Gilbert & George: Große Ausstellung im Haus der Kunst

Lehel · 40 Jahre lebende Skulpturen

Gilbert & Georges »Fates« von 2005.	Foto: The Artist Courtesy Jay Jopling / White Cube (London)

Gilbert & Georges »Fates« von 2005. Foto: The Artist Courtesy Jay Jopling / White Cube (London)

Lehel · Ab Sonntag, 10. Juni, ist im Haus der Kunst, Prinzregentenstraße 1, »Gilbert & George. Die große Ausstellung« (bis 9. September) zu sehen – als Zusammenarbeit der Tate Modern, London mit Haus der Kunst. Sie stellt das künstlerische Werk von Gilbert & George aus vierzig Jahren vor.

Gilbert ist Südtiroler und hat übrigens in München studiert, bevor er nach London wechselte. »Man hat uns beigebracht, wie man entweder Lehrer wird oder Skulpturen anfertigt, die vor Häuserfassaden stehen«, sagt er heute über seine Münchner Studienjahre. 1970 sind Gilbert & George mit dem Lied »Underneath the Arches« in der Münchner Galerie Heiner Friedrich aufgetreten.

Präsentiert werden nicht nur Bilder. Die Schau umfasst die gesamte Spannbreite der Medien, mit denen sich die Künstler beschäftigt haben: Dokumentationen zu den Auftritten als »living sculptures«, Bücher, die großformatigen Zeichnungs-Installationen aus den frühen 70er-Jahren, Postkartenskulpturen und Filme. Auf diese Weise kann die formale und konzeptuelle Entwicklung des Künstlerduos verfolgt werden, von der Ausweitung des Skulpturbegriffs bis zur Vorwegnahme der Fotografie als entscheidendem Diskurs in der zeitgenössischen Kunst.

Zu den Kunstwerken, die in der Tate Modern gezeigt werden, kommt im Haus der Kunst eine sechsteilige Bildgruppe großformatiger Kohlezeichnungen aus dem Jahr 1971 hinzu, »There Were Two Young Men«; sie wird zum ersten Mal seit 30 Jahren ausgestellt.

Gilbert und George haben sich 1967 in London kennen gelernt, in der Bildhauerklasse der St. Martin’s School of Art. Seitdem sind sie ein Paar, in der Kunst wie im Leben. Nach Abschluss der Akademie hatten sie den Eindruck, mit leeren Händen dazustehen: ohne Galerie, ohne Atelier, jedoch mit einem bedeutenden Einfall: Sie erklärten sich kurzerhand selbst zu einem Kunstwerk und traten als lebendige Statuen (»living sculptures«) auf. Gilbert & George haben sich nie gescheut, Tabus anzugehen; erst vor kurzem haben sie ihre Körperflüssigkeiten mit dem Mikroskop untersucht und posierten, dem Jugendideal zum Hohn, vollkommen nackt.

Ihre Ergründung des eigenen Körpers und des eigenen Ich ist schonungslos bis hin zur Selbstentblößung und Verwundbarkeit. Die Bilder spiegeln den Reichtum menschlicher Empfindungen; so greifen Gilbert & George auch auf das Kreuz und die Kreuzigung als ungewöhnlich kraftvolles Bild für menschliches Leid zurück.

Artikel vom 05.06.2007
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