Fröttmaninger Heide wird »entmilitarisiert« und für Naturfreunde freigegeben

Fröttmaning · Der große Truppenabzug

Zapfenstreich – während Oberst Norbert Reinelt und Staatssekretär Christian Schmidt mit der Demontage des alten Warnhinweises beschäftigt sind, präsentiert Bürgermeister Rolf Zeitler stolz das neue Schild. Foto: wei

Zapfenstreich – während Oberst Norbert Reinelt und Staatssekretär Christian Schmidt mit der Demontage des alten Warnhinweises beschäftigt sind, präsentiert Bürgermeister Rolf Zeitler stolz das neue Schild. Foto: wei

Fröttmaning · »München ist grün« – das ist keine politische Behauptung, sondern spiegelt das große Angebot an Grünflächen in der Landeshauptstadt wider. Seit Mittwoch, 27. Mai, sind mit der Fröttmaninger Heide 334 Hektar hinzugekommen. Nach jahrelangen Verhandlungen ging die Fläche von der Bundeswehr, die das Gelände bisher als Truppenübungsplatz nutzte, in den Besitz des Heideflächenvereins Münchener Norden e.V. über.

Aus diesem Anlass kamen eine große Anzahl der Beteiligten auf der Heide zusammen, um den Transfer durch die Umbeschilderung zu feiern. Die Neuigkeit des Tages präsentierte vorab der Geschäftsführer der Gesellschaft für Entwicklung, Beschaffung und Betrieb mbH (gebb) Dr. Klaus Büttner. Ursprünglich sollten der Bundeswehr 30 Hektar Fläche im östlichen Teil der Naturlandschaft weiterhin zur Verfügung stehen. Doch Büttner gab bekannt: »Seit heute morgen ist klar, dass auch diese Fläche in den Besitz des Heideflächenvereins übergeht«. So schnell diese Entscheidung getroffen war, so langwierig war der bisherige Weg zum Verkauf der Heide. Eine gewichtige Rolle nahm hierbei gebb ein.

Das Unternehmen der Bundeswehr wurde im Juni 2001 durch das Bundesministerium der Verteidigung mit der Entwicklung und Vermarktung der Fröttmaninger Heide beauftragt. Ein Jahr später bekundeten die umliegenden Kommunen ihr Interesse am Kauf der Fläche. Im Verbund Heideflächenverein Münchener Norden e.V., an dessen Spitze der Unterschleißheimer Bürgermeister Rolf Zeitler steht, traten sie im November 2005 in Verhandlungen mit der gebb. Ein schwerwiegendes Problem ergab sich durch den Verkaufsstopp des Geländes. Dieser resultierte aus Ungereimtheiten im Koalitionsvertrag.

Dem Einsatz des Umweltstaatssekretärs Dr. Otmar Bernhard sei es zu verdanken gewesen, dass der Verkaufsstopp aufgehoben und die Fläche zum Verkauf freigegeben wurde. Durch die Zustimmung der Mitgliedsgemeinden im Dezember 2006 wurde schließlich der Weg zur Vertragsunterschrift am vergangenen Mittwoch geebnet. Die Verkaufssumme von zwei Millionen Euro wird von den Kommunen anteilig geschultert.

Die Bundeswehr schien in den Verhandlungen um die Heidefläche kein leichter Partner gewesen zu sein. So kommentierte Staatssekretär Christian Schmidt die Debatten mit den Worten: »Es ist nicht einfach, die Bundeswehr davon zu überzeugen, dass die Nutzung eines Geländes zu Ende geht. Doch was lange währt, wird endlich gut«. Dr. Otmar Bernhard ergänzte: »Es war eine lange, jedoch keine endlose Geschichte.« Nun, da der Naturpark, nach Aussage des Bundestagsabgeordneten Johannes Singhammer »unverrückbare Realität« sei, gilt es für die Politiker die Zukunft der Heide zu steuern und zu beobachten. Der Bundestagsabgeordnete Dr. Axel Berg gibt zu Bedenken: »Wir dürfen uns jetzt nicht zurücklehnen und feiern, wir müssen das Projekt weiterhin kritisch verfolgen. Wir brauchen ein durchdachtes Konzept«.

Dass sein Wunsch in Erfüllung geht, kann der Bundestagsabgeordnete selbst mitsteuern, laut Staatsminister Schmid wird Berg nebst Bernhard und Singhammer das Projekt begleiten. Eine mögliche Ernennung der Heidefläche zum Naturschutzgebiet mit Besucherkonzept steht bereits im Raum.

Bei allem Bedenken und Mahnen äußerten die meisten Anwesenden ihre Hochachtung gegenüber dem Heideflächenverein und sprachen ihm ihr Vertrauen aus. Staatssekretär Schmid: »Wir können die Fröttmaninger Heide beruhigt an den Verein übergeben. Ich wünsche den neuen Besitzern ein Blühen und Gedeihen.« Dieses Vertrauen muss der Verein nun bestätigen. Besonders schwierig wird hierbei die Überwachung des Geländes und das Aufstöbern von Umweltverschmutzern. Da das Gelände groß und schwer einsehbar sei, wäre nicht nur die Polizei sondern auch die Zivilcourage der Bevölkerung gefragt, ist sich Vorsitzender Zeitler sicher. Auch ein Naturschutzwächter sei im Gespräch. Der Heideflächenverein alleine werde sich schwer tun.

Bis die Bürger endlich offiziell ihr neues Naherholungsgebiet betreten und nutzen dürfen, wird allerdings noch einige Zeit verstreichen. »Es wird bis zu eineinhalb Jahre dauern, bis das Wegekonzept erstellt ist«, erzählt Rolf Zeitler. Bis dahin werde das gesamte Gelände noch nach alter Munition durchforstet.

Ist das Gelände dann endlich begehbar, könnte die Aussage von Singhammer zutreffen. Er rief in die Runde: »Für das was hier entsteht, werden wir bald von ganz Deutschland beneidet.« Andreas Weiß

Artikel vom 03.07.2007
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