München bietet ein prima Klima für Kakerlaken, Ratten und Tauben

München - Das große Krabbeln

Die orientalische Schabe, Kakerlake genannt, fühlt sich pudelwohl in München.

Die orientalische Schabe, Kakerlake genannt, fühlt sich pudelwohl in München.

Kakerlaken, das wird immer wieder behauptet, seien die einzigen Lebewesen, die einen weltweiten Atomschlag überleben würden. Ob das stimmt, sei Wissenschaftlern zufolge dahingestellt – Fakt ist, dass sie bei mildem Wetter und einem milden Winter, wie dem vergangenen, wunderbar gedeihen: „Nur wenige Kakerlaken sind in München erfroren, sie haben vielmehr für eine große Nachkommenschaft gesorgt“, bestätigt jedenfalls Falk Schurter, Kammerjäger aus Unterschleißheim und aktives Mitglied im Deutschen Schädlingsbekämpferverband.

„Unsere Geschäfte jedenfalls laufen sehr gut.“ Er schätzt, dass sein Unternehmen heuer rund 30 Prozent öfter ausrücken muss als im Vorjahr. Was im Umkehrschluss bedeuten könnte, dass 30 Prozent mehr Kakerlaken durch die Stadt krabbeln. Dazu kommt, dass sich auch Münchens Ratten und Tauben – bedingt durch das gute Wetter – fröhlich fortpflanzen.

Sie mögen’s gerne warm. Dabei ist es ihnen völlig wurst, ob sie in einer Parfümerie oder in einer Bäckerei, in einem dunklen Keller oder unter einer Spülmaschine hausen: Orientalische Schaben, wie die gefürchteten Kakerlaken von Fachleuten genannt werden, fühlen sich in München pudelwohl, wie Schädlingsbekämpfer Schurter sagt. Er findet sie bei Einsätzen im ganzen Stadtgebiet verteilt.

Bevorzugt allerdings halten sie sich in der Innenstadt auf: „Sie überwintern gerne in U-Bahn-Schächten, weil es dort wärmer ist als anderswo in der Stadt. Im Sommer verbreiten sie sich dann von dort in die umliegenden Straßen.“ Durch Kellerfenster und Türen krabbeln sie schließlich in die Wohnungen und Geschäfte der Münchner. Ist die Wohnung einmal befallen, bleibt einem meist nur der Anruf beim Kammerjäger: „Wirksam bekämpft man die Kakerlaken nur, wenn man deren Biologie versteht“, ist Schurter überzeugt.

Seine „Aufträge“ erledigt er übrigens mit Hilfe von neutralen Fahrzeugen – denn obwohl die Kakerlake überall in München lebt, schauen die Nachbarn oft hämisch.

Ein Patentrezept gegen die ekligen Insekten gibt es übrigens nicht: „Sauberkeit kann helfen – ist aber keine Garantie“, glaubt Schurter. Doch nicht nur Kakerlaken lassen Schurters Branche in diesem Jahr florieren – Münchens Kammerjäger rücken auch den städtischen Tauben zu Leibe, die bei den warmen Temperaturen recht paarungsfreudig sind: „Früher haben Tauben einmal im Jahr gebrütet, im vergangenen Jahr hingegen – animiert durch das schöne Wetter – gleich drei Mal. Tendenz weiter steigend“, sagt Schurter.

Weil die „Ratten der Lüfte“ beziehungsweise deren Parasiten Krankheiten übertragen können – und weil sich ihr Kot in hiesige Häuserfassaden ätzt, werden er und seine Kollegen häufig zur Abwehr gerufen. Für den Kampf gegen die echten Münchner Ratten ist dagegen laut Infektionsschutzgesetz zunächst die Stadt selbst zuständig: drei Gesundheitsinspektoren sind eigens dafür angestellt, die Nager ausfindig zu machen und diese zu dezimieren, wie Maximilian Abriel, stellvertretender Fachgebietsleiter für Kreisverwaltungsaufgaben im Gesundheitsamt, sagt.

Im privaten Bereich haben alle Hausbesitzer die Pflicht, ihrerseits gegen die Nager vorzugehen. Wie viele Ratten in der Stadt hausen, könne man übrigens nicht schätzen, 400 Mal allerdings mussten die städtischen Rattenfänger im vergangenen Jahr wegen der Nager ausrücken; dazu kamen präventive Maßnahmen an den sogenannten „befallssensiblen Stellen“ in der Stadt, etwa am Isarufer.

Ob sich die städtischen Ratten aufgrund der warmen Temperaturen in diesem Jahr extrem vermehrt haben, konnten Abriel und seine Mitarbeiter noch nicht mit Sicherheit feststellen – „aber weniger Ratten sind es bestimmt nicht geworden. Wir erwarten für dieses Jahr zumindest eine leichte Steigerung ihrer Population.“ Bevorzugt halten sich die Tiere übrigens in den Isarauen, in der Altstadt – wo Touristen ihre Brotzeit auspacken – und an allen öffentlichen Grillplätzen auf.

„Eine erste Regel im Kampf gegen Ratten ist, nirgends Essensreste liegen zu lassen“, sagt Abriel. „Diese sollen auch nicht durch die Toilette gespült werden, dadurch würden Ratten in den Abwasserkanälen Futternachschub bekommen.“

Ratten, Tauben, Kakerlaken – mit welchen weiteren Plagen müssen wir in diesem Jahr in der Stadt rechnen? Schädlingsbekämpfer Schurter: „Ich gehe davon aus, dass wir heuer extrem viele Ameisen und Wespen haben werden. Grundsätzlich jedenfalls genießen alle Insekten die aktuelle Wetterlage.“

Artikel vom 24.05.2007
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