15 Jahre Altenhilfe Moskau e.V. – ein Bogenhausener Rentner mit Herz und Verstand

Bogenhausen · Prag, München, Moskau

Im August vor genau 15 Jahren gründete Peter Böhm die »Moskauer Altenhilfe«: Um weiter Geld in die Kassen des Vereins zu spülen, findet am 21. Oktober ein Benefiz-Ballett im Prinzregententheater statt. Foto: ak

Im August vor genau 15 Jahren gründete Peter Böhm die »Moskauer Altenhilfe«: Um weiter Geld in die Kassen des Vereins zu spülen, findet am 21. Oktober ein Benefiz-Ballett im Prinzregententheater statt. Foto: ak

Bogenhausen · »In den letzten 15 Jahren bin ich zu einem professionellen Bettler geworden«, erzählt Peter Böhm schmunzelnd. Wie es dazu kommen konnte, wird schnell klar, wenn der Bogenhausener mit tschechischen Wurzeln von dem Verein spricht, den er vor genau 15 Jahren gründete. Statt den wohlverdienten Ruhestand zu genießen, baute er einen Verein auf, der mittellose Rentner in Moskau unterstützt und nannte ihn »Moskauer Altenhilfe«.

Nicht oft feiern kleine, humanitäre Vereine einen 15-jährigen Geburtstag. Viele entstehen spontan in Krisensituationen und verschwinden genauso schnell wieder, wie sie ins Leben gerufen wurden. Der Zerfall der damaligen Sowjetunion war so eine Krisensituation. »Es herrschten Zustände schlimmer als in der Dritten Welt, nicht mal Brot gab es zu kaufen«, berichtet der 80-Jährige. Gerade die Alten und Schwachen hungerten. Da sei ihm klar geworden, dass er selbst aktiv werden muss und gründete zusammen mit einer russischen Partnerorganisation zwei Sozialstationen sowie ein Altenzentrum. Dort betreuen und versorgen insgesamt 65 Mitarbeiter, deren Gehälter aus Spenden finanziert werden, bedürftige alte Menschen. Bettlägrige Senioren werden sogar zu Hause betreut. Im Altenzentrum erhalten die Moskauer Senioren sogar täglich ein kostenloses Mittagessen.

»Das Spendensammeln ist aber in letzter Zeit immer schwieriger geworden, oft kriegen wir zu hören: ›warum sollen wir ausgerechnet dem Putin helfen‹«, ärgert sich der Vorsitzende des Vereins. Doch gerade heutzutage seien die Alten mehr denn je auf Hilfe von Außen angewiesen. Die Preise für Lebensmittel seien in den letzten Jahren sprunghaft angestiegen, hätten teilweise Münchner Niveau. »Bei durchschnittlich 80 bis 90 Euro Rente im Monat, können sich viele Senioren nur von Kartoffeln und Brot ernähren«, weiß Böhm.

Für sein Engagement erhielt der ehemalige Werbekaufmann schon 1992 sogar das Bundesverdienstkreuz. »Das war mit Sicherheit einer der schönsten Momente in meinem Leben«, schwärmt Böhm. Eine angemessene Entschädigung für »viele Jahre harter Arbeit und jeder Menge Enttäuschungen«, war es allemal. Einer dieser Schicksalsschläge ereilte den Verein im Jahr 2004, als er seine Altenpflegeschule dicht machen musste. Auch von vielen vergeblichen Versuchen bayerische Firmen zu Spenden zu bewegen, berichtet Böhm – »das zehrt an den Nerven«.

Ans Aufhören hatte Böhm jedoch nie gedacht, »obwohl mich die Ärzte mit meinen neun Stents im Herzen als medizinisches Wunder bezeichnen«. Schließlich ging es immer irgendwie weiter. So trudelten vor einigen Jahren plötzlich 50.000 Mark auf dem Spendenkonto des Vereins ein – der Schweizer Spender blieb jedoch anonym.

Und um weiter Geld in die Kasse des Vereins zu spülen – immerhin verschlingen die Hilfeleistungen rund 120.000 Euro im Jahr – steht schon wieder das nächste Projekt an: das weltberühmte St. Petersburger Ballett-Theater gastiert am 21. Oktober im Prinzregententheater. Die Erlöse kommen zu 100 Prozent dem Verein zugute. »Nur so können wir garantieren, dass die Spendengelder ausschließlich für die Moskauer Hilfsprojekte verwendet werden und nicht für die Verwaltung draufgehen«, erklärt Böhm.

Wer sich für den Verein engagieren möchte, findet unter www.altenhilfe-moskau.de oder Tel. 47 65 97 weitere Informationen. A. Koller

Artikel vom 28.08.2007
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