Die Mitarbeiter des Café 104 sind die »Weihnachtsengel 2007« der Innenstadt

Münchner Zentrum · Hilfe für »Illegalisierte«

Die »Weihnachtsengel« des »Münchner Zentrums«: Maria, Ana Maria und Smail (von links) vom Café 104. 				          Foto: Heidi Keller

Die »Weihnachtsengel« des »Münchner Zentrums«: Maria, Ana Maria und Smail (von links) vom Café 104. Foto: Heidi Keller

Münchner Zentrum · Für Menschen, die ohne gültige Papiere in Deutschland leben, ist der Alltag voller Hindernisse und Gefahren: Sie besitzen keine oder kaum einklagbare Rechte gegenüber Behörden, Vermietern, bei Unfällen oder tätlichen Übergriffen, sie sind nicht krankenversichert und leben zudem in der permanenten Angst, abgeschoben zu werden. IIllegale«, wie die Behördensprache sie nennt, leben nicht am Rande der Gesellschaft, sondern in deren Untergrund.

Alleine in München befinden sich Schätzungen zufolge mindestens 20.000 Migranten ohne Aufenthaltsstatus.

Diesen Menschen bei der Bewältigung des Alltags sowie in Notsituationen zu helfen, hat sich das Café 104 zur Aufgabe gemacht. 1998 wurde die Einrichtung von Freiwilligen als Gruppe des Bayerischen Flüchtlingsrats gegründet. Seither versucht sie, die Versorgungslücke zu schließen, die sich bei der Betreuung sogenannter »Illegalisierter« auftut. Für ihr Engagement wurden die Mitarbeiter des Café 104, das ausschließlich aus Ehrenamtlichen besteht, zu den »Weihnachtsengeln 2007« des »Münchner Zentrums« ernannt – eine Auszeichnung, die die Stadtteilredaktion der »Münchner Wochenanzeiger« an besonders einsatzfreudige Menschen verleiht. »Wir leisten im Grunde alles, was unter den Begriff ›psychosoziale Betreuung‹ fällt«, beschreibt Maria, eine Mitarbeiterin des Café 104. Wie die anderen Mitglieder des Teams will auch sie nur mit ihrem Vornamen genannt werden, damit sie nicht privat kontaktiert wird.

Psychosoziale Betreuung – das bedeutet, in schwierigen Lebenssituationen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen und den Menschen zu helfen, wieder in ein legales Leben zurückzufinden. Das Team des Café 104 begleitet die Illegalisierten daher zu Behörden und Ämtern, stellt Kontakte zu Rechtsanwälten her, die sich auf Ausländerrecht spezialisiert haben, und hilft beim Ausfüllen von Formularen. Ein anderer Schwerpunkt ist die medizinische Hilfe, das Vermitteln kostenloser Vorsorgeuntersuchungen und die Terminvereinbarung bei Fachärzten, die kostenlos arbeiten. Die Betreuung von Schwangeren nimmt dabei großen Raum ein. »Wir sorgen für die für den Mutterpass notwendigen Laboruntersuchungen«, so Maria. »Und wir suchen Mittel und Wege, die Geburt sowie die notwendige Ausstattung für das Baby zu finanzieren.«

Seit September 2006 arbeitet das Café 104, das mit keiner Behörde kooperiert und derzeit rund 30 Menschen betreut, mit den »Ärzten der Welt« zusammen: Parallel zu den Sprechzeiten des Cafés bieten Ärzte den Illegalisierten, deren Anonymität immer gewahrt wird, kompetente medizinische Hilfe an. Sprechzeiten sind immer dienstags von 17 bis 20 Uhr und freitags von 10 bis 13 Uhr in der Augsburger Straße 13, eine Kontaktaufnahme ist auch über die Internetseite www.cafe104.de möglich. »Es kommt sehr viel zurück von den Betreuten«, sagt Smail, der seit drei Jahren »aus reiner Menschenliebe« beim Café 104 mitarbeitet. Gerade wenn Frauen, die während der Schwangerschaft betreut wurden, letztlich mit ihren Kindern auf einen Besuch vorbeischauen, spürt er: die Arbeit lohnt sich voll und ganz. Heidi Keller

Artikel vom 18.12.2007
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