Bei der LMU-KinderUni geht's am 9. November um die bayerische Sprache

Schwabing · »Redn mit vuil zvuil Gfuil«

Noch ist er sich nicht ganz sicher, welche bayerischen Wörter oder gar Schimpfwörter er den Kindern in seiner Vorlesung vorstellen möchte. Die passenden Nachschlagewerke hat Prof. Rowley schon parat. F: ks

Noch ist er sich nicht ganz sicher, welche bayerischen Wörter oder gar Schimpfwörter er den Kindern in seiner Vorlesung vorstellen möchte. Die passenden Nachschlagewerke hat Prof. Rowley schon parat. F: ks

Schwabing · Früh übt sich, wer einmal ein braver Student werden will. Bereits zum dritten Mal öffnet die Ludwig-Maximilians-Universität München derzeit ihre Hörsäle für Kinder zwischen acht und zwölf Jahren zur sogenannten KinderUni. Mit von der Partie ist dieses Jahr zum ersten Mal der Sprach- und Literaturwissenschaftler Prof. Dr. Rowley, der schon ganz aufgeregt ist. Er wisse so gar nicht, was und wer ihn da erwarte.

Am Freitag, 9. November, geht er von 17 bis 18 Uhr der Frage nach »O mei wia redst’n du? Warum sprechen nicht alle Bayern bayerisch?« und will damit die kleinen Dialektsprecher aus der Reserve locken. Die Vorlesung findet im Audimax der LMU, Geschwister-Scholl-Platz 1 statt. Dreißig Minuten wird er einen Vortrag zum »beliebtesten deutschen Dialekt«, dem Bayerischen, halten, dann können die Kinder Fragen stellen. Das Ganze ist kostenlos, wegen der begrenzten Plätze im Hörsaal ist jedoch eine Anmeldung unter der Telefonnummer 38 98 91 39 unbedingt erforderlich.

»Ich denke mal, es wird richtig viel getuschelt werden. Bisher habe ich einige Ratespiele vorbereitet, aber eine genaue Vorstellung von der Vorlesung habe ich noch nicht«, erklärt Rowley. Sprachbeispiele, wie Samstag im Vergleich zu Sonnabend, soll es geben und auch einen Vergleich mit anderen Dialekten aus dem Norden. »›Wat is dat‹, heißt es in Berlin. Bei uns sagt man ›was ist das‹, also im Hochdeutschen und nicht im Dialekt«, schildert Rowley.

»Hier gibt es wirklich keinen Genitiv mehr, der Dativ ist sein Tod. Man denke nur mal an ›mia meins‹ oder ›habs gseng‹«, lacht Rowley, der seine Leidenschaft für die Mundartenforschung während seines Studiums in Regensburg entdeckte.

Dabei gebe es gerade in München immer weniger Dialektsprecher und einen rein bayerischen Stadtteil gebe es auch nicht. Rowley bedauert dies, denn gerade der Münchner Dialekt sei eben mit »vuil zvuil Gfuil«, wobei das L am Schluss natürlich nicht gesprochen werden darf. Wer einen der vielen Dialekte Bayerns beherrscht spricht trotzdem meist Hochdeutsch.

»Die Dialekte und Sprachen nähern sich langsam an. Kaum einer sagt mehr Erdäpfel, sondern Kartoffeln«, erklärt Rowley. Vor allem das Fernsehen und die dort gesprochene Sprache trügen zu immer weniger Dialekt bei. »Sogar in der Schweiz wird schon RTL-Deutsch gesprochen und nicht mehr Dialekt«, meint Rowley. Forschungen hätten indes ergeben, dass Bayerisch zudem auch noch sexy sei. »Sprache ist Identität, wie ein Mensch spricht, so ist er!«, sagt Rowley. Egal ob sexy oder nicht. ks

Artikel vom 30.10.2007
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