Im bayerischen Derby kämpfen die Cowboys um den Aufstieg

München - Showdown im Dantestadion

Der Schlüssel zum Erfolg: Coach Rosenberg, ausgestattet mit einem Psychologie-Doktorhut aus Harvard.	 Foto: Archiv

Der Schlüssel zum Erfolg: Coach Rosenberg, ausgestattet mit einem Psychologie-Doktorhut aus Harvard. Foto: Archiv

Ein Hollywood-Autor hätte kein besseres Drehbuch zu dieser Saison der Zweiten Football-Liga schreiben können. Ungeschlagen haben sowohl die Munich Cowboys als auch die Franken Knights die laufende Spielzeit überstanden. Und nun kommt es am letzten Spieltag zum großen Showdown der beiden Spitzenklubs im Dantestadion (dieser Sonntag, 15 Uhr).

In dem Gipfeltreffen wird sich entscheiden, welches Team die Südgruppe der Zweiten Liga für sich entscheidet und damit in die Relegation um den Bundesliga-Aufstieg zwei Wochen später einzieht.

Dass die Cowboys nach ihrem wenig ruhmreichen Abgang aus Liga 1 im vergangenen Jahr überhaupt die Chance auf den direkten Wiederaufstieg haben, darf schon als Sensation gelten. Auch Markus Schuster, Sportlicher Leiter der Cowboys, ist mehr als überrascht wie glatt alles lief, „nachdem uns zu Beginn der Saison keiner auch nur einen Mittelfeldplatz zugetraut hätte“.

Doch dem zu Saisonbeginn verpflichteten US-Coach John Rosenberg ist es gelungen, aus der Chaostruppe der vergangenen Jahre wieder eine konkurrenzfähige Mannschaft zu formen. Wo die Cowboys im Vorjahr noch Schwierigkeiten hatten, bei Auswärtsspielen ein vollzähliges Team zusammen zu bekommen, erscheinen nun regelmäßig doppelt so viele Spieler zum Training wie 2006. Besonders die jungen Eigengewächse haben unter Rosenberg große Sprünge gemacht – wie etwa Defensivakteur Stephan Seidel, der unter Rosenberg zum Nationalspieler reifte und auch zur WM nach Japan mitreiste.

Rosenbergs Psychologie-Diplom an der US-amerikanischen Elite-Universität Harvard dürfte dazu beigetragen haben, dass seine Spieler die Herausforderungen gemeistert haben. Nur für einen Moment, zwei Spieltage vor Schluss war die Erfolgsserie in Gefahr. Gegen die Königsbrunn Ants lagen die Cowboys längere Zeit in Rückstand und siegten am Ende nur knapp mit 13:8.

Aus Schusters Sicht war das ein Weckruf zur rechten Zeit, der daran erinnerte, dass der Erfolg kein Selbstläufer ist. Am Spieltag darauf gegen die Aschaffenburg Stallions besannen sich die Cowboys dann auch wieder und siegten deutlich mit 34:8.

Die Münchner gehen also mit Rückenwind in das große Finale – und den können sie bei diesem Kontrahenten auch gebrauchen. Die Knights verfügen über die stärkste Offensive der Liga, die über 100 Punkte mehr als die der Cowboys auf dem Konto hat. Sie haben hervorragende Einzelspieler wie Quarterback Chris Warrick oder Passempfänger Oliver Rohn. „Aber auch die qualitative Tiefe ist bei ihnen vorhanden“, merkt Schuster an.

Das Hinspiel gegen die Franken endete mit einem 28:28-Remis, aus dem man ablesen konnte, dass die zwei Teams auf einem Level sind. „Das Leistungspotenzial beider Mannschaften ist genau gleich“, glaubt Schuster: „Jetzt wird es darauf ankommen, wer den größeren Willen hat, in die erste Liga aufzusteigen.“ Dass die Cowboys für das Spiel besonders eingestellt werden müssen, glaubt Schuster nicht: „Wer jetzt noch nicht kapiert hat, worum es geht, dem ist eh nicht mehr zu helfen.“

Sollte der Aufstieg für sein Team nicht klappen, wäre es aus Schusters Sicht aber auch kein Beinbruch, „höchstens ein verstauchter Fuß, um im Bild zu bleiben“. Man wolle zwar mittelfristig zurück in die Bundesliga, aber nicht mit aller Gewalt. Und vor allem nicht um den Preis, dafür ihr personelles Konzept über den Haufen zu werfen und teure Spieler von außerhalb zukaufen zu müssen. Ein Zwang, es gleich jetzt wieder in die Bundesliga zurück zu schaffen besteht für Schuster also nicht: „Es wäre nur schade um diese tolle Saison.“

Überschattet wurde diese Spielzeit allerdings von einem tragischen Vorfall. Cowboys-Verteidiger Stefan Denk, im Hauptberuf Polizist, wurde im Juli Opfer eines schweren S-Bahn-Unfalls, bei dem er lebensgefährlich verletzt wurde. Aus diesem Anlass begrüßen die Cowboys am Sonntag auch den Verein „Polizisten helfen e.V.“ im Stadion, der sich um die Unterstützung verunglückter Ordnungshüter und ihrer Angehörigen kümmert. Es erinnert die Cowboys und ihre Fans auch daran, dass es wichtigeres gibt, als den Bundesliga-Aufstieg. Von Martin Hoffmann

Artikel vom 06.09.2007
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