Musical-Theater wird Olympia geopfert

München, ein Wintermärchen?

Der Olympiapark – Schauplatz von Winterspielen?

Der Olympiapark – Schauplatz von Winterspielen?

München - Noch sind es mehr als zehn Jahre hin bis 2018. Trotzdem: Die Aussicht, möglicherweise Ausrichter der Winterspiele jenes Jahres zu sein, macht der Landeshauptstadt schon jetzt Olympiafieber. Am vergangenen Samstag entschied der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) ohne Gegenstimme, München zu unterstützen – womit der Weg frei ist für eine Bewerbung, die 2009 beim IOC eingehen muss.

Konsequenzen wird dies auch und vor allem für die Weiterentwicklung des Olympiaparks haben.

„Einen großen Schub für München“ verspricht sich Arno Hartung, Sprecher der Olympiapark GmbH, sollte es mit Olympia klappen. Laut Richard Obermeier, Chef-Volkswirt der Münchner Industrie- und Handelskammer, würde München von den Winterspielen „mehr profitieren als von der Fußball-WM“. Allein dass München in der Diskussion stehe, fördere das Image der Stadt, so Obermeier.

Den großen Trumpf, den München für sich reklamiert, ist die Einmaligkeit der Zweimaligkeit: München wäre die erste Stadt, in der sowohl die Sommer- als auch die Winterspiele stattgefunden hätten. Der riesige Vorteil daran ist, dass München übrig gebliebene Kapazitäten von 1972 neu nutzen könnte. So kann etwa die Olympia-Schwimmhalle Schauplatz für die Curling-Konkurrenz sein, in der Olympiahalle kann Eishockey gespielt werden und im Olympiastadion die Eröffnungs- sowie die Abschlussfeier steigen.

Zusätzlich investieren müsste die Stadt laut Machbarkeitsstudie dennoch: Wenn wie geplant alle Eisveranstaltungen im Stadtgebiet ausgetragen werden sollen, müssten noch drei weitere Hallen gebaut werden – wobei zwei davon nach den Spielen wieder abgerissen werden müssten. Die dritte Eishalle, die bei Olympia mehr als 15.000 Zuschauer beherbergen müsste, würde dagegen bestehen bleiben und zu einer Mehrzweckhalle umfunktioniert werden.

Ein geeigneter Platz für diese Halle wäre das Gelände des Radstadions. Eigentlich sollte dort ein Musical-Theater entstehen, aber Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) stoppte die Ausschreibung vergangene Woche, um den Platz für Olympia frei zu halten. Die Musicalbühne soll nun an anderer Stelle gebaut werden. Als Kandidaten hierfür wurden die früheren Kasernenareale im Nordgebiet sowie zwei Standorte in Riem genannt – der Stadtplatz sowie das Grundstück um den früheren Flughafen-Tower.

Für politischen Zündstoff sorgte zudem die Suche nach einem möglichen Ort für das Olympische Dorf. Die Machbarkeitsstudie hat dafür das Kasernengelände an der Dachauer Straße auserkoren. Dagegen aber stimmt die CSU: Auf dem Gelände sind 1.400 Beschäftigte der Wehrverwaltung untergebracht – Arbeitsplätze, die man ungern verlieren würde. Als Alternative käme die bereits freigegebene Bayernkaserne am Euro-Industriepark in Frage, die jedoch weiter vom Park entfernt liegt.

Abgesehen von den Wettkampfstätten ist auch für die Projekte, die nur indirekt mit Olympia zusammenhängen, ein entscheidender Schub zu erwarten – so wie 1972, als der Bau von S- und U-Bahn dank der Spiele erheblich beschleunigt wurde. Die Winterspiele könnten zum Beispiel den letzten Ausschlag bei der Entscheidung für den Transrapid geben. „Wir fänden das sehr schön“, meint Obermeier. Von Martin Hoffmann

Artikel vom 13.12.2007
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