Nach einem verkorksten EHC-Wochenende werden wohl Konsequenzen gezogen

Lange Gesichter überall

Leidenschaftlich hat der EHC gegen Landshut gespielt, gereicht hat es trotzdem nicht für den Lieblingsfeind. F.: hh-muc

Leidenschaftlich hat der EHC gegen Landshut gespielt, gereicht hat es trotzdem nicht für den Lieblingsfeind. F.: hh-muc

Doug Bradleys Kopf-Anatomie zeichnet sich im Wesentlichen durch eine beeindruckende Länge aus. Auch wegen seines frechen Mecki-Haarschnitts könnte man problemlos sagen, dass der Trainer des EHC München kein langes Gesicht machen muss – er hat es schon. Am vergangenen Sonntagabend wurde dieses Gesicht allerdings noch um ein paar Zentimeter länger. Es war ein schreckliches Wochenende für Bradley, seine Mannschaft und den Verein.

Das Auswärtsspiel gegen Essen geriet letzten Freitag zum Schlachtfest mit der Hauptspeise EHC-Verteidigung. 10:3 lautete das vernichtende Endergebnis. Nun sind viele Tore beim Eishockey keine Besonderheit, eine derart niederschmetternde Niederlage aber hatte es in der Geschichte des EHC noch nicht gegeben. „Ich kann mich nicht erinnern, dass ich mal zehn Tore einfangen musste“, haderte Stürmer Benjamin Barz nach dem Spiel. „In diesem Spiel lief nichts für uns.“ Ausreden, wie die verspätete Anreise wegen eines Staus – die Mannschaft kam erst 40 Minuten vor Spielbeginn in Essen an –, will allerdings niemand gelten lassen. Kapitän Gordon Borberg entschuldigte sich daher pflichtbewusst bei den mitgereisten Fans. „So was darf einfach nicht mehr passieren. Es tut mir leid.“ Bleibt die Frage, ob die Schuldgefühle den Spielern des EHC München einen neuen Schwung geben. Manager Christian Winkler polterte gewaltig nach dem Essen-Massaker und kündigte Konsequenzen an. Da die finanziellen Mittel des Vereins eher limitiert sind, bedeuten Konsequenzen in diesem Fall vermutlich den Rauswurf von Angestellten. Wen das Los trifft, ist noch nicht klar. Winkler war bis zum Redaktionsschluss für keine Stellungnahme zu erreichen. Selbst Coach Bradley tappt noch im Dunklen. „Ich weiß, was Christian gesagt hat. Was er vor hat, allerdings noch nicht.“ Sie werden sich mittlerweile getroffen haben, Winkler und Bradley, denn auch das Sonntagsspiel gegen den „Hassgegner“ Landshut ging vor knapp 2.000 Zuschauern mit 5:6 nach Verlängerung verloren. Immerhin, der EHC nimmt einen Punkt aus dieser Partie mit, doch auch in dem leidenschaftlich geführten Spiel waren die Defizite der Mannschaft deutlich zu sehen: der EHC ist nicht in der Lage, gegen ein einfach und effektiv spielendes Team einen Vorsprung zu halten und macht es sich aufgrund vieler Strafzeiten selbst schwerer, als es sein müsste. „Immerhin haben wir gekämpft und nach dem Debakel von Essen eine Reaktion gezeigt“, versuchte Bradley zu relativieren. Auf dem gemeinsamen Weg in die Kabine hielt er ein Kurzreferat über die Lage des EHC, das vor Optimismus strotze: „Ja, wir haben noch harte Kämpfe vor uns. Ja, wir sind noch zu unkonstant. Aber wir haben eine gute und talentierte Mannschaft, mit der es möglich ist, unsere Ziele zu erreichen. Es sind Kleinigkeiten, die wir falsch machen, die leider oft fatale Folgen haben. Einmal nicht ausgeblockt – und schon haben wir das Gegentor. Einmal falsch gelaufen – und schon ist unsere Offensivchance vorbei. Einmal die Linie des Schiedsrichters nicht verstanden – und schon sitzen wir auf der Bank. All das führt zu unseren Problemen. Aber wir arbeiten daran.“ Bleibt die Frage nach den Konsequenzen und welche Auswirkung sie auf das „Wir“ in Bradleys Analysen haben. Er selbst sitzt noch fest im Sattel. Das lange Gesicht werden andere machen. Daniel Köhler

Artikel vom 03.12.2007
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