BA und Stadt streiten wegen antisemitischer Äußerungen des früheren Bischofs

Maxvorstadt · Zoff um die »Meiserstraße«

Rot sieht Grünen-Stadtrat Benker wenn es um Bischof Meiser (Landesbischof, sondern auch Judenhasser) und dessen Straße geht. F: nan, Ar.

Rot sieht Grünen-Stadtrat Benker wenn es um Bischof Meiser (Landesbischof, sondern auch Judenhasser) und dessen Straße geht. F: nan, Ar.

Maxvorstadt · Darf eine prunkvolle Münchner Straße nach jemandem benannt sein, der sich rassistisch und antisemitisch geäußert hat? Auf gar keinen Fall, findet Stadtrat Siegfried Benker (Grüne). Die Mehrheit des Bezirksausschusses der Maxvorstadt (BA 3), in der die betreffende Straße – die Meiserstraße – angesiedelt ist, sieht das anders: Für BA-Chef Klaus Bäumler (CSU) etwa ist »die Auslöschung von Straßenschildern keine Vergangenheitsbewältigung«.

Hans Meiser, lutherischer Landesbischof von 1933 bis 1955 und Namenspatron der Straße, hatte sich zwar zeitlebens um die Kirche verdient gemacht, aber unbestreitbar auch Antisemitismus gepredigt. Ein Zitat des evangelischen Kirchenmannes: »Gegen diese Art von Verjudung unseres Volkes können wir nicht energisch genug ankämpfen.« Dennoch wurden wegen seines kirchlichen Engagements diverse bayerische Straßen in der vergleichsweise unkritischen Nachkriegszeit nach dem Bischof benannt; München ehrte ihn so in seinem Todesjahr 1956. Ein Skandal – fanden die Rathaus-Grünen denn auch 43 Jahre später: 1999 beantragten sie, die Straße umzubenennen, was die Stadtrats-Mehrheit abgelehnt hatte.

Einige Jahre später allerdings, im Januar 2007, hatte der Nürnberger Stadtrat entschieden, die dortige Bischof-Meiser-Straße in »Spitalgasse« umzutaufen. Woraufhin die Münchner Grünen erneut aktiv wurden. »Wir wiederholten unseren Antrag: Die Meiserstraße ist als solche nicht mehr haltbar«, erklärte Benker im Gespräch mit dem Münchner Zentrum. Der BA 3 hingegen sprach sich auf seiner jüngsten Sitzung mehrheitlich gegen die Umbenennung aus. »Würde man alle Straßen umtaufen, die an Menschen erinnern, die sich antisemitisch geäußert hatten – dann hätten wir viel zu tun in der Stadt«, sagte Bäumler. »Außerdem unterscheidet sich die Situation in München von der in Nürnberg: In der hiesigen Straße agierte Meiser, sie ist ein historischer Ort. Die Beibehaltung des Straßennamens in augenfälliger Nähe zu den Relikten der NS-Zeit ermöglicht geschichtliches Lernen im öffentlichen Raum.«

Und wieso sollte man, fügte er verschmitzt hinzu, die Landeskirche, die ihren Sitz in der Meiserstraße hat, vom Namen ihres umstrittenen Bischofs befreien? Bäumlers Vorschlag: Die Meiserstraßen-Schilder sollten mit Zusatzinformationen zur Person ergänzt werden.

»Das ist verkehrt herum gedacht«, findet dagegen Benker. »Wir taufen die Straße um, und stellen dort Schilder auf, die erklären, warum sie früher Meiserstraße hieß. Es ist doch absurd, darüber zu informieren, warum die Straße eigentlich anders heißen müsste.« Kirsten Bärmann-Thümmel, Grünen-Mitglied des BA 3, findet es merkwürdig, jemanden wie Meiser in einer stattlichen Straße präsent zu halten, »solange es im Viertel nur ein paar popelige Wege und einen jämmerlichen Platz für Widerstandskämpfer« gibt.

Die Meiserstraße künftig einem protestantischen Widerstandskämpfer zu widmen, hielte Benker für eine gute Idee: »Wir baten die Landeskirche, hierzu einen Vorschlag zu machen«, verrät er. »Allerdings spricht sich diese gegen eine Umbenennung der Meiserstraße aus – und wird daher wohl keine zu ehrende Person vorschlagen.«

Am 5. Juli wird der städtische Kommunalausschuss endgültig über die Akte Meiser entscheiden. Benker ist guter Dinge: »SPD und Oberbürgermeister scheinen sich dem Grünen-Antrag anzuschließen.« N. Nöhmaier

Rot sieht Grünen-Stadtrat Benker wenn es um Bischof Meiser (Landesbischof, sondern auch Judenhasser) und dessen Straße geht. F: nan, Ar.

Artikel vom 26.06.2007
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