Im Oly-Dorf wüten die Abrissbirnen, bald müssen die letzten Studenten raus

Olympiapark · Auszug auf Raten

Bye bye, Bungalow! Weil die Buden im Oly-Dorf totalsaniert werden, müssen deren Bewohner vorübergehend ausziehen.Foto: ch

Bye bye, Bungalow! Weil die Buden im Oly-Dorf totalsaniert werden, müssen deren Bewohner vorübergehend ausziehen.Foto: ch

Olympiapark · Zum dritten Mal nach 1972 und 2002 müssen Studenten das Bungalowdorf am Oberwiesenfeld verlassen: 1972 kam die Olympiade nach München – Sportler aus aller Welt hatten im Sommer jenes Jahres die 1971 errichtete Anlage bezogen. 2002 mussten die Bewohner den Sportlern der Leichtathletik-EM weichen. Doch diesmal ist alles anders: Statt Athleten kommen Bagger, statt Sport steht die Totalsanierung des Viertels an.

Am 11. September rückten die ersten Abrissbirnen an, um mit dem »Rückbau« der Bungalows im Ostteil des Olympischen Dorfes zu beginnen. Die Schonfrist der Bewohner im Westteil dauert noch bis Ende März, dann müssen auch sie ihre heißgeliebten Wohnungen verlassen. Die meisten von ihnen kommen in anderen Wohnanlagen des Studentenwerks unter – manch einer kann sogar im Dorf bleiben und eine Bude im Hochhaus beziehen, das vom Abriss nicht betroffen ist.

»Wir trauern alle um unser Dorf«, sagt Vesselina Marinova, die zum Vorstand des Vereins »Studenten im Olympiazentrum e.V.« gehört. Seit 1974 organisiert der Verein das kulturelle Leben in der Siedlung. Die 150 aktiven Mitglieder stehen nun vor der schwierigsten Aufgabe seit Bestehen des Vereins: Wie kann man den kommunikativen Charakter der Siedlung und das beschauliche Flair in das neue Dorf hinüber retten? Immerhin konnte der Verein durchsetzen, dass alle aktiven Mitglieder nach Fertigstellung der Anlage wieder in die Bungalows einziehen dürfen. »Ein ganz wichtiger Punkt, den wir unbedingt erreichen wollten«, sagt Marinova. Damit kann ein kompletter Umbruch in der Bewohnerstruktur verhindert werden – ein erster Schritt in die richtige Richtung.

Eine Sanierung des denkmalgeschützten Ensembles kam übrigens nicht in Frage: Zu groß sind die Schäden an Dächern, Wasserleitungen und der Dämmung geworden. »Die Neubauten werden den heutigen und zukünftigen Anforderungen an die Energieeinsparung entsprechen – was mit einer Sanierung des Bestandes nicht zu erreichen gewesen wäre«, sagt Dieter Maßberg, ehemaliger Chef des Studentenwerks und Leiter des Neubauprojekts.

Das Gesamtbild der Anlage wird sich übrigens nicht entscheidend verändern – darf es auch nicht, das Bauensemble steht unter Denkmalschutz. Doch die Bungalows werden kleiner, um sieben Quadratmeter. Und das grüne Gassengewirr zwischen den bunt bemalten Häuschen wird erstmal der Vergangenheit angehören.

Zumindest die Farbe an den Wänden soll nach Wunsch des Studentenwerks aber möglichst schnell zurückkommen. Dazu werden den Studenten wieder Maleimer, Pinsel und Farbe bereitgestellt – kostenlos, versteht sich. Projektleiter Maßberg ist sicher, dass das »quirlige und intensive Gemeinschaftsleben« schnell wieder Einzug ins neue Dorf halten wird und es »schon nach wenigen Semestern wieder die alte Attraktivität und das mediterrane Flair haben wird«. Ab dem Wintersemester 2008/09 werden die ersten Studenten die neuen Bungalows beziehen – vorerst jedenfalls: 2018 möchte München bekanntlich erneut Olympische Spiele ausrichten. Christopher Haarhaus

Artikel vom 06.11.2007
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