Stadt-Bewohner: Hier stellen wir ungewöhnliche Nachbarn vor

Schwabing · Mit 82 bis ans Ende der Welt

Fritz Taschner mit seiner Weltkarte, auf der alle Orte gekennzeichnet sind, die er besucht hat. Foto: lix

Fritz Taschner mit seiner Weltkarte, auf der alle Orte gekennzeichnet sind, die er besucht hat. Foto: lix

Schwabing/Oberföhring · Wenn man Fritz Taschner nach seinem Befinden fragt, antwortet er kurz und knapp; er sei halt ein alter Mann. Womit er im Grunde recht hat, schließlich ist er 82 Jahre alt. Andererseits untertreibt er auch ein wenig, denn trotz hohen Alters geht es für ihn und seine Frau im Frühjahr 2008 zum 47. Mal auf große Reise.

Die beiden werden für zwei Monate ans Ende der Welt, genauer auf die indonesische Insel Misool fahren, um im Urwald Schmetterlinge zu sammeln. Über das aufregende Leben des Fritz Taschners und seine Reisen wird am Freitag, 9. November, im kleinen Gemeindesaal von St. Emmeram berichtet. Der Vortrag ist kostenlos, und findet in der Putziger Straße 31 von 18 bis 20 Uhr statt.

Die Reise dorthin wird 26 Flugstunden dauern, mehr hat Taschner nicht geplant. »Ich fahr einfach ins Blaue, und dort schau ich weiter«, erzählt er. Er hofft, wieder so viele Schmetterlinge wie auf seiner letzten Reise nach West-Java zu fangen. Im Frühjahr 2007 brachte er 1.200 Exemplare mit. Taschner ist nicht irgendwer in der Sammlerszene – er arbeitet mit der Bayerischen Staatssammlung zusammen, und ein Schmetterling trägt seinen Namen: der Chrysodeixis Taschneri. Der gebürtige Schwabinger, der mit vollem Namen Friedrich Taschner heißt, ist seit 45 Jahren in der Welt unterwegs. Angefangen in Südeuropa und im Nahen Osten, dann in Afrika und Südamerika, und zu guter Letzt in Südostasien, hat Taschner alle Kontinente besucht. »Das hab ich wohl von meinem Vater geerbt«, sagt er. Sein Vater Johann war als junger Seemann auch viel unterwegs.

Der Reisedrang von Fritz Taschner begann damit, dass ihm gesagt wurde, dass er nur wenige Jahre zu leben habe. Das war Anfang der 1960er Jahre. Er litt an einer Nierenerkrankung, weshalb er sechsmal operiert werden musste. Heute hat er nur eine halbe Niere und muss dementsprechend viele Tabletten nehmen. »Nachdem ich erfuhr, dass ich nur noch wenig Zeit habe, beschloss ich die restliche Zeit zu nutzen und begann mit dem Reisen«, erzählt er. Allerdings muss er schon schmunzeln, wenn er an die ärztliche Diagnose von damals denkt. »Ich müsste eigentlich seit 40 Jahren tot sein.«

Taschner ist ein wahrer Glückspilz. Bereits in seiner Kriegsgefangenschaft in Jugoslawien, von 1945 bis 1948, sprang er dem Tod von der Schippe. Wegen einem Fluchtversuch, wurde er vom Lagerkommandanten zum Tode verurteilt. Der wurde jedoch wegen Betrugs festgenommen, und Taschner somit nicht hingerichtet.

Taschner zog es bereits nach dem Krieg in die Ferne. Durch die Vermittlung von einer australischen Armeeeinheit ergab sich die Gelegenheit nach Australien auszuwandern. Aber sein Vater wusste das zu verhindern, erinnert sich Taschner an dessen Worte: »Du warst ja lang genug weg, da kannst du doch jetzt nicht wieder gehen«. Fritz Taschner hat sich das zu Herzen genommen, aber mit regelmäßigen Eskapaden jenseits seiner Heimatstadt. F. Schirrmann

Artikel vom 07.11.2007
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...