Hitzige Diskussionen auf der Bürgerversammlung für die Schwabinger

Schwabing · »Böses« hinterm Bauzaun

Zoff zwischen Anwohnern und BA-Chef Lederer-Piloty bei der Bürgerversammlung um den Neubau an der Mandlstraße und die Tram 23. Foto: Archiv

Zoff zwischen Anwohnern und BA-Chef Lederer-Piloty bei der Bürgerversammlung um den Neubau an der Mandlstraße und die Tram 23. Foto: Archiv

Schwabing · Auf der Bürgerversammlung für Schwabing vergangene Woche ging es klimatisch und emotional ziemlich heiß zur Sache. Neben den Temperaturen kochten am Dienstag, 17. Juli, auch die Emotionen hoch in der Turnhalle des Maximilians-Gymnasiums. Vor allem die Tram 23, für die am 16. Juli die Gleisarbeiten begonnen haben, und ein Neubau der Münchner Rück an der Mandlstraße erregte die Gemüter.

Bereits während der Reden von Bürgermeister Hep Monatzeder und Lederer-Piloty hagelte es Zwischenrufe aus dem Publikum. Zum Teil gab es lautstarke Auseinandersetzungen zwischen dem Stadtoberhaupt und den Antragstellern. »Dokumentiert der Bau der Tram 23 die Abkehr von demokratischen Grundsätzen seitens der rot-grünen Regierung Münchens«, wollte etwa ein Schwabinger wissen und Monatzeder konterte: »Demokratie heißt, man muss das Vernünftigste herausfinden, und die Tram ist in diesem Fall vernünftiger als eine U-Bahn, denn die wäre teurer und sie müssten es zahlen.«

Bereits fünfzig Minuten nach Sitzungsbeginn beschwerte sich eine Bürgerin, nun auch noch den Bericht des BA-Vorsitzenden hören zu müssen. »Wir wollen unsere Anträge vortragen«, so der Tenor. Als es zu den Inhalten kam, gab es einen Schwerpunkt: Die Anwohner der Mandlstraße und der Maria-Josepha-Straße beschwerten sich in vier Anträgen über die spärliche Infopolitik zum dortigen Bauvorhaben einer Versicherung. Sie forderten eine Einwohnerversammlung zum Planungsstand und zum weiteren Vorgehen, ein Schaugerüst und niedrigere Geschosszahlen, damit die Originalität Altschwabings erhalten bliebe. Der derzeitige sieben Meter hohe Zaun würde keinen Aufschluss bieten.

»Der ist dafür da, um die Anwohner vor Staub und Lärm zu schützen, aber anscheinend ahnen die Bürger etwas Böses dahinter«, meint Lederer-Piloty, der in der Jury des Architektenwettbewerbs saß. Der sei nach allen Regeln abgelaufen samt Öffentlichkeitsphase. »Und dann kommt ein Prof. Dr. Dr. auf die Bürgerversammlung und stellt den BA und die Stadtverwaltung als Dilettanten hin. Keiner rührt sich das ganze Jahr, und dann planen wir angeblich nur Stuss. Eigenartig!«, ärgert sich BA-Chef Lederer-Piloty.

Die Bürgerversammlung Freimann dagegen sei ein »social event«, wo die Bürger interessiert zuhören. Das Schwabinger Phänomen nenne sich hingegen »nomy« (not in my backyard, nicht in meinem Hinterhof) und zeichne sich laut Lederer-Piloty dadurch aus, dass man Angst vor der kleinsten Veränderung am eigenen Haus habe. Die Forderungen hält er für völlig unbegründet, zumal die Planungen der Versicherung stets transparent gewesen seien.

Die Versammlung löste sich nach einer lautstarken Abstimmung mit mehreren Auszählungsdurchgängen, gegen 22 Uhr in heißer Sommerluft auf.

Artikel vom 24.07.2007
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