Albrecht Ackerland über Maibäume

München - „Da schau her“

In unserer Mitte gibt es Aufständische, Anhänger einer Kultur, die nun wirklich nichts mit unserer Stadt zu tun haben. München ist eine Großstadt. So wie Hannover, New York oder Bochum. Ländlicher Traditionskitsch hat hier freilich nichts zu suchen. Das einzige, was München mit dem zu belächelnden Bauern-Bayern zu tun hat, ist die zufällige geographische Lage.

Eine Stadt, eine Großstadt, eine Weltstadt, eine Metropole wie München lebt von ihrem Charme aus Beton, Asphalt, von ihren Fußgängerzonen, die überall im Universum mit den gleichen Handelsketten bestückt sind. Das macht München so lebenswert.

Ein paar Unverbesserliche in unserer Mitte – genauer: an unserem Rand – wollen das einfach nicht verstehen. Der Hort des bajuwarisierenden Grauens ist Laim. Ganz besonders verwundert das – ist Laim doch ein Teil des modernen münchnerischen Stadtkerns. Nicht wie etwa die Au, die bis vor wenigen Jahren noch ein echtes Dorf war, ein ländliches Idyll, das so gar nichts mit der Großstadt München zu tun hatte. Wo sonst hätte das recht einfache Gemüt Karl Valentin erwachsen können? Sicher nicht in einem Teil des schon immer unglaublich urbanen Münchens. Wäre der Valentin in Laim aufgewachsen, wäre wenigstens etwas aus ihm geworden. Höherer Staatsdienst oder so.

Wahrscheinlich handelt es sich bei den Laimer Aufständischen um Zuagroaste aus dem doch recht unfeinen Miesbach oder aus Rosenheim, die nun unbedingt ihre einer Stadt so fremden vorzeitlichen Urmenschen-Sitten ausleben wollen. Eine Frechheit. Wer zu Gast ist, hat sich anzupassen.

Ich weiß nicht, ob die Mitglieder im Laimer Bezirksausschuss, die so vehement das Aufstellen eines Maibaus blockieren, alle gebürtige Münchner sind. Ich weiß auch nicht, ob die These stimmt, dass die Gschaftligkeit von Ausschussmitgliedern zunimmt, je geringer es um die Macht ihres Gremiums bestellt ist.

Immerhin weiß ich, dass ein Bezirksausschuss eine demokratische Zelle ist, deren Mitglieder die Interessen ihrer Viertelbewohner zu vertreten haben. Ein Bezirksausschuss hat nichts mit der Bewältigung eigener Geltungssucht zu tun.

Ich glaube kaum, dass ein einziger Laimer ernsthaft gegen einen Maibaum sein kann – außer freilich, er sitzt in einem Bezirksausschuss und hat endlich einmal die Chance, Macht auszuspielen, endlich einmal selbst etwas zu verbieten, zu gschafteln des Gschaftelns wegen. Ich glaube, dass ein Traditionsstangerl wie ihn die Laimer Maibaumfreunde aufstellen wollen, mindestens genausogut passt, wie das Stangerl, das auf dem Viktualienmarkt steht. Denn: München ist bekanntlich ein Millionendorf, und zwar ein bayrisches. Wer das nicht kapiert, wem das nicht passt, sollte sich schleunigst einen Platz in einem anderen Gremium suchen. In Hannover sind angeblich bald Wahlen.

Artikel vom 26.04.2007
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