Wie behindertengerecht ist Neufahrn – Politiker machen den Selbstversuch

Neufahrn · Eine Gemeinde im Test

Selbstversuch mit neuen Erkenntnissen: SPD-Fraktionssprecher Mandi Warth und Edith Thoma hatten zusammen mit Lena und Nikolai an mancher Engstelle, wie hier im Samweg in Neufahrn, ihre liebe Müh und Not. Foto: ba

Selbstversuch mit neuen Erkenntnissen: SPD-Fraktionssprecher Mandi Warth und Edith Thoma hatten zusammen mit Lena und Nikolai an mancher Engstelle, wie hier im Samweg in Neufahrn, ihre liebe Müh und Not. Foto: ba

Neufahrn · Edith Thoma saß im Rollstuhl und Fraktionschef Mandi Warth hat geschoben. Mit einer prominenten Besetzung machte sich die SPD Neufahrn auf den Weg, um zu testen, wie behindertengerecht nun die Gemeinde ist. Auf dem Weg vom Seniorenheim zum Rathaus wurden auch genug problematische Ecken entdeckt.

Wie auch Neufahrn machen die Nachbarn Eching und Hallbergmoos viel, um den Alltag mit Rollstuhl und Kinderwagen, zu ermöglichen. Deutlich wird aber vor allem, dass diese Arbeit nie zu Ende ist.

Auf dem Rundgang durch Neufahrn gab es Stellen, an denen etwas getan werden kann. So kommt ein Rollstuhlfahrer ohne fremde Hilfe im Rathaus-Fahrstuhl nur bis zum Knopf für den ersten Stock, auch die nicht vorhandene Beschilderung der öffentlichen Behinderten-Toilette am Marktplatz kann nachgebessert werden.

Zu enge Gehwege, auf die der Rollstuhl nicht passte und so mit einem Rad auf der Straße fuhr, können im bestehenden Straßennetz nur schwer korrigiert werden. Der Zahn der Zeit stellt die Gemeinden aber auch immer wieder vor neue Hürden bei den Bemühungen um barrierefreie Einrichtungen. So hat die Gemeinde Eching ins Rathaus und Bürgerhaus einen Fahrstuhl einbauen lassen.

Allerdings ist diese Transportgelegenheit zu klein für große, moderne Motorwagen von Rollstühlen. Bürgermeister Josef Riemensberger zuckt da mit den Schultern, denn vom logistischen Aufwand und den zu erwartenden immensen Kosten her könnte eine Gemeinde wie Eching nicht einfach größere Fahrstühle einbauen – sofern so etwas technisch überhaupt realisierbar wäre.

Der Echinger Bürgermeister sieht vor allem bei neuen Baumaßnahmen die Chance, den Aspekt behindertengerechter Orte einfließen zu lassen. So ist das Bürgerbüro der Gemeinde, das die Anlaufstelle für alle Gemeindedienstleistungen ist, in Eching 100-prozentig behindertengerecht.

Erheblich besser haben es die Hallbergmooser, die erst vor wenigen Jahren ein neues Rathaus gebaut haben. Dieses wurde von Beginn an absolut behindertengerecht konstruiert. Auch der Bürgersaal hat einen Fahrstuhl und dazu wurden bei der letzten Straßenbaumaßnahme der Theresienstraße großzügige Gehwege gebaut. »Mit dem Kinderwagen bin ich überall hingekommen«, sagt der 2. Bürgermeister Karl-Heinz Zenker.

Das einzige Dauerthema in Hallbergmoos ist der Wunsch nach einem Fahrstuhl am S-Bahnhof. Doch die Bahn mauert und der Gemeinde sind die Hände gebunden – »ein großes Ärgernis«, so Zenker. Der Nachbar Neufahrn hat zwar einen behindertengerechten Bahnhof, doch hier kämpft man sich seit Jahr und Tag mit der Bahn um die Errichtung einer öffentlichen Toilette.

Letztlich kommen alle Gemeinden zum gleichen Ergebnis: den hundertprozentig barrierefreien Ort wird es wohl nie geben.

Artikel vom 21.08.2007
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