Keine langfristige Finanzierung in Sicht – nach fünf Jahren soll nun Schluss sein

Au · »Sichere Wiesn« vor dem Aus

Betrübte Gesichter bei den Initiatorinnen der »Sicheren Wiesn«: Wegen dauerhafter Finanzierungsprobleme steht das Projekt jetzt vor dem Aus. Foto: ak

Betrübte Gesichter bei den Initiatorinnen der »Sicheren Wiesn«: Wegen dauerhafter Finanzierungsprobleme steht das Projekt jetzt vor dem Aus. Foto: ak

Au · Nach diesem Oktoberfest soll Schluss sein mit dem Projekt »Sichere Wiesn«: »Wir werden der Stadt offiziell die Verantwortung für Mächen und Frauen in Notlagen auf dem Oktoberfest zurückgeben«, gibt Christine Rudolf-Jilg von Amyna, dem Institut zur Prävention sexueller Gewalt mit Sitz am Mariahilfplatz in der Au, bekannt.

Zusammen mit Imma e.V. und dem Frauennotruf feiert das Projekt dieses Jahr seinen fünften Geburtstag. »Doch in all diesen Jahren ist es uns nicht gelungen ein tragfähiges Finanzierungskonzept zu erreichen«, so Rudolf-Jilg. Weder die Stadt noch andere Institutionen, die man angesprochen hätte, konnten für eine kostendeckende Finanzierung gewonnen werden.

»Von den Wiesn-Wirten bekommen wir zwar jährlich zugesichert 1.000 Euro, aber mehr ist nicht drin«, berichtet die Sprecherin der »Sicheren Wiesn«. Grundsätzlich seien die meisten auch begeistert von dem Projekt und lobten die Organisatorinnen für ihren Einsatz, doch bezahlen wollten die wenigsten.

»Wir wollen, dass die Frauen ausgelassen feiern können und zwar sicher«, so Härtl. Und, dass es auf dem weltgrößten Volksfest nicht immer sicher zugeht, beweisen die Einsatzzahlen der letzten Jahre. Rudolf-Jilg erzählt: »Beim Wiesnende dieses Jahr werden wir rund einer halben Million Mädchen und Frauen wichtige vorbeugende Tipps für einen sicheren Wiesnbesuch gegeben, etwa 500 Mal in drohenden und bestehenden Krisensituationen geholfen und auch Nachsorge in besonders schlimmen Fällen geleistet haben.«

Dabei seien jedoch die schweren sexuellen Übergriffe die Seltenheit. Es kämen auch viele Mädchen in den Security Point, die sich in einer seelischen Krise befinden, in Panik geraten sind, weil ihnen die Handtasche geklaut wurde oder sie ihre Gruppe verloren haben. Gerade in diesen Schocksituationen seien die Frauen »leichte Beute« für Gewalttäter. »Da ist es wichtig, den Frauen einen geschützten Raum zu bieten, um zur Ruhe zu kommen«, weiß Rudolf-Jilg.

Und das alles soll es nächstes Jahr nicht mehr geben? »Momentan gibt es von Seiten der Stadt noch keine Idee, wie man das Projekt fortsetzen könnte«, gibt Bürgermeisterin Christine Strobl zu. Gleichzeitig sei man aber auch nicht bereit, mehr als die Druckkosten für die Flyer in das Projekt zu investieren.

Dabei scheint der Betrag, den die »Sichere Wiesn« benötigt, um weiterhin Frauen in Notlagen zu helfen im Vergleich zu den jährlich wachsenden Umsatzrekorden geradezu lächerlich. »20.000 Euro brauchen wir, um den Frauen kompetent und professionell zu helfen – doch mit Kleinspenden kommen wir nicht weiter«, so Rudolf-Jilg. Jedes Jahr sei es das gleiche gewesen. 15.000 Euro wurden von den drei Vereinen vorgestreckt und dann »ging die Bettelei los«. Für die Sponsorenakquise sei dann teilweise so viel Zeit draufgegangen, dass Projekte in den Institutionen zu kurz gekommen seien.

»Das Handeln lag jetzt fünf Jahre lang bei uns – irgendwann muss das Kind auch von selbst laufen«, resümiert Rudolf-Jilg . Doch ganz aufgeben will man noch nicht, schließlich »war das Projekt mehr als nur Arbeit«, so Härtle und fügt hinzu: »Wir hoffen immer noch, dass sich eine langfristige Finanzierung findet, dann könnte unsere Entscheidung noch einmal revidiert werden.«

Artikel vom 21.08.2007
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