Azubis werden im besten Fall mit befristeten Teilzeitverträgen abgespeist

München - Keine Zukunft bei der Post

„Danke für Ihre Geduld“: Für Werbebroschüren gibt die Deutsche Post zig Millionen Euro aus; wenn es allerdings darum geht, ihren Azubis eine Zukunftsperspektive zu bieten, schnallt sie den Gürtel enger. Bild: Archiv

„Danke für Ihre Geduld“: Für Werbebroschüren gibt die Deutsche Post zig Millionen Euro aus; wenn es allerdings darum geht, ihren Azubis eine Zukunftsperspektive zu bieten, schnallt sie den Gürtel enger. Bild: Archiv

„Ein auf sechs Monate befristeter Vertrag mit einer Wochenarbeitszeit von 19,25 Stunden – wie soll ein junger Mensch unter solchen Bedingungen eine Familie ernähren?“ Anton Hirtreiter, Leiter des Fachbereichs Postdienste bei der Gewerkschaft Verdi in Bayern, findet die Personalpolitik der Deutschen Post „absolut verwerflich“, weil sie jungen Menschen jede Zukunftsperspektive raube.

Denn: Der erfolgreiche Konzern übernimmt nur zwei Drittel seiner Auszubildenden, wie Hirtreiter beklagt; außerdem würde ein Großteil der neuen Mitarbeiter lediglich einen auf ein halbes Jahr befristeten Teilzeit-Vertrag erhalten.

Dabei sei beim Bonner Konzern genügend Arbeit vorhanden: regelmäßig würden die festangestellten Kollegen Überstunden schieben; wenn einer von ihnen Urlaub macht, gerate der laufende Abteilungsbetrieb ins Wanken. Dazu kommt, dass den Teilzeit-Arbeitern nach Verdi-Angaben angeboten wird, auf freiwilliger Basis zusätzlich für den Konzern zu malochen – allerdings zu untertariflichen Konditionen. „Hier beweist die Post, dass genug Arbeit da ist, um alle ausgebildeten Fachkräfte mit der vollen Arbeitszeit zu übernehmen“, wettert Hirtreiter.

Auch das Argument, die Post müsse sparen, lässt der Verdi-Sprecher nicht gelten: in Zeiten, in denen der Konzern zig Millionen Euro für Werbebroschüren ausgibt, könne er nicht behaupten, dass er sich keine Neueinstellungen leisten könne.

Diese aber lehnt das Unternehmen rigoros ab: es wolle flexibel auf eventuelle Negativ-Entwicklungen, die mit der Liberalisierung des Postmarktes einhergehen könnten, reagieren können. Hirtreiter: „Anstatt jungen Menschen eine Zukunftsperspektive zu geben, werden sie durch unseriöse Verträge als Manövriermasse eingesetzt.“

Der Bonner Konzern sieht das anders: „Wir bilden aus sozialer Verantwortung über unseren Bedarf aus“, sagt ein Post-Sprecher. „Es ist unfair, uns vorzuwerfen, dass wir nicht alle übernehmen.“ Von Nadine Nöhmaier

Artikel vom 21.06.2007
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...