Albrecht Ackerland über Hubers Kunst

München - „Da schau her“

Da hatte unser Huber Erwin schon wieder eine Wahnsinns-Idee: Sein schönes Wirtschaftsministerium, das sich in unseren Normalo-Augen eher mit Schnödem beschäftigt, dieses sonst so schöne Haus also beherbergt neuerdings: Kunst.

Kunst und Ökonomie, da könnte man sich jetzt so einiges zusammenreimen. Kunst: ist kritisch. Kunst: nimmt herrschende Zustände nicht einfach so hin. Kunst: ist aber auch ein Wirtschaftsgut, eine Tätigkeit wie geistiger Zustand, deren Ergebnisse mitunter sehr hohe Gewinne erzielen – doch zu oft hat der Künstler von den Milliönchen, die eines seiner Werke nach dem Tod auf Versteigerungen eingebracht hatte, nichts mehr einstecken können; wie auch, das letzte Hemd hat bekanntlich eher kleine Taschen.

Kunst im bayerischen Wirtschaftsministerium? Marxistisch angehauchte Gemälde mit ausgemergelten Arbeitern zwischen symbolisch übergroßen Zahnrädern – der Kleine in den Mühlen der Industrie – oder sowas?

Freilich nicht. Wir sind in Bayern, und das bayerische Wirtschaftsministerium unterhält sich eine spezielle Werbeabteilung, die ganz frank und frei „Invest in Bavaria“ heißt. Dessen Sprecher trägt übrigens sehr lange und sehr verfilzte Haare im Stile der jamaikanischen Rastafari, was seinen Boss, den Erwin aus Niederbayern, gleich noch sympathischer macht! Ein Langhaariger im bayerischen Wirtschaftsministerium? Hut ab vor so viel Toleranz!

Mit diesem Hintergrundwissen überrascht es dann eben auch gleich etwas weniger, wenn der Erwin sich die Kunst ins Haus holt. Aber, wie wir zuvor gelernt haben, kapitalismuskritische Kunst aus verständlichen Gründen wohl kaum hereingebeten wird, braucht es einen anderen Aufhänger. Kein Problem, wir sind ja in Bayern. Und weil der Erwin ein fleißiger Schüler vom Franz Josef war, hat er auch den in unserem Heimatlande so geliebten Kult um eine Person kennengelernt.

„Kunst kommt von Kult“, hat der Erwin bei einem schönen Weißbier erkannt. Nur hat er – so viel katholische Bescheidenheit hat ein Niederbayer vom Schlage Hubers – noch nicht die volle Größe eines Strauß’ erreicht. Sich selbst von 50 Künstlern malen zu lassen, fällt also aus. Doch was wäre unser Huber ohne Idee: Warum nicht einen Namen als Aufhänger für eine Ausstellung nehmen, wenn der Name praktischerweise „Huber“ lautet? Jetzt dürfen also alle möglichen Künstler mit Namen „Huber“ ausstellen – quasi das Gegenteil von linker Gleichmacherei. Ein Meisterstück. Hoch lebe der größte Künstler unseres Landes! Jetzt fehlen nur noch Dreadlocks auf dem Huber-Haupt, dann sticht er den Seehofer Horst mit links aus. Oder mit rechts?

Artikel vom 21.06.2007
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...