Ausstellung: 100 Jahre Deutscher Werkbund

Maxvorstadt · Vom Sofakissen zum Städtebau

Peter Behrens »Werkbund-Paket«, eine Verpackung für Bahlsen-Kekse, 1914.

Peter Behrens »Werkbund-Paket«, eine Verpackung für Bahlsen-Kekse, 1914.

Maxvorstadt · Im Oktober 1907 schlossen sich zwölf Künstler und Architekten, darunter Peter Behrens, Josef Hoffmann und Richard Riemerschmid sowie zwölf Firmen in München zum Deutschen Werkbund zusammen. Die Zielsetzung, die gesamte industrialisierte Lebenswelt »Vom Sofakissen bis zum Städtebau« (Hermann Muthesius) nach künstlerischen Gesichtspunkten zu »veredeln« und mit »gut« geformten Objekten die Bevölkerung kulturell zu »erziehen«, bestimmte die Arbeit des Deutschen Werkbunds bis ins letzte Drittel des 20. Jahrhunderts.

Wenn sich heute Unternehmen um ein einheitliches Erscheinungsbild, eine Corporate Identity, bemühen und wenn weltweit ein allgemeines Verständnis für die Gestalt von Industrieprodukten vorhanden ist und »industrieal design« an Hochschulen unterrichtet, von Wirtschaftsunternehmen entwickelt und in Museen ausgestellt wird, dann ist dies in erster Linie ein Verdienst des Deutschen Werkbundes. Im Architekturmuseum der Pinakothek der Moderne, Barer Straße 29, ist jetzt bis 26. August die Ausstellung »100 Jahre deutscher Werkbund« zu sehen.

Dem Werkbund gehörten einige der berühmtesten deutschen Künstler und Architekten des 20. Jahrhunderts an, darunter Walter Gropius, Ludwig Mies van der Rohe, Hans Poelzig oder Egon Eiermann. Die vom Werkbund organisierte Weißenhofsiedlung in Stuttgart 1927 mit Bauten von Le Corbusier, J. J. P. Oud oder Hans Scharoun zählt bis heute zu den bedeutendsten und international berühmtesten Beispielen moderner Architektur des 20. Jahrhunderts.

In den zwanziger Jahren war der Deutsche Werkbund an führender Stelle an den wichtigsten Experimenten zur Formfindung für die kommende von Technik, Internationalität und Mobilität gekennzeichnete Welt beteiligt. Nach der »Gleichschaltung« während der Zeit des Nationalsozialismus konnte bereits 1949 eine große Werkbundausstellung in Köln organisiert werden, die Maßgaben und Maßstäben für den Wiederaufbau liefern sollte.

Mit der Tagung »Die große Landzerstörung« 1959 verwies der Werkbund erstmals auf die Probleme der Umwelt und wandte sich von den Fragen der Produktion zu den Problemen des Gebrauchs. Nicht mehr die »gute Form«, sondern der richtige Umgang mit Produkten und den Folgen des Konsums stand im Vordergrund. Der Werkbund wandelte sich von einer »Gesinnungsgemeinschaft« zu einer »Aktionsgemeinschaft«, die bis heute mahnend und anregend wirkt.

»100 Jahre Deutscher Werkbund« wird anhand von zirka 500 Exponaten eines der bedeutendsten Kapitel der deutschen Kultur- und Wirtschaftgeschichte des 20. Jahrhunderts präsentieren. Plakate, Modelle, Möbel, Design, Zeichnungen und Fotografien vermitteln ein anschauliches Bild der Leistungen des Deutschen Werkbundes. Führungen sind unter anderem am Donnerstag, 26. April und am 10. Mai.

Artikel vom 18.04.2007
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...