Seniorinnen stricken für guten Zweck

Hasenbergl · Ausbildungsplatz – selbst gestrickt

Bloß nicht die Stricknadeln aus der Hand legen: Ingeborg Seifert (links) und ihre engagierte »Strickrunde vom Hasenbergl«.	Foto: ko

Bloß nicht die Stricknadeln aus der Hand legen: Ingeborg Seifert (links) und ihre engagierte »Strickrunde vom Hasenbergl«. Foto: ko

Hasenbergl · Wenn Ingeborg Seifert und ihre Freundinnen vom Hasenbergl die Stricknadeln in die Hand nehmen, dann immer für einen guten Zweck. Allein in den vergangenen fünf Monaten haben sie 1.000 Euro durch den Verkauf ihrer handgestrickten Socken eingenommen. Das Geld hat die Diakonie Hasenbergl für ihr »afra-Projekt« bekommen, bei dem junge Frauen aus sozial schwierigen Verhältnissen bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz unterstützt werden.

Seit dreieinhalb Jahren treffen sich 15 Damen jeden Dienstag zum Handarbeiten in der Senioren-Tagesstätte in der Schleißheimer Straße 452. Mit den 1.000 Euro helfen sie mit, einen Ausbildungsplatz für ein Jahr zu finanzieren. Das afra-Projekt ist eine Aktion der »Jungen Arbeit«, einem Teilbereich der Diakonie Hasenbergl. Betriebe, die sich aus Kostengründen eigentlich keinen Lehrling leisten könnten, werden bezuschusst, falls sie eine von der Jungen Arbeit vermittelte Frau einstellen. Das Projekt »Junge Arbeit« finanziert sich ausschließlich durch Spenden.

Selbst während der Feierstunde für die Seniorinnen vergangene Woche wurden die Handarbeiten nur für einen Moment weggelegt, um etwa nach der einen oder anderen Wurstsemmel zu greifen oder Kaffee zu trinken. In den Räumen der Jungen Arbeit dankte afra-Projektleiterin Gabriele Riedel den engagierten Damen: Ihre »Initiative aus dem Stadtteil Hasenbergl heraus« sei etwas ganz Besonderes, das gar nicht genug gewürdigt werden könne. Riedel hofft, dass sich auch Senioren aus anderen Münchner Vierteln ein Beispiel an der Strickrunde nehmen. Denn auch dort gebe es viele ältere Leute, die allein stehend seien und nicht wüssten wohin mit ihrem Wissen und ihren Geschichten.

In der Strickrunde geht es nämlich nicht nur ums Handarbeiten, sondern auch ums Ratschen, Lachen und um das gesellige Beisammensein. Gerta Scholz strickt zum Beispiel seit zwei Jahren mit. Für sie bedeuten die wöchentlichen Treffen eine Ablenkung von persönlichem Stress nach dem Tod ihres Mannes und der Krankheit ihres Vaters. »Es ist eine gute Gelegenheit, unter Leute zu kommen«, sagt Scholz.

Die »Seele« der Strickrunde ist Ingeborg Seifert. Auch wenn sie bescheiden abwinkt: »Wenn ich schon die Seele oder der Motor sein soll, dann sind die anderen Damen aber ein Haufen Turbo«, sagt sie augenzwinkernd. Ihr ist vor allem der Zusammenhalt der Damen wichtig. Gleichzeitig will sie für einen guten Eindruck in der Öffentlichkeit sorgen: »Wir vom Hasenbergl haben so eine schlechte Lobby – es darf ruhig mal bekannt werden, dass wir auch Gutes tun«, sagt Seifert.

In der Tat: Allein in den vergangenen zwei Jahren verkauften sie Socken für 4.500 Euro. Finanziell unterstützt wurden bisher unter anderem das Nymphenburger Kinderkrankenhaus, Klinikclowns und die »Helfenden Hände«, ein Verein zur Förderung und Betreuung mehrfach behinderter Kinder und Erwachsener. Informationen über die »Strickrunde vom Hasenbergl« gibt es auch im Internet unter www.senioren-helfen-kindern.de.vu. Kirsten Ossoinig

Artikel vom 05.12.2007
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