Historischer Umzug am 29. April: Moosach feiert seinen 1200. Geburtstag

Moosach · Marsch ins Mittelalter

Federhut statt Baseballcap: So liefen die Mensch im Mittelalter durch Moosachs Straßen und Gehöfte (re. Gesamtvereinsvorsitzender Karl Bucher).Foto: ras

Federhut statt Baseballcap: So liefen die Mensch im Mittelalter durch Moosachs Straßen und Gehöfte (re. Gesamtvereinsvorsitzender Karl Bucher).Foto: ras

Moosach · In Moosach fällt das Mittelalter ein: Zum Auftakt der 1200-Jahr-Feiern des Stadtteils findet am Sonntag, 29. April, ab zehn Uhr ein historischer Umzug mit rund 1.000 Einheimischen statt, Start ist am Claudiusplatz, Ecke Pelkovenstraße. Um ein Gefühl für die Historie zu bekommen, sind einige der Darsteller bereits am vergangenen Wochenende bei einer Kostümprobe in geschichtsträchtige Gewänder geschlüpft.

Der Moosacher Anzeiger hat in die Umkleidekabine gelinst… Der Moosacher Biologie-Professor Manfred Abeska hat ein großes Vorbild: den »edlen« Sicco aus dem 9. Jahrhundert, der dafür sorgte, dass das Dorf Moosach am 4. Juni 807 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Als Abeska bei der Kostümprobe in eine Tunika schlüpft, eine mit grünen Perlen besetzte Gürtelschnalle festzurrt, die Bänder seiner Lederschuhe an der weißen Leinenhose befestigt und die Schriftrolle mit der ersten Moosacher Erwähnung auspackt – dann sieht er genau so aus, wie er sich Sicco vorstellt: »Die Schuhe habe ich übrigens selbst genäht«, erzählt Abeska stolz. »Die Anleitung dafür habe ich aus dem Internet geholt.« Abeska ist einer von vielen Moosachern, die im Januar diesen Jahres beschlossen haben, ihrem Stadtviertel zum Geburtstag zu huldigen.

Seither haben sich die Bürger in die Geschichte Moosachs eingearbeitet – und für ihre Kostümierungen die passenden Stoffe erworben. Schließlich haben sie Kleider genäht, Hüte drapiert, Soutanen und Chorhemden gebügelt – und sogar ein Fahrrad aus Urgroßmutters Zeit auf Vordermann gebracht. Hierauf wird sich Max Satzik am 29. April schwingen und wie sein Vorbild, Gemeindediener Georg Fichtner, die Dachauer- und die Pelkovenstraße entlang radeln. Was jener anno 1913 täglich gemacht hatte, zu einer Zeit also, als Moosach gerade noch eine eigenständige Kommune war.

In jenem Jahr tagte der Moosacher Gemeinderat übrigens zum letzten Mal, bevor das Dorf von München »geschluckt« wurde. Mit seinem gezwirbelten Bart und in seiner blauen Uniform jedenfalls sieht Satzik aus wie ein Gendarm zu Kaiser Wilhelms Zeiten. Mit erhobenem Haupt wird auch Karl Bucher einher schreiten. Über seine Rolle darf er sich ganz besonders freuen: Keinen Geringeren als den Freiherrn von Pelkoven wird er darstellen, der 1609 geboren wurde und dem die Moosacher ihr Schlössl am St.-Martins-Platz zu verdanken haben. »Ohne von Pelkoven sähe unser Kulturleben um einiges dürftiger aus«, ist Bucher überzeugt. Doch was wäre das Mittelalter ohne Bauern und fahrende Gesellen, die immerhin 98 Prozent der Bevölkerung ausmachten?

Die Moosacherin Anna Himmel jedenfalls wird beim Umzug im wahrsten Sinne des Wortes eine Last zu tragen haben, muss sie doch eine steife, hölzerne Kraxn schultern und sich als einfache Marktfrau ihren Weg durch die hohen Damen und Herren bahnen. Genau wie Bauer Georg Patzenhofer, der 1.000 Jahre nach der Marktfrau gelebt – und 1850 eine Moosacher Brauerei gegründet hatte. Heinz Seidenschwann, der den Bauern verkörpert, kann es kaum erwarten, beim Umzug mit Spitzhut durch Moosachs Straßen zu schreiten: »Ich freue mich riesig!« R. Sala

Artikel vom 17.04.2007
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