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Reptilien-Auffangstation der Universität ist derzeit auf Spenden angewiesen
Zentrum · Ein Heim für Krokodile
Dr. Markus Baur mit einem seiner Krokodile. Foto: Privat
Zentrum · München, Kaulbachstraße 37 – ein typisches Bürogebäude mit Flachdach. Soweit zunächst nichts berichtenswertes, womit aber niemand rechnet: Im Gebäude tummeln sich keine Bürohengste, sondern Giftschlangen, Riesenspinnen, Echsen und Krokodile. Die Auffangstation für Reptilien der tierärztlichen Fakultät an der Ludwig-Maximilians-Universität ist die einzige Einrichtung in Bayern, die diese gefährlichen Tiere aufnehmen kann.
Das kleine Gewächshaus im Innenhof, von außen ebenfalls unspektakulär anzusehen, wurde zum Terrarium umgebaut. Die Krokodils-Augen, die einen aus dem dunkelgrünen Wasserbecken anschauen, entdeckt man erst auf den zweiten Blick.
Wie reißende Raubtiere gebärden sich die Reptilien nicht, als sich Dr. Markus Baur über ihre Köpfe hinweg durch das Terrarium hangelt. Der Fachtierarzt ist für die Auffangstation zuständig. Doch: »Die Ruhe täuscht, bei einem Krokodil weiß man nie, woran man ist«, warnt der Experte.
Wie die Exoten hierher kommen? Oft geht es ihnen nicht anders als Hund und Katze zur Urlaubszeit – sie werden von ihren Besitzern ausgesetzt. »Immer wieder kommt es vor, dass sich Privatleute ohne jegliche Vorkenntnisse so ein Tier zulegen«, klagt Baur. Eines der Krokodile sei in Nürnberg in einer Mülltonne aufgetaucht. Ein weiteres Jungtier komme ebenfalls aus Franken. »Dort lebte es in einer kleinen Wasserwanne, in einer ganz normalen Wohnung«, erzählt Baur. Und gerade in der vergangenen Woche entdeckten Haidhauser Bürger in ihrem Hinterhof eine 80 Zentimeter große Korn-Natter, eine ungiftige Würgeschlange, die offenbar ebenfalls ausgesetzt wurde.
In Bayern ist die Haltung von Gefahrentieren wie Krokodilen zwar verboten, der Handel aber erlaubt. Wer eine Giftschlange oder einen Alligator will, bekommt sie problemlos im Internet. Zum Teil gibt es sie sogar in Zoohandlungen: »Wenn Sie Ihre Schwiegermutter ums Eck bringen wollen, können Sie sich jederzeit eine grüne Mamba kaufen«, sagt Baur und lacht. Seiner Schätzung zufolge gelangen jährlich einige hundert Krokodile in den deutschen Heimtierhandel.
Dabei seien die Tiere für Laien eine echte Gefahr, »sie sind unberechenbar und werden nie richtig zahm.« Selbst Baur hat die messerscharfen Zähne einmal zu spüren bekommen, »ein Weibchen hat mich vor zwölf Jahren ins Schienbein gebissen.« Für die artgerechte Haltung ihrer Schützlinge setzen sich die Mitarbeiter der Station nach Leibeskräften ein.
Allerdings: »Wir improvisieren hier«, wie Baur sagt. Denn seit der Lehrstuhl für Zoologie, Fischereibiologie und Fischkrankheiten im vergangenen Jahr geschlossen wurde, kommt die Universität nur noch für Miete und Gehälter auf. Futter, Terrarien und Zubehör, wie Lampen, werden über einen Förderverein finanziert, den die Mitarbeiter gegründet haben. Der Verein vermittelt Patenschaften für die Tiere und veranstaltet Führungen für Schulklassen. »Im Moment sind wir hier in ungesicherten Verhältnissen«, sagt Baur.
Weil nicht genügend Kapazitäten vorhanden seien, habe er jüngst die Aufnahme von zwei Krokodilen ablehnen müssen. Geplant sei, die Auffangstation künftig mit Geldern des Freistaats zu finanzieren, der Landtag wird im September darüber entscheiden. Weitere Infos zum Förderverein unter www.reptilienauffangstation.de].
Artikel vom 21.08.2007Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp
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