Es tut sich einiges im Neuherberger »Helmholtz-Zentrum München«

Neuherberg · Neues Schild an der Tür

Fast so groß wie eine eigene kleine Stadt: Das »Helmholtz-Zentrum München« in Neuherberg. Foto: Helmholtz-Zentrum München

Fast so groß wie eine eigene kleine Stadt: Das »Helmholtz-Zentrum München« in Neuherberg. Foto: Helmholtz-Zentrum München

Neuherberg · Auf einmal steht ein neuer Name an der Tür des unbekannten Nachbarn. Anscheinend hat er geheiratet? Auf jeden Fall tut sich da etwas, gleich vor unserer Tür. Zum 1. Januar hat sich das bisherige »Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit« (GSF) in Neuherberg, Gemeinde Oberschleißheim, umbenannt in »Helmholtz-Zentrum München«.

Ein Zeichen dafür, dass sich auch hinter den Mauern dieser kleinen »Hightech-Stadt« eine Menge tut, während wir immer nur an ihr vorbei fahren. Die Münchener Nord-Rundschau hat deshalb mal beim Pressesprecher Heinz-Jörg Haury angeklopft – und mit seiner Hilfe interessante Einblicke bekommen.

So spricht Haury von einer »strategischen Weiterentwicklung« der ehemaligen GSF. Was dahinter steckt? 1960 wurde die GSF als »Versuchs- und Ausbildungsstätte für Strahlenschutz« gegründet. Das Helmholtz-Zentrum München ist immer noch ein weltweit führendes Strahlenforschungszentrum – doch insgesamt macht diese Arbeit nicht einmal mehr 10 Prozent seiner Tätigkeiten aus. Hier gründete sich zum Beispiel vor zwei Jahren das erste Institut für Stammzellenforschung Deutschlands.

Der Neuherberger Forschungscampus ist eng mit den beiden Münchner Universitäten vernetzt. Aber auch mit anderen wissenschaftlichen Instituten weltweit arbeiten die Forscher zusammen – etwa mit dem renommierten amerikanischen National Institute of Health. Außerdem ändert sich die Ausrichtung der Forschung: Während die GSFler in der Vergangenheit nach Auslösern für Krankheiten suchten, arbeiten sie mittlerweile an neuen Diagnosen und besseren Therapiemöglichkeiten. Dabei konzentrieren sie sich immer mehr auf Erkrankungen, die maßgeblich von Umweltfaktoren beeinflusst werden – um ihnen vorbeugen oder sie behandeln zu können. Denn eine Aufgabe der Forscher besteht immer wieder darin, nicht zu verzweifeln: »Es wird in der Zukunft viel mehr Diabetes-Fälle geben, das ist sicher«, sagt Heinz-Jörg Haury. »Dazu ernähren sich die Menschen einfach zu ungesund und bewegen sich zu wenig.« Das zwingt die Forscher zu Pragmatismus – und so suchen sie auch für diese häufig vermeidbare Krankheit nach besseren Behandlungsmöglichkeiten.

Bei vielen Beschwerden sind die Ursachen aber auch noch unbekannt. Für Wissenschaftler bedeutet das eine spannende, aber auch extrem langwierige und aufwendige Spurensuche. Oft haben die Neuherberger dabei die Nase vorn – zuletzt erst vor einem halben Jahr, als ein Team um Dr. Juliane Winkelmann und Professor Thomas Meitinger entdeckte, dass bestimmte Gene, die für die Entwicklung des Embryos im Mutterleib mitverantwortlich sind, die Voraussetzung für sogenannte »Schüttelbeine« sind.

Diese auch als »Restless Legs Syndrom« (RLS) bekannte Krankheit raubt allein in Deutschland mehr als acht Millionen Menschen regelmäßig den Schlaf, da sie ihre Beinbeschwerden nur durch Umherlaufen mindern können. Um ihnen zu helfen, müssen die Neuherberger noch viel tun – doch einen wichtigen Meilenstein haben sie gesetzt, unsere Nachbarn. Nachbarn, auf die man stolz sein kann. Eva Mäkler

Artikel vom 08.01.2008
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