Ein Sieg, eine Niederlage: Der EHC fährt Achterbahn

Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt

Das Foto trügt: Zu jubeln hatte der EHC nicht viel beim Spiel gegen Crimmitschau. Foto: hh-muc

Das Foto trügt: Zu jubeln hatte der EHC nicht viel beim Spiel gegen Crimmitschau. Foto: hh-muc

Es war ein guter Start ins Wochenende: Trainer Doug Bradley konnte endlich auf alle Spieler zurückgreifen. Hardi Wild, Andreas Raubal und Markus Wieland hatten ihre Verletzungen auskuriert, somit standen dem EHC, zum ersten Mal in dieser Saison, alle Angestellten zur Verfügung. Am vergangenen Freitag, auswärts gegen Bietigheim, schien sich dieser Umstand positiv auf die Leistung des EHC auszuwirken.

Obwohl München ein halbes Drittel lang einem Rückstand hinterher lief, gewann man am Ende verdient mit 3:1 durch ein Tor von Neville Rautert und durch einen Doppelpack von Andreas Kruck. „Wir haben ein perfektes Auswärtsspiel abgeliefert“, freute sich Bradley. „Wenn du auswärts triffst, dann liegt der Druck auf dem Heimteam.“ Weise Worte, die Bradley noch einholen sollten. Der Gegner vom Sonntag war niemand geringerer als der ETC Crimmitschau. Eine Mannschaft, die sich im Tabellenkeller eingenistet, aber in den letzten Jahren regelmäßig Punkte aus München entführt hat. Ein Aufbaugegner sieht anders aus. Wer aber um die Playoffs mitspielen wolle, müsse auch solche Gegner schlagen, meinte Bradley im Vorfeld des Spiels. Das erste Drittel verlief intensiv, aber unspektakulär und torlos. Der Stadion-DJ spielte den aktuellen Hit der „Fantastischen Vier“, die parallel zum Spiel nebenan in der Olympiahalle aufgetreten sind. Dort heißt es im Refrain: „Es könnte so einfach sein. Isses aber nicht.“ Nach nur zwei Minuten im zweiten Drittel lag der EHC mit 0:1 hinten – und fiel in der Folge komplett auseinander. „Wir haben krampfhaft versucht, das Spiel zu machen, und dadurch unsere Linie verloren. Die teilweise krassen Fehler taten ihr Übriges“, haderte Bradley nach dem Spiel. Alle anderen sahen ein unterirdisches Mitteldrittel, in dem die schwachen Crimmitschauer stark genug für den völlig indisponierten EHC waren. Eine Einzelkritik ist mangels auffallender Leistungsträger nicht möglich. Einzig Florian Kettemer, der vor dem Spiel zum „Spieler des Monats Oktober“ geehrt wurde, erfüllte das Mindestmaß an Einsatz und Spielintelligenz. Eine Globalkritik lässt sich daraus aber nicht ableiten, wie Bradley behauptet. „Ja, es war das schlechteste Drittel, das ich hier jemals gesehen habe. Aber die Vergangenheit kannst du nicht ändern. Wir müssen in der Zukunft leben und hart arbeiten.“ In der 44. Minute klingelte es erneut im Kasten von Joey Vollmer. Und zehn Minuten später erneut, diesmal durch Florian Vollmer, den der EHC vor einigen Jahren wegen angeblicher Zweitliga-Untauglichkeit ausgemustert hatte. EHC-Manager Christian Winkler, der wegen einer Operation auf der Tribüne Platz nehmen musste, um sich nicht zu sehr aufzuregen, dürfte bei diesem Spiel mehrmals seinen Arzt angerufen haben. Das Desaster war perfekt. Die große Marketingkampagne „3 Stürmer, 3 Tore, 3 Euro“, die Schülern und ihren Begleitpersonen den Eintritt zum Spiel für nur drei Euro ermöglicht hatte, schien an den Münchner Spielern komplett vorbeigegangen zu sein. Den Ehrentreffer erzielte in der 58. Minute Markus Wieland, seines Zeichens Verteidiger. Ein Treffer, der ETC-Coach Gunnar Leidborg weh tat: „Ich hatte wirklich gehofft, dass wir einen Shutout bekommen.“ Ein Shutout bedeutet, dass der Torhüter zu Null spielt. Aus Münchner Sicht sind solche Aussagen als Luxusproblem zu interpretieren. „Wir müssen jetzt alles abschütteln und die Fehler analysieren“, sagte Bradley nach dem Spiel. Und: „Diese Saison ist ein Marathon und kein Sprint.“ Das ist weitgehend richtig analysiert, doch dabei ignoriert Bradley die Tatsache, dass ein Zwischensprint in einem Marathon beizeiten überlebenswichtig sein kann.

Daniel Köhler

Artikel vom 19.11.2007
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