Albrecht Ackerland über Klimawandel

„Da schau her“

Erinnern Sie sich noch? In der vorigen Wintersaison gab’s ein bisserl weniger Schnee als sonst, und in der Stadt lag meist nur ein Hauch von Puderzucker auf den Dächern, wenn überhaupt. Was die Reaktion der Menschen war? Panik! Nie wieder Winter! Das Klima hat uns im Griff! Was war es früher schön, so gegen 1876, Sie erinnern sich sicherlich auch noch, als wir durch den Neuschnee zu Fuß zur Schule stapften – über Nacht hatte es vier Meter hingeweht.

Erinnern Sie sich noch an den Winter vor zwei Jahren, als der Hofgarten unter mehreren Metern Schnee versank? Ja, das war vor zwei Jahren, zu einer Zeit, als die Menschen vom Klimakollaps sprachen, vom Killerwinter, der uns heimsucht – um eben im Jahr darauf auszubleiben, was freilich oben erwähnte Folge hatte: der Klimakollaps hat uns den Winter gestohlen.

Sie wissen es: Selbiges kann man auch mit den Sommern der vergangenen Jahre vollziehen. Ist es heiß, dann spielt das Klima verrückt, ist es kalt, dann spielt das Klima verrückt. Das arme Klima, die armen Jahreszeiten – nie mehr können sie es uns recht machen.

Damit will ich jetzt übrigens nicht behaupten, dass wir nicht unter einer Klimaveränderung leiden, dass die Polkappen nicht abschmelzen, aber während sich die Menschen über zu viel oder zu wenig aufregen oder zu frühen oder zu späten Schnee, sollten sie sich lieber Gedanken machen, wie wir es anstellen könnten, dass weniger Dreck und Gift in die Luft geblasen wird – und zwar weltweit.

Einen kleinen Beitrag zum Klimaschutz kann man hoffentlich in diesem Winter auch mittels Skifahren leisten. Ja, richtig gelesen! Mit etwas Glück steht bald am Müllberg nahe Fröttmaning ein richtiger Skilift. So muss man nicht mit dem Auto in die Alpen fahren – obwohl es dort, ich gebe es zu, immer wieder traumhaft schön ist.

Nach der Samstags-Weißwurscht geht es bald jedenfalls entspannt in die U-Bahn und ab auf die Piste! Ein umweltverträglicher Traum. Falls in diesem Winter tatsächlich mal wieder das Klima verrückt spielen und es eine ganz normale tiefverschneite Saison geben sollte, dann fang ich endlich vielleicht auch zum Langlaufen an, alt genug bin ich ja langsam dafür.

Ich schultere mir die Alpinski und langlaufe die Ungerer Straße raus Richtung Norden. Und ertappe mich, wie ich vom klimaverrückten Sommer träume, mit Pfirsichbäumen und Bananenstauden mitten in München.

Artikel vom 22.11.2007
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