Albrecht Ackerland über 2008

„Da schau her“

Aua, 2008 könnte ein schmerzhaftes Jahr werden, das sage ich als Ihr Samstags Blatt-Prophet. Nein, machen Sie sich keine Sorgen, Ihr persönliches Jahr wird schön und erfolgreich und angenehm – sofern Sie zuhause bleiben. Oder die Disziplin als oberste 2008-Tugend auswählen. Denn München ist 2008 in Feierlaune. Und wo gefeiert wird, ist auch der Kater nicht weit.

Aus eigener Erfahrung weiß ich das, erst kürzlich hatte ich wieder genau diesen Fall. Ich glaube, es war am Tag nach Silvester.

Ich will Ihnen an dieser Stelle keine Sorge bereiten, Schmerzen hat schließlich nur, wer unprofessionell feiert. München hat 850. Geburtstag und lässt sich nicht lumpen. Es gibt großartig klingende Vorhaben wie ein Isarbrücken-Festwochenende oder ein Altstadtringfest. Auf dem Jakobsplatz wird genauso gefeiert wie im bald neueröffneten Cuvilliés-Theater. Das Tollwood gibt’s seit 20 Jahren, die Messe in Riem seit zehn. Und auf der Wiesn wird zum 175. Mal gesoffen. Zentrales Landwirtschaftsfest ist auch noch. Warum also Schmerzen haben – Feste und Jubiläen sind doch ein Grund zu Freude?

Ich meine ja auch Leid im übertragenen Sinn. Ich mache mir ernste Sorgen um die Wirtschaft, um den Aufschwung. Wer soll denn da noch arbeiten, wenn er ständig am Feiern und am Katerkurieren ist? Kommt die schlechte Wirtschaftsprognose der Bundesregierung und diverser Forschungsinstitute gar wegen des vielen Holldrio an der Isar? Bleiben Sie also diszipliniert! Gehen Sie zu all den Feiern, die Münchner Wirtschaft hängt davon ab! Trinken Sie dort nicht mehr als drei Halbe, die Münchner Wirtschaft hängt davon ab, dass Sie fit sind, auch nach dem jeweiligen Fest! Allen Ratschlägen voran sei Ihnen aber dieser ans Herz gelegt: Freuen Sie sich, Sie leben in der besten Stadt der Welt! Das allerdings wird sie sicher auch noch 2009 sein, selbst wenn es dann eine kleine Spur langweiliger zugehen könnte. Holladrio.

Artikel vom 04.01.2008
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