Anwohner protestieren gegen massive Lärmbelästigung am Maximiliansplatz

Zentrum · Diskos unter Beschuss

Fünf Discos in einem Häuserblock: zuviel für ruhebedürftige Anwohner. Weil sie nicht schlafen können, gehen sie jetzt auf die Barrikaden. Foto: gw

Fünf Discos in einem Häuserblock: zuviel für ruhebedürftige Anwohner. Weil sie nicht schlafen können, gehen sie jetzt auf die Barrikaden. Foto: gw

Zentrum · Eine laue Sommernacht Ende August, zwei Stunden nach Mitternacht: Taxen stauen sich vor dem In-Club »Pacha« und schaufeln im Minutentakt Nachtschwärmer heran. Die strömen auch zu Fuß von allen Seiten herbei, manche mit einem Bier in der Hand. Zwei Männer Anfang 20 kommen gerade an und überlegen, ob sie ins »Pacha« oder in die »089-Bar« gehen sollen.

Man sieht: für Nachtschwärmer sind die Clubs, Bars und Diskotheken am Maximiliansplatz 5 ein Paradies.

Für Anwohner dagegen sind sie die Hölle. Wo über Jahrzehnte das berühmte Nachtcafé residierte, sind inzwischen vier verschiedene Clubs eingezogen: Neben dem »Pacha« sind das die »Rote Sonne«, die »089-Bar« und, um die Ecke in der Max-Joseph-Straße, das »Baby«. Ende dieser Woche eröffnet mit »Max & Moritz« der fünfte Spaßtempel.

Doch für die Anwohner ist der schon lange vorbei: »Seit Monaten hagelt es Beschwerden«, berichtet Klaus Bäumler (CSU), Vorsitzender des Bezirksausschusses Maxvorstadt (BA 3), auf der jüngsten Sitzung des Gremiums. Das Ehepaar Monika und Gerd Vahsen gehört zu den Beschwerdeführern. »Es ist so laut, dass wir unseren Fernseher nicht mehr hören«, klagen sie, seit das »Pacha« auf seiner Terrasse bereits ab 18 Uhr die Beschallung startet. »Ich kann nur noch mit Ohrstöpseln schlafen«, berichtet ein weiterer Anwohner.

Andere beklagen die bassgeschwängerte Musik, die bis fünf Uhr früh wummert, sowie den Taxicorso, der ebenfalls bis morgens in Bewegung ist. Außerdem würden die benachbarten Parkanlagen verwahrlosen, morgens seien sie voll von Müll. Erbrochenes und auch Kondome lägen ebenso wie Spritzen herum.

Besonders frustriert sind die Anwohner, weil sie sich von Polizei und Stadt im Stich gelassen fühlen. »Wenn ich eine Anzeige wegen Lärmbelästigung erstatte, muss ich nachts um drei Polizisten in mein Schlafzimmer lassen, damit sie die Sache überprüfen können«, beschwert sich ein leidgeprüfter »Pacha«-Nachbar. Erst zwei Monate später käme dann Post vom Kreisverwaltungsreferat (KVR) mit der Aufforderung, Zeugen für den Vorfall zu benennen, weil die Polizisten nur Lärm im Normalbereich zu Protokoll gaben. »Sind unsere Polizisten hörgeschädigt?«, fragt der Anwohner aufgebracht. Und selbst wenn seine Anzeige Erfolg haben sollte, droht den Clubs höchstens eine Ordnungswidrigkeit, die 250 Euro kostet. »Ein Trinkgeld fürs ›Pacha‹!«

Bemerkenswert ist, dass die Probleme erst mit dem Einzug von »Pacha« & Co vor knapp zwei Jahren begannen. »Übers ›Nachtcafé‹ und auch das ›Soul City‹ hatten wir uns nie beschwert«, versichern die Anwohner einmütig, einige wohnen schon seit Jahrzehnten hier. Einen Dialog zwischen ihnen und den neuen Clubbetreibern gab es bisher jedoch nicht, trotz der massiven Proteste.

»Ich wundere mich sehr über die Beschwerden«, sagt »Pacha«-Geschäftsführer Michi Kern auf der jüngsten BA-Sitzung. »Ich habe bisher nichts davon gewusst, auch vom BA oder vom KVR habe ich noch nichts gehört!« Das könne nicht stimmen, kontert Anwohner Vahsen, er habe schon seit einem Jahr Briefe und E-Mails geschickt, aber nie Antwort erhalten. »Ich habe sie nicht bekommen«, beteuert Kern. Kollege Matthias Scheffel, der im Namen aller Clubbetreiber im Haus redet, verspricht: »Wir wollen alles tun, um die Probleme zu lösen.«

Einiges, etwa den Taxiverkehr, könnten sie aber nicht beeinflussen. Dafür aber ließen sie inzwischen Samstag- und Sonntagmorgen den Gehweg reinigen, was allerdings wiederum mit Lärm verbunden sei. Die Musikanlage im »Baby« sei auf 95 Dezibel verplombt worden, ein Windfang zur Geräuschdämmung installiert und ein neutrales Gutachten zur Lärm-Emission bestellt. Und überhaupt, so Kern, »ist alles vom KVR genehmigt, wir halten uns an die Bestimmungen«.

Diese müssten eben geändert werden, fordern Anwohner, die endlich wieder ruhig schlafen wollen. Wenn alles nichts helfe, »muss eben die Sperrzeit verlängert werden«, die derzeit nur zwischen fünf und sechs Uhr morgens und etwa fürs »Pacha« gar nicht gilt. Diesem Ansinnen scheint jedoch wenig Erfolg beschieden: Das KVR sieht dazu keinen Anlass und spricht von »punktuellen Beschwerden«.

Die Partymeile am Maximiliansplatz bekommt derweil Zuwachs: München kann sich künftig, je nach Sichtweise, über noch mehr Nachtleben freuen oder ärgern. Denn mit »Max & Moritz« beerbt ab 31. August ein neuer Spaßtempel das legendäre »Soul City«. Gecko Wagner

Artikel vom 28.08.2007
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