Albrecht Ackerland über den Lago di Garda

München - „Da schau her“

Es ist Urlaubszeit. Jetzt kann man schön entspannt zum Lago fahren. Der Lago? Ich bitte Sie: Der Gardasee! Unsere Münchner Pfütze! Der schön gelegene See am Alpensüdrand ist ein wahres Juwel. Hat schmucke, ja zuckersüße Städtchen. Bardolino, Lazise, Sirmione – wie die Namen schon klingen in des Münchners Ohren!

In den Achtzigern, ach, wie gern war ich dort am Ostufer in Bardolino. Klar, ich war nicht der einzige Münchner, aber man hatte damals noch eine Art Restgefühl von Urlaub. In der Eisdiele „Cristallo“ wurde noch unerreicht arrogant bedient, gleich am Hafen in Bardolino.

Der Lago jedenfalls war seit meiner Lebzeit noch nie beschaulich, aber man konnte dort diese deutsche Hauptsehnsucht nach italienischem Dolceblablabla befriedigen. Es gab den grantigen Carabinieri, es gab den arroganten Eis-Heini bei „Cristallo“, es gab den Metzger, der immer besonders scharf auf deutsche Signorinae war, so scharf, dass der Parmaschinken, den der brave Deutsche gerne „prego hauchdünn“ geschnitten haben wollte, gerne mal ein paar haarbreit dicker ausfiel. Gut, dachte man sich, dann braten wir uns eben das Parmaschnitzel, dick genug ist es ja!

Kürzlich musste ich wieder zum Lago. Eigentlich hatte ich längst mit ihm abgeschlossen, vor nicht allzu langer Zeit entdeckte ich den Tegernsee für mich. Dessen Erreichbarkeit unterschreitet die des Lago di Garda um entspannte dreieinhalb Stunden. Noch weitere Argumente gefällig? Also! Nun gut, ich musste aber hin, nach Bardolino. Für einen Münchner ist die Formulierung „ich muss zum Lago“ fast schon lebensspendend, obgleich er – dort angekommen – merkt, dass der Gardasee seines Rufes irgendwie und sowieso nicht gerecht wird. Selbst die als Geheimtipp über Jahre gehandelte Abholpizzeria liefert schlechtere Pappe, als sie der glückloseste Münchner Bringdienst hinbekommt.

Jedenfalls: Mein Wiedersehen mit dem Lago di Garda war schmerzlich. Ich reiste, als ich meinen Wahnsinnsfrust-Kater auskuriert hatte, wieder ab. Dreieinhalb Stunden zum Tegernsee. Nur: Dort erging es mir kaum besser. Aber davon mehr am nächsten Samstag.

Artikel vom 16.08.2007
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