München - „Da schau her“

Für viele Menschen in Bayern wird die diesjährige Silvesternacht besonders prickelnd. Zu Böllerei und Champagner-Geblubber gesellt sich der Reiz des Verbotenen. Pünktlich um Mitternacht. Schlag zwölf darf in Lokalen nicht mehr geraucht werden. Was wahrscheinlich kaum einen Raucher erst mal stört. Wer ist schon mitternachts an Silvester nicht draußen?

Daran kann er sich dann auch gleich gewöhnen, der Raucher. Denn von nun an steht er vor der Tür. Unter einer Umweltsau von Heizpilz. Erinnert sich noch einer an „Brot für die Welt“? Jetzt heißt es „Rauchen gegen das Klima“.

Ich weiß noch nicht, wo und wie ich das neue Jahr begrüße, ich gehöre nicht zu denen, die schon vor neun Wochen verkündet haben, was ihr Plan für den Jahreswechsel ist. Vielleicht bin ich daheim, vielleicht bin ich am Giesinger Berg, dort sieht man schön über die Stadt. Vielleicht bin ich in den Bergen.

Vielleicht aber treibt es mich doch auf eine Boazntour, ich will doch sehen, wie sich die ganzen Raucher vor der Tür drängen. Was? Das macht keiner? Einmal noch drinnen rauchen? Es wird eine besonders schöne Gesetzeseinführung, die sich allerdings recht wenig feierlich begehen lässt. Ist ja nicht wie beim Oktoberfest, wo man ein Fass anzapft und jeder weiß: So, jetzt is’ o’zapft. Bei einem Rauchverbot ist das schwierig, zumal sich vermutlich keiner daran hält.

Ich werde freilich nicht rauchen in dieser Nacht, weil mein Vorsatz für das kommende Jahr ist, mit dem Rauchen aufzuhören. Pünktlich um Mitternacht. Ein anderer Vorsatz, entschuldigen Sie, wir Bayern sind halt einfach aufmüpfig!, ein Vorsatz ist, an jedem Tag im neuen Jahr ein Gesetz nicht ganz so genau zu nehmen. Oha, das darf ich hier eigentlich gar nicht schreiben! Aber gut, bleibt ja unter uns. Also muss ich mich am Montag noch entscheiden, welcher Vorsatz wichtiger für mich ist. Eines jedenfalls mache ich sicher nicht: Unter einem Heizpilz stehen. Guten Rutsch!

Artikel vom 28.12.2007
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