SPD) ein, der den Unterausschuss Soziales leitet. Neu im Gespräch sei daher das Areal des ehemaligen Gesundheitsamts in der Dachauer Straße. »Es ist aber noch völlig unklar, was mit dem Gebäude dort geschehen soll, ob es abgerissen oder saniert wird.«

Pflegeheimplätze seien in der Maxvorstadt dringend nötig, weil hier bald überdurchschnittlich viele Senioren wohnen werden. »Es zeichnet sich ab, dass die Bevölkerung im Viertel immer älter wird«, so Kaldewei. Der BA habe das Sozialreferat ausdrücklich auf das Problem hingewiesen. Die Stadt wiederum habe den steigenden Bedarf in Münchens Mitte bereits erkannt, sagt Bäumler. Konkrete Pläne für den Bau einer neuen Einrichtung gebe es aber nicht.

David Stoll vom Sozialreferat bestätigt dies im Gespräch mit dem »Münchner Zentrum«: »Wir wissen, dass wir in der Stadtmitte rund 100 Pflegeplätze zu wenig haben«, sagt er. Geplant sei, hier in den kommenden Jahren ein weiteres Heim zu bauen. Doch es sei schwierig, passende Flächen zu bekommen. Aufgrund der guten Erreichbarkeit wäre das ehemalige Gesundheitsamt ein hervorragender Standort. Es sei aber noch nicht entschieden, ob die Behörde das Gelände selbst nutzen wolle. »Wir haben unser Interesse bereits angemeldet, wissen aber noch nicht, ob wir zum Zug kommen.«

Insgesamt seien in München jedoch ausreichend Kapazitäten vorhanden. »Wer in ein Pflegeheim muss, bekommt auch einen Platz«, versicherte Stoll. Ziel sei aber, die Menschen so lange wie möglich zuhause zu versorgen. »Nur ein Viertel aller Pflegebedürftigen lebt im Heim«, sagt er. Die ambulante Betreuung sei in München gut ausgebaut. Julia Stark

Artikel vom 08.01.2008
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