Ab 28. April: Bundesweites Theaterfestival im Münchner Volkstheater

Maxvorstadt · Radikal junges Theater

»Viel Lärm um Nichts« im Zirkuszelt auf dem Königsplatz, eine Abwandlung vom Shakespeare-Klassiker. Foto: Hans Jörg Michel

»Viel Lärm um Nichts« im Zirkuszelt auf dem Königsplatz, eine Abwandlung vom Shakespeare-Klassiker. Foto: Hans Jörg Michel

Maxvorstadt · Knatternde Motorräder und Tortenschlachten in einem riesigen weißen Zelt zwischen Glyptothek, Antikensammlung und Propyläen: Am 1. Mai wird der unkundige Münchner glauben, dass ein Zirkus auf dem Königsplatz gastiert. Doch knapp daneben: Im Zelt wird eine Inszenierung von William Shakespeares »Viel Lärm um nichts« als ein Beitrag zum Volkstheater-Festival »Radikal jung« geboten.

Das bundesweite Theaterfestival präsentiert zum dritten Mal eine junge Generation von maximal 30-jährigen Regisseuren, und ist das Einzige seiner Art im gesamten deutschsprachigen Raum. Von 28. April bis 6. Mai werden neun Stücke gezeigt. Das weiße Shakespeare-Zelt stand im vergangenen Sommer bereits am Hamburger Hafen – und was darin aufgeführt wurde, ließ das hansestädtische Publikum in Begeisterungsstürme ausbrechen. Ein voller Erfolg für das verantwortliche Thalia-Theater – es gab damals »viel Lärm um viel«, könnte man kalauern.

Der Theaterregisseur David Bösch, der Shakespeare rasant und witzig inszeniert hatte, knüpft mit seiner Zelt-Aufführung an eine Urform des Theaters an: Das fahrende Volk kommt mit seiner Kunst in die Stadt. Schon im vergangenen Jahr hatte übrigens ein anderer Beitrag des Hamburger Thalias in München begeistert, als die gebürtige Linzerin Christine Eder mit ihrer »Antigone«-Inszenierung ins Volkstheater kam, ein durchgeknalltes wie aufs Wesentliche konzentriertes Stück. Mittlerweile führt Eder regelmäßig im Volkstheater auf – Frank Wedekinds »Frühlings Erwachen« etwa, das Stück, mit dem sich das Haus an der Brienner Straße bei seinem dritten »Radikal jung«-Festival selbst präsentiert.

40 Inszenierungen in Theatern von Wien bis Hamburg haben die drei Juroren im Vorfeld von »Radikal jung« gesehen, der Kritiker C. Bernd Sucher, die Schauspielerin Annette Paulmann und Volkstheater-Chefdramaturg Kilian Engels. »Richtige Entdeckungen« sollen laut Engels auch in diesem Jahr dabei sein. Für den selbst noch jungen Dramaturgen (geboren 1978) ist es nur logisch, dass gerade am Volkstheater ein derartiges Festival stattfindet: »Wir machen Theater für alle, ohne Rücksicht auf den Bildungshintergrund.« Gerade das junge Publikum hat ansonsten oftmals Scheu vor dem Theater, da sei es wichtig, keine Barrieren zu bauen. Das Ergebnis dieses Volkstheater-Konzepts erfreut: hierher kommt das junge Publikum zuhauf, nicht nur zu dem nun anstehenden »Radikal jung«.

Engels betont, dass junges Theater dennoch oft sehr anspruchsvoll ist: »Es gibt viele voll- wie hochwertige Inszenierungen, die dabei sehr lebendig sind.« Und emotional: »Das Stück muss bei den Zuschauern etwas auslösen, sie müssen einen Bezug zu sich selbst fühlen, egal ob die Vorlage nun modern oder klassisch ist.« Die Aufführungen freilich sind nie dröge, auch wenn ihnen Klassiker zu Grunde liegen. Shakespeare ernsthaft, beeindruckend, tief – das funktioniert auch mit Tortenschlacht und Motorrad. Florian Falterer

Artikel vom 17.04.2007
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