Andy Borg über den Stadl, die Tour und sein Publikum

„Nächstes Jahr bin ich Bayer“

Schläft über 250 Tage im Jahr nicht im eigenen Bett: Andy Borg.  Foto: VA

Schläft über 250 Tage im Jahr nicht im eigenen Bett: Andy Borg. Foto: VA

Er hat einen vollen Terminkalender und schläft 251 Tage im Jahr nicht im eigenen Bett: Schlagerstar Andy Borg hat seine Leidenschaft Singen zum Beruf gemacht. Beim Telefoninterview mit den Münchner Wochenanzeigern ist er gut gelaunt und plaudert aus dem Nähkästchen. Am Dienstag, 19. Februar, kommt er auf große Tournee mit dem Musikantenstadel nach München.

Servus Herr Borg, seit über einem Jahr sind Sie das Aushängeschild des Musikantenstadls. Zeit für ein Resümee! Ich könnte gleich mal mit Wolfgang Petri anfangen: „Das ist Wahnsinn“. Aber schon der zweite Satz „Warum schickst Du mich in die Hölle“ stimmt gar nicht. Ich war damals 45 Jahre alt, als man mich fragte, ob ich der Moderator werden will. Bis dahin hab ich ein super Leben geführt, ich kam irgendwo rein und hab lala gemacht und die Leute haben geklatscht. Der Musikantenstadl ist ein Wahnsinn, er gibt einem mehr als ich anfangs erwartet hätte.

Ab Januar 2008 geht es auf Tournee. Was ist die Idee dahinter? Was zählt ist der Grundgedanke des Musizierens. Es ist ganz wurscht, ob da ein Konstantin Wecker, ein Fendrich, Joe Cocker, eine Tina Turner oder eben ein Andy Borg steht. Ich glaube, ich kann sagen, dass ich die Leute unterhalten kann. Und was ich machen will, nämlich die Leute unterhalten, mache ich auch. Jetzt ist eben die Zeit, mit dem Stadl auf große Tour zu gehen. Die Olympiahalle ist ein Wahnsinn, ich durfte dort mal bei einem Schlagerevent mit vielen anderen Künstlern auftreten. Ich bin keine zwei Meter groß, sondern eher fast die Hälfte und darf dort jetzt mit dem Stadl hin. Da wird einem schon anders.

Wie wollen Sie denn jüngeres Publikum für ihre Shows gewinnen? Gar nicht. Jeder der zu mir in den Stadl kommt, überlegt es sich vorher dreimal, denn die Karten sind nicht billig. Sie kommen also ganz bewusst und wollen unterhalten werden. Das Fernsehen kostet nichts, aber die jungen Leute sind heute sogar manchmal zu faul umzuschalten. Wir machen Volksmusik, die ist nicht jedermanns Sache. Vielleicht bleiben im TV einige mal kurz bei uns hängen, aber es wäre Blödsinn zu sagen, dass es unsere Aufgabe ist, die 6- bis 14-Jährigen für diese Art von Musik zu gewinnen. Das liegt in der Hand der Fernsehverantwortlichen.

Sie haben einmal gesagt, der Musikantenstadl sei eine Gruppe von Gauklern. Reisen Sie eigentlich alle gemeinsam von Stadt zu Stadt? Ja im Prinzip ist es wie bei einem Zirkus. Meine Frau und ich wohnen allerdings im Auto, wir machen unsere Tür zu und sind dann quasi schon daheim. Die Künstler sprechen sich untereinander ab, wer mit wem fahren will. Es sind ja hochkarätige Schlagerstars mit von der Partie.

Wer oder was ist denn Ihr persönliches Highlight? Bisher war es immer so, dass ich einer von vielen Künstlern war. Bei der Stadl-Tournee wurde ich gefragt, Andy, wen möchtest Du mitnehmen? Ich kann mit stolz geschwellter Brust sagen, die jetzige Zusammensetzung ist auf meinem Mist gewachsen. Das Gesicht des Tourneeveranstalters war super. Ich habe ihm gesagt, dass ich die Kulisse des Stadls mit auf Tour nehmen möchte. Als er nach zwei Stunden aus dem Koma erwacht ist, hat er einfach mal ok gesagt. Es werden auch Tische aufgestellt und wir dürfen sogar das Haupthaus mitnehmen. Jetzt sind alle örtlichen Veranstalter grantig auf mich. Ohne die Tische würden wir tausend Leute mehr in die Hallen bringen, aber ich will, dass die Leute in die Olympiahalle kommen und sagen: Das ist was anderes als bisher. Das ist geil.

Was haben Sie denn für einen Bezug zu München? Haben Sie Lieblingsecken? Hier versteht man mich. Wenn ich in eine Fleischerei gehe und eine Leberkässemmel bestelle, krieg ich eine. Seit 25 Jahren lebe ich in Köln, da würde der Fleischer wahrscheinlich knallrot anlaufen. Dennoch war ich in München nur immer als Tourist. Ich liebe es aber, vom Stachus bis zum Spielzeugmuseum zu spazieren und dann rechts zum Viktualienmarkt abzubiegen. Ich war dieses Jahr übrigens zum ersten Mal auf der Wiesn.

Und? Geheilt? Geheilt trifft es zu hundert Prozent. Wem dieses Getümmel gefällt, dem gratuliere ich. Aber mir war es eindeutig zu voll.

Es gibt ein Gerücht Sie würden 250 Tage im Jahr nicht im eigenen Bett schlafen, sondern im Hotel. Stimmt nicht, es sind 251 Tage.

Und wie ist es an den restlichen Tagen nicht bedient zu werden? Ich denke mir immer, mei Du solltest wenigstens einmal im Jahr Gras mähen. Aber ich mache trotzdem alles im Haushalt selbst, ob Elektrisches oder Rasenmähen. Das ist mein Ausgleich.

Wie geht es nach der Tournee weiter? Ich werde nächsten Sommer oder Herbst ein Bayer. Ich komme sozusagen heim. Die da oben ändern sich ja doch nicht. Irgendwo in die Nähe von Passau werd ich ziehen, da hab ich meine Donau wieder.

Artikel vom 29.11.2007
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