Am Ackermannbogen sorgen Sonnenkollektoren für einen warmen Winter

Schwabing · Sonnige Zeiten

Mit Sonnenkollektoren am Ackermannbogen in einen warmen Winter. Foto: em

Mit Sonnenkollektoren am Ackermannbogen in einen warmen Winter. Foto: em

Schwabing · Die Sonnenkollektoren auf einigen Dächern der neuen Siedlung am Ackermannbogen sind vielleicht dem einen oder der anderen schon aufgefallen. Dass sie aber mit ihrer Fläche von 3.078 Quadratmetern Teil einer weltweit bisher einmaligen Anlage sind, wussten bisher sogar unter den Anwohnern nur wenige.

Unter den Hügeln, die die Siedlung zur Ackermannstraße hin abschließen verbirgt sich nämlich das technische Herzstück der solaren Nahwärme-Anlage.

Der zukünftige »Rodelhügel« erinnert nicht zufällig an einen Vulkan. Sein Inneres ist ebenfalls heiß und unzugänglich: Unter einer dicken Isolationsschicht verbirgt sich ein 16 Meter hoher Speicher aus Edelstahl, der 6.000 Kubikmeter Wasser fasst. Das speichert die Sonnenwärme. Im Extremfall kann der Temperaturunterschied zwischen oben frisch eingespeistem und unten im Winter abgekühltem Wasser 75 Grad betragen. Nicole Preußner vom Gartenbau-Referat über die Anforderungen, die dadurch an das Material gestellt werden: »Alle Beteiligten haben den Speicher nach dem neuesten Stand der Forschung gebaut.« Das gilt auch für die Energiezentrale. Über ihr sind die Hügel zwar flacher, doch in ihrem Inneren versorgt Spitzentechnologie seit Mai 312 Wohnungen mit Warmwasser und Heizung durch Sonnenkraft.

Besonders stolz sind die Stadtwerke München (SWM) als Betreiber dabei auf eine riesige Absorptionswärmepumpe, die mit Heißwasser aus dem Fernwärmenetz betrieben wird und für höhere Temperaturen sorgt. Weltweit wagten sich nur zwei Firmen an den Bau dieser Pilotprojekt-Pumpe – eine deutsche und eine indische. Da die deutsche mehr als doppelt so teuer gewesen wäre, entschied sich das Planer-Team für das Angebot aus Indien. Sollte nach einem harten Winter die gespeicherte Energie nicht ausreichen – die Stadtwerke schätzen, dass das jeweils ab Januar der Fall sein wird – speist die Energiezentrale automatisch Fernwärme ein. Diese Option steht als Reserve immer zur Verfügung.

Insgesamt soll aber die Sonne die Hälfte des jährlichen Heizbedarfs der Siedlung decken. Dazu wurden dort alle beteiligten Wohnungen mit einer eigenen »Wärmeübergabestation« angeschlossen. Außerdem seien alle Häuser besonders gut isoliert. Daher rechnet die Stadt insgesamt mit einer Energieeinsparung von 60 Prozent gegenüber normalen, mit modernen Erdgasanlagen betriebenen Wohnhäusern.

Für die Umwelt rechnet sich die insgesamt 5,2 Millionen Euro teure Anlage also – aber auch für Betreiber und Bewohner? Die Heizkostenabrechnungen werden auf den Preisen der Fernwärmeversorgung basieren. Die Stadt München sowie die Bauherren konnten für die Finanzierung der Anlage auch den Bund ins Boot holen. Dazu erklärt Martin Welter vom Umweltreferat: »Es geht ja gerade um den Pilot-Charakter – alle zukünftigen Solar-Nahwärme-Projekte können von unseren Erfahrungen hier profitieren und auch immer günstiger werden.«

Und die Erfahrungen der Mieter? »Die Umstellung haben wir nicht bemerkt – ich wusste gar nicht, dass die Solaranlage schon in Betrieb ist«, meinte eine Anwohnerin. »Es dauert halt ein bisschen, bis das Wasser wirklich heiß ist. Aber das war vorher auch schon so.« Eva Mäkler

Artikel vom 11.09.2007
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