Der Münchner Wochenanzeiger blickt zurück auf den EHC im Jahr 2007

Ein Verein auf rutschigem Boden

Der EHC beim "Eiszauber" auf dem Stachus: Fanpflege wird auch im neuen Jahr großgeschrieben werden. Foto: hh-muc

Der EHC beim "Eiszauber" auf dem Stachus: Fanpflege wird auch im neuen Jahr großgeschrieben werden. Foto: hh-muc

Es war ein aufregendes Kalenderjahr für den EHC München. Playoffs, Finanzkrise, Rettungsaktion, Trainerwechsel, sportlicher Niedergang. Noch ist das Jahr nicht vorbei, doch der Münchner Wochenanzeiger blickt zurück und bewertet die Leistungen der wichtigsten Vereinsmitarbeiter. Auf und abseits der Eisfläche.

Jürgen Bochanski (Präsident): Arbeitete nonstop, um den Verein im Mai 2007 zu retten. Fand Sponsoren aus dem „Bogenhausener Kreis“, dessen Identitäten er konsequent unter Verschluss hält. Er hält sich diese Saison sehr zurück, was die Medienpräsenz angeht. Gutes oder schlechtes Zeichen?

Die Fans: Arbeiteten nonstop, um den Verein im Mai 2007 zu retten. T-Shirts wurden verkauft, Spendenkonten eingerichtet und Journalisten so lange beackert, bis feststand: der EHC war gerettet. Hierfür können sich die Fans ordentlich auf die Schultern klopfen. Zwar liegt der Zuschauerschnitt mit knapp 1.500 Menschen immer noch im Ligakeller, doch die Münchner machen mehr Rabatz als man glauben möchte.

Christian Winkler (Manager): Hat hoffentlich eine Flatrate bei seinem Telefonanbieter beantragt. Musste zwei Trainerwechsel durchführen (Cortina-Englbrecht-Bradley), Brent Robinson aus dem Ruhestand holen und sich regelmäßig per Telefon vom Krankenbett aus über seine Mannschaft informieren. Nicht fehlerfrei in seinen Entscheidungen (Rick Goldmann, Bernie Englbrecht), aber immer noch ein wichtiger Bestandteil des EHC München.

Cortinenglbrechdley (Die Trainer): Der Dolomitenvulkan Pat Cortina verließ den EHC Hals über Kopf in Richtung Innsbruck. Bernie Englbrecht wurde nach mehreren verbalen Entgleisungen Spielern und Journalisten gegenüber von Bochanski geschasst. Doug Bradley darf nun die Scherben zusammenfegen. Kein gutes Trainerjahr in München. Und der Stuhl bleibt heiß.

Die Torhüter: Joey Vollmer profitierte anfangs von der Verletzung seines Kollegen und Konkurrenten Hardi Wild. Er hielt anfangs gut, dann aber schlichen sich regelmäßig Aussetzer ins Spiel. Auch Hardi Wild ist noch vom Höhepunkt seines Könnens entfernt. Ein Torwartproblem hat der EHC nicht mehr, wenn beide wieder in Form kommen.

Die Verteidigung: Die größte Schwachstelle des EHC München. Ex-NHL-Profi Erich Goldmann zeigte lediglich in einer Handvoll Spielen seine Klasse. Der Rest der Verteidigung schwimmt eher, als dass er Eishockey spielt. Ergebnis: der EHC hat in 27 Spielen 93 Gegentore kassiert. Nur drei Teams der Liga schneiden in dieser Statistik schlechter ab. In Essen kassierte der EHC gar zehn Gegentore. Vereinsnegativrekord. Lichtblicke sind der junge Florian Kettemer und – an guten Tagen – Chris Bahen.

Der Sturm: Auf dem Papier eigentlich eine Macht. Mit Neville Rautert, Brent Robinson, Jade Galbraith, Jason Deitsch oder Mike Kompon müsste jede Verteidigung der Liga einen Wutanfall bekommen, wenn diese Spieler vor ihr auftauchen. Tut sie aber nicht, denn außer Kompon taucht in den ESBG-Topscorerstatistiken kein weiterer EHC-Spieler auf. Problem: Kompons Kollegen spielen zu inkonstant, zu kompliziert und zu harmlos. Die letztjährige Unterstützung Kompons durch Brent Robinson fällt diese Saison aus: Robinson ist nach seiner Handverletzung einfach noch nicht fit. Einzig Jason Deitsch tut sich als eifriger Sammler von Strafminuten hervor: 91 Strafminuten in 27 Spielen sind der „drittbeste“ Wert der gesamten Liga. Und wer auf der Strafbank sitzt, kann keine Tore schießen.

Fazit: Der EHC München befindet sich in einer misslichen Lage. Die sportlichen wie finanziellen Voraussetzungen für den Erfolg sind da. Nur gewinnen, das fällt den Spielern schwer. Doch wenn die Maschine EHC endlich ins Rollen kommen sollte, dann kann sich die Liga warm anziehen. Allerdings müssen dafür alle Mannschaftsteile ihre Hausaufgaben machen. Auf und abseits der Eisfläche. Daniel Köhler

Artikel vom 19.12.2007
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