Berufsbezogene Lernhilfe R18 bekommt Gütesiegel für pädagogische Arbeit

Milbertshofen · Spagat mit Auszeichnung

Eine ausgezeichnete Mannschaft: Die R18-Radlwerkstatt in Milbertshofen wird morgen mit dem Gütesiegel »Soziale und berufliche Integration« geadelt. gf

Eine ausgezeichnete Mannschaft: Die R18-Radlwerkstatt in Milbertshofen wird morgen mit dem Gütesiegel »Soziale und berufliche Integration« geadelt. gf

Milbertshofen · Wer einen Platten hat, weiß eine Fahrradreparaturwerkstatt zu schätzen. Wenn aber Jugendlichen mit der Reparatur eines defekten Drahtesels auch noch geholfen werden kann, bringt man sein Fahrrad vielleicht lieber zur R18 am Wallensteinplatz. Der Fahrradservice der berufsbezogenen Lernhilfe wird am morgigen Donnerstag mit dem Gütesiegel »Soziale und berufliche Integration« der Landesarbeitsgemeinschaft Jugendsozialarbeit für seine pädagogische Arbeit an Jugendlichen mit Lernschwierigkeiten ausgezeichnet.

Seit 1991 bietet die Einrichtung jungen Menschen bis 25 Jahre, die mit allem was mit Schule und Lernen zu tun hat, Schwierigkeiten haben, die Möglichkeit im Beruf des Fahrradmonteurs zu arbeiten, oder sogar eine Ausbildung in diesem Beruf zu machen. Im Gegensatz zur gängigen Ausbildung zum Zweirad-Mechaniker, dauert diese theorieverkürzt nur zwei Jahre. Übernommen wird anschließend jedoch keiner der Auszubildenden.

Neben drei Ausbildungsplätzen bietet die R18-Werkstatt auch zehn befristete Arbeitsplätze, die nicht länger als ein Jahr an einen Jugendlichen vergeben werden. Ziel ist es in dieser Zeit einen anderen Betrieb zu finden, der die Jugendlichen zukünftig beschäftigt.

Seit 2002 befindet sich R18 in Milbertshofen, davor war die Werkstatt in Moosach. »Wir beschäftigen Jugendliche, die aus dem Raster gefallen sind«, erklärt der Leiter der Einrichtung, Fritz Winbeck. Vermittelt werden die Jugendlichen von den Sozialbürgerhäusern der einzelnen Stadtteile oder vom Jugendamt. Stimmt die Chemie, laden die pädagogischen Fachkräfte zum Probearbeiten ein. Dabei werden Stärken und Schwächen ausgelotet: »Im übertragenen Sinn bringt jeder einen schweren Rucksack vollgepackt mit individuellen Schwierigkeiten mit. Wir schauen, ob wir den einen oder anderen Stein da rausnehmen können«, beschreibt Winbeck den pädagogischen Ansatz. Pünktlichkeit sei ein solcher »Stein«, über den manch Jugendlicher im Berufsleben schon gestolpert ist.

Wer damit auch bei R18 Probleme hat, wird jedoch nicht gekündigt, sondern muss eine Zielvereinbarung treffen, pünktlicher zu werden. Der Spagat zwischen pädagogischer Einrichtung und gewinnorientiertem Unternehmen ist kein leichter, weiß Winbeck. »Vom Gesetzgeber sind dreißig Stunden pro Woche vorgegeben, die heißt es dann auch zu arbeiten.«

Das hält nicht jeder durch. 20 bis 50 Prozent der Jugendlichen bei R18 brechen ihr Engagement vorzeitig ab. Die hohe Fluktuation liege laut Winbeck vor allem an der mangelnden Motivation vieler. »Die meisten sehen vordergründig nur, dass sie nicht mehr als ein Jahr bleiben.« Dass dieses Jahr ein sehr lehrreiches sein würde und die entscheidenden Weichen für eine berufliche Zukunft stellen kann, sei vielen auf den ersten Blick nicht bewusst.

Mit dem Gütesiegel erfährt die R18-Werkstatt zwar eine landesweite Auszeichnung – allerdings ist damit keine direkte Finanzspritze verbunden. Winbeck hofft dagegen auf finanzielle Zuwendungen seitens der Zuschussgeber. »Die Träger sollen wissen, dass ihr Geld bei uns gut angelegt ist«, so Winbeck, und dafür stehe ab morgen schließlich ein eigenes Gütesiegel Pate. K. Schubert

Artikel vom 22.05.2007
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